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8 So haben mich die "ungehörigen Träume"kaum weitergebracht. Die Vorwürfe, welche man verschiedenen weiblichen Autoren macht, scheinen nicht unbegründet. Auch wenn diese Form ihre Berechtigung haben mag,-Vergnügen und Schadenfreude wichen der Langeweile. Zu viele bedienen sich dieses Tons. Zu selten ist es, daß man inne - hält, einen Satz zweimal liest, anders heraus geht aus einer Ge - schichte. Natürlich kann auch eine mit akademischen Graden versehene Natur wissenschaftlerin nicht frei sein von den Brandmalen unserer Zeit. Auch wenn es nur die anderer wären, welche da in ihr brennen. /i/ Muß es aber s o geschehn. Ein wenig zu verbissen wird mir der Kampf geführt, denn ein solcher ist es letztlich. Das sichere Gefühl, das Wissen um die eigenen Möglichkeiten, von wo aus man za einem sinnvollen Miteinander gelangen könnte, fehlt ganz. Nur für die Abrechnung scheint der Traum Platz zu haben. Aber ist sie in dieser Konsequenz wirklich notwendig ? Befinden wir uns noch auf dieser "Stufe" ? Soll diese selbstverständliche Unbefangenheit in der Partnerbe - Ziehung nur ganz jungen Frauen Vorbehalten sein, oder nur den lebenserfahrenen, welche sie wiedergefunden, wieder erkämpft haben ? Muß das Feld zwischen den Polen so aussehen ? Ziellos blättre ich weiter. Lese Überschriften, überfliege Ge - schichten, von Liebe und ihren Schwierigkeiten ist weiterhin die Rede, von emanzipierten Frauen und ihren vernachlässigten Kindern, von Mutterpflichten, welche einer erfüllten Arbeit im Wege stehn undundund... Themen, oft genug dargestellt in unserer Prosa. Nicht selten von Frauen und nicht selten in diesem leicht klagehden Ton. Was mißfällt mir an ihm ? Erinnert er mich zu stark an meine Situation, ist er zu kraftlos, zu wenig eigenständig ? 3. Erkenntnis "Hochzeitstag in Pizunda" nennt sich die letzte Geschichte des Bandes, die etwas in mir verändert. Es sind die Tagebuchauf - Zeichnungen einer Frau, bestimmt für den fernen Geliebten, die ihren Mann mit dem sie zwanzig Jahre gelebt hat, verlassen wird.