8 Alles lief glücklich ab, der Hofrat und ich, wir waren die einzigen im Saale, die um das Geheimnis wußten." (an W. v. Zenge, 04. Mai 1801) Das soll an Beispielen genügen. Auf das letztere möchte ich noch einmal eingehen. Hier werden im Wesentlichen zwei Dinge noch einmal unter« strichen: Einerseits wäre eine Frau in einer öffent lichen Vorlesung eine Provokation, es gibt für Frauen also kein Recht auf Bildung, andererseits läßt es sich Ulrike nicht nehmen, der Vorlesung beizuwohnen. Die Geschwister trennen sich wärend der Reise. Heinrich von Kleist wendet sich später beinahe nur noch an die Schwester, wenn er Hilfe braucht. Sie tritt dann aus der Annonymität, z.B. mit einem Brief an einen französischen General, dessen Antwort auch nicht lange auf sich warten läßt: "Ich habe an den Kriegsminister geschrieben, um ihn aufzufordern, Ihren Herrn Bruder die Rückkehr in seine Heimat zu erlauben; ich wünsche, daß diese Bitte gewährt werde." Ulrikes Art von Zivilcourage hat bei Heinrich von Kleist und vielen seiner männlichen Biographen (bis in die heutige Zeit hinein) Unbehagen erzeugt. Von Frauen wurde sie, mit unterschiedlichem Gewicht, zu verschiedenen Zeiten, wohlwollender angenommen. Auch hier wieder zwei Beispiele: Für eine Helene Zimpel, die sich in der Zeit der Kleist- Renaissance um 1911 mit einem Aufsatz "Fluch des Maßlosen" zu Wort meldete, war Ulrike z.B.: "... eigentümlich in ihrer Reinheit und Geradheit, nie den echten Anstand verletzend und doch frei und vorurteilslos, kaum geneigt, ihr Schicksal an das eines Gatten zu binden -