-55- auch damit fertig. Es gab schon schlimmere Dinge. Aber Michael soll nicht recht behalten, er glaubt, ich werde in kurzer Zeit klein beigeben. Nun gerade nicht. Und wenn Kramer und Kreuzig zehnmal Unrecht haben, ich werde Michael davon über zeugen müssen, daß ihr Beschluß richtig war. Sonst verliert er nie sein Mißtrauen, den Genossen gegenüber. "Was soll ich nun tun?" fragte sie und dachte: Nur nicht wei nen jetzt, den Leuten kein Schauspiel geben. Sie sah, daß Michael die Stirn in Falten zog, wie er es immer tat, wenn er angestrengt nachdachte und fühlte fast eine Erleichterung, daß sie endlich mit jemandem darüber sprechen konnte. Es w ar alles schon wieder halb so schlimm, seit sie sich ihren Kummer von der Seele geredet hatte. "Gegen den Beschluß kannst du nichts mehr machen, Eva. Du hättest dich gleich dagegen verwahren müssen", sagte er. "An das Kreisgericht mußt du erst einmal gehen, da hilft alles nichts." Der Pianist gab endlich die erfolglose Singerei auf und klimperte wieder melancholische Weisen vor sich hin. "Aber von deinen Genossen weißt du doch nun, was du zu halten hast?" fragte Michael. Als sie sich gegen diesen Vorwurf wehren wollte, zog er Evas Hand zu sich hinüber und streifte ihr einen glatten Goldreif über den Finger. "Du sollst wissen, daß du nicht allein bist", sagte er. "Michael!" Ratlos blickte sie auf den Ring. Während er form los einen gleichen über seinen Finger schob, sagte er: "Na ja, eigentlich wollte ich dich heute erst mal fragen, wann