-28- paar Zahlen auf das Notizblatt. Irgend etwas war immer da, was ihn ablenkte, ihn hinderte, rascher voranzukommen. Eigentlich ist es schön, dachte er, wenn man sich einer Arbeit so gewiß ist. Ich weiß genau, daß ich eines Tages fertig sein werde. Vielleicht ist es in einer Nacht wie heute, oder an einem Morgen, wenn die Sonne aufgeht. Er trat ans Fenster und stieß den Flügel auf. Wie komisch das alles von unten auss^ieht, dachte er. Die Sterne sind so weit weg und die Wolken segeln so hoch. Wenn jemand vorübergeht, sehe, ich nur die Beine. Die Hauswirtin hatte ihm den ehemaligen Luftschutzraum des großen Mietshauses zur Verfügung gestellt, damit er darin ein kleines privates Laboratorium aufbauen konnte. Hier ver brachte er manchen Abend, manche Nacht. Hier kamen ihm die besten Ideen. Schmucklos war der Kellerraum ausgestattet. Weiß gekalkt die Wände, in der Mitte der große Arbeitstisch mit den vielen Kolben, Reagenzgläsern und Schalen. An der einen Wand ein großes Waschbecken und ein Regal mit Chemika lien. Und dann das Fenster von dem aus man nur die Beine der Vorübergehenden sehen konnte. Michael ärgerte sich. Alles Quatsch, dachte er. Man soll sich die Welt nie aus der Froschperspektive ansehen. Lieber oben- drüber fliegen, einen Überblick haben. Er trat wieder an den Tisch. Der wirre Haufen einzelner Blät ter sah nicht nach Überblick aus. "Froschperspektive!” lachte Michael. Er sammelte die Blätter ein und legte sie sorgfältig auf einen Stoß zusammen. Für einen Augenblick schloß er die Augen. Wie gut das tat!