eine religiöse Praxis der Algonkinstämme, der Indianer des im Buch beschriebenen Gebietes, sondern eine weitverbreitete unter den nord amerikanischen Indianern. Der Zugang der Erzählerin zu der Sphäre der spirits zeigt sich in iher Fähigkeit* Dinge zu sehen, die ande ren verborgen bleiben. Sie kann somit ihre Kinderzeichnungen ent schlüsseln, die ihre Mutter für sie aufgehoben hat und deren neue Bedeutung erkennen: die Zeichnung stellt sie selbst vor der Geburt im Mutterleib dar, sowie ihre Vorstellung von Gott. Die Botschaft lautet, daß sie das Leben, das sie in sich zerstört hat, erneuern muß. Ihr spiritueller Erfahrungsprozeß, die Kommunikation mit der Geisterwelt setzt sich fort mit dem Verlassen der Freunde, der zere moniellen Reinigung im See und der Verweigerung der Nahrungsaufnahme als Voraussetzung für ein neues Bewußtsein ihrer Menschlichkeit. Das schließt auch die übersinnliche Wiederbegegnung mit ihren Eltern ein, der Vater erscheint in der Gestalt eines Wolfes, die Mutter Ei chelhäher fütternd. Als der spirituelle Erfahrungsprozeß endet, ist die Erzählerin bereit, die ihr von Joe entgegengebrachte Zuneigung anzunehmen und den Versuch für einen Neuanfang zu wagen. Von dieser Hoffnung ist heute, achtzehn Jahr nach Erscheinen des Buches nicht mehr viel übrig, angesichts der wachsen den ökologischen Probleme und deren konstanten Ignorierung. Weltweit gibt es keine ernstzunehmenden Anzeichen für einen radikalen Kurs wechsel in Richtung Ökologie, der das überleben der Menschheit si chern könnte. In Kanada kämpften vergangenen Sommer die Mohawk-Indianer mit Waf fengewalt um ein Stück Land iher Väter, worauf ein Golfplatz er richtet werden sollte. Vom Ausgang dieses Kampfes war in den Medien nichts zu erfahren. Krieg wird am Golf geführt wie ein Computer spiel, die Verteidigung von Machtinteressen rechtfertigen tausende Tote, die Zerstörung von Umwelt und das Zerstören moralischer Werte. Davon ist wenige Monate später keine Rede mehr: Die Wirtschaft der U*SA hat ihren Aufschwung erhalten, der Dollarkurs ist im Steigen. Hierzulande werden reizvolle Landschaften zerstört und zersiedelt, von korrumpierten Bürgermeistern kleiner Gemeinden offiziell geneh migt. Manchmal sind solche geplanten Spekulationen zu verhindern, meistens aber nicht. "... der Wasserspiegel des Sees hing vom Ausgang der Wahlen ab." schreibt Margaret Atwood - daran hat sich nichts geändert. Der Vor wurf des Antiamerikanismus wegen mangelnder Kriegsbereitschaft trifft die Deutschen in ihrem selbstherrlichen Stolz. Dabei legiti miert sich der Vorwurf angesichts der Ursache von selbst und wird zum Bumerang. Der Antiamerikanismus der Kanadier ist ein spezifi sches Problem, bedingt durch die unmittelbare Nachbarschaft. "Als wir Kinder waren, war Hitler für uns der Ursprung des Bösen ... Sind die Amerikaner schlimmer als Hitler?" fragt Margaret Atwood und wei ter heißt es "Wie alle Amerikaner hatten sie ein Sternenbanner, ein kleines Abziehbild, am Bug ihres Kanus. Um uns zu zeigen, daß wir uns im besetzten Territorium befanden." Der getötete Fischreiher im