128 - Kramer. "Warum hattest du nicht das nötige Vertrauen?” Eva hob den Blick zu ihrem Vorgesetzten, der auch ihr Genosse war. "Es wird nicht einfach sein. Ich habe diesen Weg be schritten und werde ihn auch zu Ende gehen. Auf halbem Wege umzukehren ist feige. Aber ich habe das Vertrauen zu den Genossen nicht ganz verloren. Würde ich sonst glauben, daß ihr mich verstehen werdet?" 14 In dem Augenblick, in dem das Ungeheuerliche ausgesprochen wird, dringt es gar nicht bis zum Bewußtsein vor. Erst später, wenn alles still geworden ist, dann kann man es langsam be greifen. "Ein Jahr Gefängnis", stöhnte Michael und warf sich auf seiner Pritsche hin und her. Und sie wird es morgen aussprechen, sie, EVA. Er wußte in diesem Augenblick nicht, was mehr schmerzte-: daß er so lange eingesperrt sein würde oder daß sie das Urteil über ihn sprach. Darüber war er sich im klaren: Wenn sie über ihn urteilte, dann war sie auch von seiner Schuld über zeugt, von seiner Schuld, nicht den Anteil, den $er Gräupner zumaß. Dann sprach sie nicht nur als Richterin dieses Urteil aus. Und dann liebt sie mich nicht mehr, dachte er. Einen Menschen,