17 - silbige Antworten. Am Nachmittag hatte sie wieder Bahnhofsdienst. Sie rieb sich die Finger blutig auf einem rostigen Reibeisen, mit dem sie Erbswürste für Suppe zerkleinern sollte. Aber sie rieb mit dem Mut der Verzweiflung. Die Soldaten, die auf diesem Sudeten-- deutschen Bahnhof kurze Rast machten auf der Fahrt nach der Front, sollten eine warme Suppe bekommen. Es durfte nicht um sonst sein, daß der Verwundete keine Beine mehr hatte und die Mutter eingesperrt wurde, weil sie den Krieg verfluchte. In ihrer Vorstellung verband sie die beiden Menschen, als wäre die Frau aus dem Gerichtssaal die Mutter des Soldaten auf dem kleinen Wagen, ddr seine Hände brauchte, um sich vorwärtszubewegen. Eva rieb sich die Hände blutig an der harten Erbswurst aus den Heeresbeständen. "Du hörst sofort auf damit", sagte die Scharführerin, die mit der Gruppenführerin in die Baracke trat. "Geh nach Hause. Ein deutsches Mädchen, das vor Gericht lügt, ist es nicht wert, etwas für unsere Helden zu tun." Eva stand wie erstarrt. Sie schaute auf die Scharführerin und auf die Gruppenführerin mit dem blonden Haarknoten. Aus deren Gesicht war abzulesen, daß der Beschluß nicht rückgängig ge macht wurde. Da band sie die Schürze ab, legte sie auf den Rand der großen Schüssel mit dem Erbswurstmehl und verließ die Baracke. Sie war ausgeschlossen worden, alleingelassen. Als sie die Wohnung ihrer Eltern erreichte, wurde Fliegeralarm gegeben. Ein Angriff tobte über der Stadt. Als die Entwarnungs sirene gellte, stand der Bahnhof nicht mehr ...