125 - nicht viel übrig für solche Männer wie den Freege?" "Wie kommen Sie denn darauf?" "Weil Sie in der Verhandlung so furchtbar streng mit ihm waren", lautete die Antwort. Roland Kenter lachte: "Das ist wieder mal echt Frieda! Geben Sie’s schon zu, Sie haben was für den Jungen übrig." Eva sagte ernst: "Ich halte den Strafantrag des Staatsanwalts durchaus für richtig. Wenn wir nicht einig werden, müssen wir abstimmen." Frieda Meister schloß sich nach kurzer Diskussion der Meinung von Etoa Martin und Roland Kentner an. Nicht daß sie ihren Entschluß so rasch aufgegeben hätte, aber sie ließ sich über zeugen, daß ihre Argumente doch mehr subjektiver Natur waren. "Also bleibt es bei einem Jahr Gefängnis", sagte Eva und schloß die Akte. + Man kann so viel denken in Augenblicken, die kaum so lang sind, als man braucht, die Klinke einer Tür niederzudrücken und in ein Zimmer zu treten. Das sind die Ewigkeitssekunden, in denen man die Vergangenheit noch einmal erlebt, in einer Zeitspanne, die kaum länger währt, als ein Mensch für einen Atemzug braucht. Diesen Augenblick aber brauchte Eva, um zu erkennen, daß sie jetzt nicht aufgeben durfte. Sie mußte durchhalten. "Warum hattest du kein Vertrauen mehr zu den Genossen?" fragte Richard Kramer.