-83- Eva musterte ihre Mitarbeiterin. Sie waren etwa im gleichen Alter. Was bist du für ein Mensch? Werden wir miteinander aus kommen? dachte sie. Lächelnd legte Kathrin Beyer einen Stoß Akten auf den Schreib tisch. Sie begann umsichtig den Stand der anhängigen Straf sachen zu erläutern und Eva erkannte daran, daß sie jahrelange Erfahrung hatte. "Das sind die Termine für die Nächste Woche”, sagte Kathrin. ”Und diese drei Prozesse sind zu eröffnen und zum Termin anzu setzen. Hier sind ein paar Anträge auf bedingte Strafaussetzung nach § 346 StPO. - In diesem Falle hier - "Kathrin nahm eine der dünnen Akten zur Hand und wies auf den Antrag, "in diesem Falle hier sind die Schöffen der Meinung, es wäre verfrüht." Sie reichte der Richterin die Akte und einen Terminkalender. Nach einem kurzen Blick darauf sagte Eva: "Da haben wir also morgen schon unseren ersten Prozeß?" Sie sagte wir und Kathrin registrierte dies sichtbar befrie digt. Freundlich sagte sie: "Es ist eigentlich auch nichts anderes als ein Prozeß beim Bezirksgericht. Ich helfe Ihnen gern, Genossin Martin, falls Sie mal etwas brauchen." Überrascht blickte Eva auf und begegnete einem nahezu herz lich-kameradschaftlichem Blick. Sie gab Kathrin die Hand. "Danke. Die Hilfe nehme ich gern in Anspruch." Lange noch, die Tür hatte sich längst hinter Kathrin geschlos sen, blieb in Eva ein Gefühl zurück, als wäre sie nach end losem Schwimmen wieder auf festen Grund gestoßen. Und wie dort, wenn man noch einmal probiert, ob man sich nicht getäuscht hat, versuchte sie, sich die letzten Stunden noch einmal ins