der zum Verbrecher geworden ist, kann man doch nicht mehr Hieben, gleich gar nicht, wenn man eine Richterin ist. Die Sehnsucht nach ihr tat weh. Nicht nach der Richterin sehnte er sich, nach dem Mädchen Eva. Mit ihr über die Wiesen zu laufen, im nächtlichen See zu baden, danach sehnte er sich. Und nach dem Duft der Wildrosen - nie wieder würde das sein. Zwischen ihnen stand Christian Janosch. Klein, zerknittert, mit Trauer in den Augen. Er streckte die Hand aus und reichte Michael einen Strauß Heckenrosen. Michael stach säe h an den Dornen. Da lachte der Janosch Christian - spöttisch und gellend, das Versuchstechnikum stand in gleißenden Flammen, denn Michael hatte die Rosen weggeworfen und diese waren zum Feuer geworden. Überall züngelten Flammen auf, überall wo die Rosen lagen - Jemand rüttelte Michael am Arm. "Mensch, wach auf! Was träumst du bloß?" Der Trübsinnige stand an der Pritsche und hielt Michael am Arm fest. Unaufgefordert setzte er sich auf das Lager. "Laß man", sagte er. "Du bist das hier nicht gewöhnt und kommst auch sicher nicht noch mal rein. Ich kenne das hier alles genau. Aber es kotzt mich an. - Du bist doch gut dran. Paar Monate Arbeitslager, gute Führung und du kriegst Bewährung." Monoton belehrte er den Zellengenossen über die Möglichkeiten bedingter Strafaussetzung. Michael dachte: Nein, ich werde mich so verhalten, daß ich das ganze Jahr drin bleiben muß. Nun gerade! "Wenn ich raus komme, ich erschlag den Hund", sagte er. Der Trübsinnige winkte geringschätzig ab. "Das gibt sich. Ist gut, daß du noch Zeit zum Überlegen hast." Wie das so in der Untersuchungshaft ist, wissen in wenigen Tagen die Häftlinge genau Bescheid in der Strafsache ihrer Zellen-