Volltext Seite (XML)
102 fertig zu werden: "Ich habe dann studiert, von 1952 bis 1957, seit der Zeit arbeite ich im Werk als Diplom-Chemiker. Ich war zuletzt mit einem Forschungsauftrag auf dem Plast-Sektor beschäftigt. ” Er setzte sich, denn er sah seine Vernehmung zur Person als beendet an. Die Schöffin bat ums Wort; "Das hört sich alles ziemlich ein fach an, Angeklagter. Das ist eigentlich der Weg, den ein junger Mensch in unserem Staate geht. Ich weiß aber aus den Akten, daß bei Ihnen nicht immer alles so glatt ging, wie Sie es uns schilderten." Michael er^ob sich wieder von seiner Bank. "Wie meinen Sie das?" "Erzählen Si'e den Gericht, wie das während Ihres Studiums war, als Sie beinahe exmatrikuliert wurden." Frida Meister legte den Bleistift hin. Sie hatte sich die Fragen Wort für Wort aufgeschrieben. Es fiel ihr immer schwer, vor fremden Menschen frei zu sprechen. Eine Unmutsfalte furchte Michaels Stirn. "Das gehört hier nicht her", sagte er. Da griff Eva wieder in die Verhandlung ein: "Es gehört alles hierher, was Sie betrifft, Angeklagter Freege. Sie müssen uns alles erzählen, damit wir Sie richtig beurteilen können." Sie wußte, was er jetzt mit dürren Worten erzählen würde. Von einem FDJ-Sekretär, den Michael von Anfang an nicht lei den konnte, weil er noch zu enttäuscht war über das Verhalten seines Freundes. Hinzu kam, daß dieser FDJ-ler in seinem Gebaren Heinz verdammt ähnlich war und ihn deshalb stets zu Provoka tionen reizte, die nie grundsätzlich gemeint waren, sondern stets auf diesen Heinz-Doppelgänger bezogen. Nach dem 17. Juni 1953 war es: Da hatte dieser Michael ausge fragt, wie er den Tag verbracht hatte. Keinen anderen der