-91- Michael von seiner Verurteilung überzeugt sein, wenn er nicht schon in der Hauptverhandlung einsah, w o der Teil seiner Schuld lag. Nur: Wer wird ihn verstehen? Ihn, der einen Haufen Vorurteile gegen Funktionäre mitbrachte, der sich sicher nicht einmal genieren würde, ihnen dies in der HauptVerhandlung fühlen zu lassen. Sie schloß die Akte. Und wenn ich...? Nein, diese Verhandlung könnte ich nicht führen. Nein, nein, nein! Dazu fehlte mir die Kraft. Ich würde ihm mehr schaden als nutzen. Und wie, wenn er sagte: Ich lehne die Besetzung des Gerichtes ab. Die Richterin ist befangen. Was dann? Und niemand wüßte, daß Michael ihr ... Nein, das geht nicht, nein, das darf ich nicht tun. Niemals! Man soll nicht ’nie’ sagen. + In den nächsten zwei Wochen richtete Eva ihre ganze Aufmerk samkeit darauf, diesen Prozeß vorzubereiten. Noch mehr Sorgen als ihre gegenwärtige Handlungsweise machte ihr der Gedanke, wie Michael darauf reagieren würde. Er darf es vor der Verhandlung überhaupt nicht erfahren, ich muß ihn einfach überrumpelt, dachte sie. Dabei kam ihr der Um stand zugute, daß Michael gar keine Ahnung hatte, daß sie an diesem Kreisgericht tätig war. "Also, Dr. Trimberg als Sachverständigen laden”, sagte Kathrin und notierte es auf ihrem Stenogrammblock.