101 - ob sie das nicht wußte! Natürlich bekam er keine Studienge nehmigung, weil dieser FDJ-Bürokrat, der sich einmal sein Freund nannte, dagegen war. "Geh' du mal praktische arbeiten, / beweise, daß du anders bist als dein Vater." Drei Jahre waren ihm dadurch verlorenengegangen. Das würde er Heinz nie ver zeihen. Warum meinten Sie, Ihr Abitur sei nutzlos? fragte Eva noch einmal. Er winkte nur ab. "Ich bekam keine Studiengenehmigung. Die er hielt ich erst 1952. Zwischendurch lernte ich Laborant in meinem jetzigen Betrieb." "Da fehlen aber noch zwei Jahre", sagte der Staatsanwalt. Michael kreuzte den ersten Blick mit dem Vertreter der Anklage. Bist du auch einer von dieser pedantischen Sorte? dachte er. Ungehalten erwiderte er: "Ja doch, das waren die zwei Jahre, die ich mich als Laborant.'bewähren' mußte, bevor ich zum Studium zugelassen wurde." Er dachte: Ich war ja auch ein Esel damals. Hätte ich mich nicht so stur gestellt und auch offen gezeigt, was ich im Herzen empfand, nämlich daß ich mich wohl fühlte unter den Arbeitern, daß mir das Leben in diesem Staat gefällt, dann wäre alles leichter gewesen. Aber so: Ich hatte immer Angst, sie würden annehmen, ich täte das alles, um schneller zum Studium zu kommen. Da ist der Heinz dran schuld; er hat das Mißtrauen in mir geweckt. Ein Freund - er mußte wissen, wie ich mit meinem Vater stand. Und Eva dachte: Jetzt wird er schon wieder wütend. Ich muß vorsichtiger sein mit meinen Fragen. Die anderen wissen ja nicht, was ich weiß. Bevor sie weiterfragen konnte, sagte Michael, wie um schnell