- 2 - Ich muß von haute ausgehen, vom Bereich meiner Verantwort lichkeit, von meiner augenblicklichen Situation. Ich will versuchen, sie mit Hilfe des Nachhaltigen zu bewältigen. Meine Situation: ein Bändchen Lyrik liegt auf dem Tisch. Wie geht es weiter? Ein Bändchen Lyrik: was wird es machen? Verlegene Kompli mente, einen fachkundigen Verriß, ein paar gute Gespräche? - Einen Klacks für die Öffentlichkeit, für mich einen DreJ^- punkt im Leben! Hat es Sinn weiterzuschreiben? Ich bin nicht mehr jung. Aber iGh fühle mich als Anfänger, fühle mich jünger als meine jüngeren Mitschreiber, unerfahrener als sie. Auch als Schauspieler habe ich mich unerfahrener gefühlt als die Nachwachsenden, habe mich immer als Anfänger gefühlt und werde mich immer so fühlen ... Schon könnte ich eine leihe von nachhaltigen Episoden ein fädeln, um diese Behauptung zu belegen. Aber das brächte mich nicht weiter, würde die Zukunft mit Vergangenheit belast eh. Ich habe Pläne. Ich frage mich, ob es Sinn hat, weiterzu schreiben und weiß doch, daß das keine Frage ist. Es drängt mich so zum Sbhreiben, daß ich - siehe oben! - Schwierig keiten habe einen Anfang zu finden. Ich werde einfach schreiben müssen. (Ja, lieber Faktor, ich spreche diesen Satz zweimal vor mich hin, mit unter- schiedlich er Akzentuierung.) Ich kann auf Silkes erste Frage an den jungen, längst verschollenen^ Dichter $it JA antworten und spüre schon die Konsequenzen. Denn manchmal frage ich mich nun doch, ob es nicht menschlicher wäre, endlich mehr für meine Frau und meine großen Kinder da zu sein. Aber ich kam nur das Leben führen, zu dem ich imstande bin. Dem Silke wurde es noch leicht mit all seinen Qualen, oben in seiner Burg zu leben, mit einer Frau, die ihm diente und ohne Kinder. Heute, und in uns gemäßen Verhältnissen, lebt zum Beispiel Franz Fühmann. Er hat die Konseqimzen des Schreib Zwanges in unserer Welt erfahren. Wenn er sagt, daß die Besessenheit des Schriftstellers bis zur Katastrophe seiner bürgerlichen Existenz führen muß, so klingt das dramatisiert und antiqdiert