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" Auf der Suche nach mir selbst 11 - Gedanken zu dem Erzählungs - band. "Meine ungehörigen Träume” von Helga Königsdorf 1. Erwartung Warum habe ich gerade dieses Thema gewählt. Es gibt doch genügend andere, wenig heiklere. Solche, wo man es bei der Deutung be - lassen kann. Einer Deutung, die alles sein kann, gefällig und ausgewogen, versehen mit einigen kunstvoll gesetzten Prägen an scheinbar richtiger Stelle. Keine jedenfalls, bei der man am Ende ein wenig amüsiert lächelnd sagen könnte: "das mußte ja so kommen. Kein Wunder, bei diesem Thema. Partnerbeziehungen. Ist da nicht schon viel zu viel geschrieben, zerschrieben worden ?" "Ganz im Gegenteil antworte ich mit nicht zu überhörendem Ernst und spüre sie auch schon, jene Verbissenheit, mit der sich die meisten zum Anwalt einer Sache machen, welcher diese Verbissenheit nur schadet. Aber sie ist so schwer zu verbergen, so schwer umzu - wandeln, in jene heitere Weisheit, die mich sagen ließe: nun ja, eine Übergangsperiode, in der wir uns da befinden, mit all ihrem Für und Wider, ihren unüberlegten Heftigkeiten, ihrem Pendeln nach beiden Seiten. Aber so einfach ist es eben nicht, und das die Leidenschaft eine versteckte ist, wird man recht bald merken. Doch gegen diese ist ja nun schwer was zu sagen. Wie aber müßte sie beschaffen sein ? Verhalten und voller Nachsicht, oder ungestüm, belastet mit allen Vor- und Nachteilen einer solchen Haltung, oder aber ... Da stock ich schon und weiß nicht weiter. Von * beiden müßte sie beflügelt sein, denk ich mir. Eine Leidenschaft, weise ohne abgeklärt und besessen, ohne fanatisch zu sein. Richtet sie von dieser menschlichen Mitte aus, kann sie nicht belächels- wert scheinen. Im Gegenteil, sie trifft uns, etwas, das vorher unverrückbar und kaum des Nachdenkens wert schien, macht uns auf - merksam. Wir halten inne beim Lesen und wiederholen den Satz,