- 142 - Sie sah ihn verständnislos an. "Wie meinst du das?" "Das Nachher, das du meinst, Eva, ist nicht das, woran ich denke. Wir werden unseren Weg gehen, aber nicht einen gemein sam." Es fiel ihm schwer, weiterzusprechen, als er in ihre Augen sah, die erschrocken an seinen Lippen hingen. "Das kommt vor im Leben", setzte er hinzu, " daß man glaubt, sich bis in alle Ewigkeit zu lieben, und plötzlich stellt man fest, daß es eine Täuschung war. Du hast deine Welt - ich habe meine." Er machte eine Pause. Wie schwer.war doch das Lügen. Wein' doch nicht so, kleine Ev, dachte er. Mir tut es genauso weh und ich kann auch nicht heulen. Es ist notwendig und richtig so. Ich würde dich nur behindern, als Verurteilter "Das ist nicht wahr, was du da redest", schluchzte sie. Michael wandte sich von ihr ab, dem Fenster zu. Draußen hob sich die Rückwand des Gefängnisses bis an den kleinen Streifen blaßblauen Himmels, eine graugeputzte Wand mit vielen kleinen Fenstern in regelmäßiger Reihe. Alle gleich groß und alle vergittert. Wenn Eva doch endlich ginge, dachte er. 'Die Sprechzeit ist um," sagte der Wachtmeister. Er setzte beinahe entschuldigend hinzu: "Schon lange." Michael stand von seinem Stuhl auf und war fast erleichtert. Nur schnell das Ganze hinter sich bekommen. Nur fort von hier. Lieber in der Zelle die Decke anstarren als noch länger in diese Augen sehen zu müssen. "Wirst es schon überstehen, Eva", sagte er. Auf den paar Metern bis zur Tür dachte er: Es bleibt einem eben nichts er spart. Vielleicht war es auch besser so, wenn sie ihn ganz unten sah, ganz erniedrigt, dann würde es nicht so weh tun, daß sie sich trennten. Mit einem wie ihn konnte sie sowieso