- 7 - In ihrem Bruder, der ja die gleiche universelle Bildung für sich beansprucht, hofft sie den wichtigsten Partner zu finden. Der wiederum kann sich von tmdierten Vorstellungen seiner Klasse nicht lösen uns Zwingt Ulrike und sich, gegen die beiderseits ungewöhnlich starken Bindungen, zum Allein gang. Wärend sich Heinrich von Kleist bald in erster Linie als Mensch und Künstler zu emanzipieren sucht, wobei er als Mann immerhin Vorteile h<>t, hat sich Ulrike, und das nicht nur im Selbstverständnis des Bruders, zuerst als Frau zu emanzipieren. Der Brief vom Mai i799 deutet Ulrikes intelletuelle Selbstständigkeit an, sie wird nur noch ein einziges mal belegt, nämlich durch jenen Brief an den General Clarke. Der belegt aber auch ihre praktische Selbstständigkeit und die läßt sich durch das übrige Briefwerk Heinrichs von Kleist ausführlicher, und. wie ich finde, auf sympathisch machende Weise illustrieren: "Als wir auf der Ostsee zwischen Rügen und dem festen Lande im Sturme mit einem Boote mit Pferden und Wagen dem Untergange nahe waren, und der Schiffer schnell das Steuer verließ, die Segel zu fällen, sprang sie an seinen Platz und hielt das Ruder..." (an A. v. Werdeck, 29. Juli i80i) "ISOI reisen Heinrich und Ulrike von Kleist gemeinsam über Dresden, Leipzig, Göttingen und andere Städte nach Paris. Ulrike nimmt damit ein Angebot des Bruders an und reist, wie vieleicht schon früher, in Männerkleidern. Von dieser Reise die folgende Episode: "In Leipzig fand endlich Ulrike Gelegenheit zu einem Abenteuer, und hörte verkleidet einer öffent lichen Vorlesung Platners zu. Das geschah aber mit dem Vorwissen des Hofrates, indem er selbst wünschte, daß sie SS Störung zu vermeiden, lieber in Mannskleidern kommen möchte, als in Weiberröcken.