-53- Michael zog die Augenbrauen ein wenig in die Höhe. "Ich nehme dich immer ernst, Du darfst das nicht so tragisch auffassen, wenn ich manchmal spotte.” Sie nahm noch einen Schluck Wein. Der Pianist sang:”...du bist für mich wie der Sonnenschein..” Eva sagte:”Also - ich werde an ein Kreisgericht versetzt.” Jetzt war es heraus. Michael angelte sich eine Zigarette und sagte, viel zu beherrscht als daß sie ihm diese Ruhe glaubte: ”Erzähl weiter.” Da brach es aus ihr hervor. Ihren ganzen Kummer breitete sie vor ihm aus, ihren enttäuschten Ehrgeiz, ihre Bangigkeit vor den neuen Aufgaben. Ohne sie zu unterbrechen, hörte Michael zu. Als sie endete, sagte er: ”So mußte es ja einmal kommen.” "Wieso?” "Weil du zufriel Vertrauen zu den Menschen hattest, auch wenn es Genossen sind. Ich mußte es mir auch abgewöhnen. Zu oft hatte ich blindlings vertraut, dann w a ren es auch nur Menschen, und nicht einmal die besten, die mich ennttäuscht hatten. Aber auch sie trugen das Parteiabzeichen.” "Sei still”, sagte sie. "Nun hör’ mir einmal gut zu, Kind", sagte Michael und hatte unbewußt wieder den belehrenden Ton, den sie an ihm nicht ver tragen konnte, der sie unwillkürlich in eine Abwehrstimmung brachte, auch wenn sie sich dagegen stemmte und teilweise seine Argumente anerkennen mußte. "Hör’ mir mal gut zu”, sagte er. "Ich werfe gewiß nicht alle Genossen in einen Topf. Du mußt doch aber zugeben, daß das Versagen einzelner Funktionäre sehr oft der Partei großen Scha-