- 107 - Der Staatsanwalt fragte unentwegt. Ihn störte die Wortkarg feit des Angeklagten nicht. "Sie hatten also sofort den Ge danken, sich die Abwesenheit Ihres Vorgesetzten zunutze zu machen?" "Nein." "Wann kamen Sie darauf? Hatten Sie sich vorher mit jemandem besprochen?" Der Staatsanwalt ließ nicht locker. Michael überlegte. Wann hatte er den Entschluß gefaßt, in Gräupners Abwesenheit den Versuch durchzuführen?"Ich weiß es nicht genau", sagte er. Der Entschluß war plötzlich da, dazu konnte er keinen genauen Zeitpunkt nennen. Warum hat er mit mir nicht darüber gesprochen? dachte Eva. Es stimmte ja, sie waren im Streit auseinandergegangen, aber um diesen Entschluß zu fassen, mußte er sich mit einem Menschen beraten. Sie fragte: "Hatten Sie niemanden, mit dem Sie sich beraten konnten?" "Nein." Warum bist du nicht zu mir gekommen, Michael, fragten ihre Augen. "Hatten Sie keinen Freünd oder - ein Braut?" Die Antwort kam sachlich, eine Nuance zu sachlich: "Freund hatte ich keinen? meine Braut trennte sich wenige Tage vorher von mir." Die Stimme gehorchte ihr kaum, als sie die letzte Frage stellte, eine Frage, die ihren Schuldanteil betraf. Sie hoffte beinahe, er würde wieder sein knappes ’nein’ hervorpressen. "Hätten Sie sich sonst mit ihr beraten?" "Ja. " Der Verteidiger meldete sich zu Wort. "Ich sehe, Frau Vorsitzende daß Sie dieser Frage Bedeutung zumessen. Ich beantrage deshalb,