Auf dem Weg kam ihr ein Mann entgegen. Sie glaubte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Er zog vor ihr den Hut. "Guten Tag - Genossin Martin?" Erstaunt blieb sie stehen. Er stellte sich ihr vor. "Zimmermann, Fred Zimmermann, Parteisekretär im Werk des Angeklagten." Eva war voller Abwehr. Was wollte dieser Zimmermann von ihr? "Sie sind sehr objektiv in ihrer Verhandlungsführung", sagte Zimmermann und schloß sich ihr ohne Umstände an, als sie weiter gehen wollte. "Ich bewundere das an Frauen." "Für Komplimente ist das der denkbar schlechteste Augenblick", erwiderte sie ungehalten. "Nein, im Ernst. Komplimente mache ich nicht. - Aber Sie sollten auch ein wenig auf die Art des Angeklagten eingehen. Er ist ein schwieriger Charakter", sprach der Parteisekretär weiter. Wem sagst du das? dachte die Frau. "Sie können in der Verhandlung als Vertreter des Betriebes dazu sprechen", erklärte sie abweisend. Zimmermann wurde verlegen. "Ich dachte nur - man müßte ihm auch später helfen, wenn er wieder raus kommt." Du hast mehr Freunde als du denkst, Michael. Sie lächelte. "Das wird dann Ihre Aufgabe sein, ihm zu helfen, Genosse Zimmer mann." Sie erinnerte sich, daß Michael ein paarmal zur ihr über Zimmermann gesprochen hatte. Er reihte ihn nicht ein in die Gruppe der Funktionäre, denen er möglichst aus dem Wege ging. Um eine Spur freundlicher fragte sie: "Haben Sie schon bestimmte Vorstellungen?" "Wir müssen erst abwarten, wie das Gericht entscheidet", er widerte er. "Gebrauchen könnten wir ihn sofort." "Sie werden sich gedulden müssen."