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versuchen angeregt. Rach einer Meldung der Londoner Blätter aus Shanghai ist chinesischen Zeitungen zu folge der Präsident der Verwaltung der Einnahmen Chang Jcng Kunk als bevollmächtigter Botschafter zur Führung der Friedensuntcrhandlungen mit Japan ernannt worden. Die Regierung in Tokio besteht bekanntlich darauf, nur mit einem hohen chinesischen Staatsfunktionär, der ausreichende Vollmachten besitze, Verhandlungen zu beginnen. Locale «ad sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 18. Dezbr. Zur Warnung in der Zeit de« .StollcnbackenS" diene den Eltern folgender Vorfall: Ein 5 jährige- Kind hatte heute Morgen ohne Vorwissen seiner Eltern eine größere Anzahl von bitteren Mandeln gegessen. Kurze Zeit darauf bekam es die heftigsten Bergiftungser- scheinungen. ES brach bewußtlos zusammen, wurde blutroth im Gesicht, bekam MuSkelkrämpse, kühle Haut, erschwerten Athen, und war fast pulslos. Es sind die- die Vergiftungserscheinungen der Blausäurever giftung. Die bitteren Mandeln enthalten bekanntlich ein Gift, das sogen, ^inz'gckulin, welches sich im Körper in Blausäure umsetzt. — Da es zufällig bemerkt worden war, daß das Kind bittere Mandeln gegessen hatte, so konnten sofort die entsprechenden Gegenmaßrcgeln — raschwirkende Brechmittel, herzkräftigende und äußere Reizmittel — angewandt werden, die die Ge fahr bald beseitigten. — Schönheide. Die Ergänzungswahlen zum hies. Gemeinderath haben folgendes Resultat ergeben. Aus der Klasse der Ansässigen sind wieder oder neu gewählt worden die Herren: Gutsbesitzer Franz Louis Lenk, Hausbesitzer Kaufmann Heinrich Schönfelder, Hausbesitzer Pinselfabrikant Christian Gottlieb M öckel; aus der Klasse der Unansässigen: Werkstättenvorsteher Karl August Lenk. Die Wahlbetheiligung war im Allgemeinen eine schwache. — Leipzig. Vergangenen Sonnabend Abend wollte in L.-Plagwitz eine Restaurateursehefrau in ihrer in der 1. Etage gelegenen Privatwohnung einen Hundertmarkschein umwechscln und bemerkte zu ihrem Erstaunen, daß das Schloß des Sekretärs, in welchem sich ihr gemünztes Geld befand, verletzt war. Sie rief ihren Ehemann, Beide suchten das Logis ab und entdeckten schließlich unter einem Bett einen Mann, welcher sie übelgelaunt ansah. Sie hielten den un heimlichen Gast fest. Derselbe entpuppte sich als ein 30 Jahre alter Schlosser aus Schafstädt, welcher in Lindenau wohnt und bereits eine längere Strafe wegen Diebstahls verbüßt hat. — Leipzig. Beim Stollenbacken vom Herzschlag getroffen wurde am letzten Sonntag Abend ein Bäcker meister in Leipzig in dem Moment, als er das Weih- nachtSgcbäck in den Backofen schieben wollte. — Plauen. Am 8. ds. M. sind drei junge Burschen von hier heimlich entlaufen, nachdem .nner von ihnen seinen Eltern 40 Mk. entwendet halte. Dieselben sind bis Eger gekommen und von dort, wo Mangel an Geld und strenge Kälte ihrer Wanderlust ein Ziel gesetzt hatten, ihren Eltern wieder zurückgeführt worden. Jeder von ihnen war im Besitze eines Revolver«. — Freiberg. Die Untersuchung über die ge meldete Massenvergiftung ist noch nicht zum Abschluß gelangt, doch scheint es sich zu bewahrheiten, daß eine Vergiftung mit Arsenik vorliegt. Auf welche Weise das Gift in die Backwaaren gelangen konnte, ist noch immer nicht aufgeklärt. Da« Gerücht vom Tode eine« Kinde« hat sich glücklicherweise nicht be stätigt. Der Zustand des betreffenden Kindes war höchst bedenklich, hat sich indessen bereits zur Besser ung gewendet. Auch die übrigen Erkrankten, deren Ziffer 150 sich bewahrheitet, befinden sich, soweit wir feststellen konnten, ausnahmslos auf dem Wege der Besserung. — Meißen. Ein blutiges Drama, das ein Menschenleben gefordert hat und voraussichtlich noch ein weiteres Opfer fordern wird, hat sich am Donnerstag früh in dem etwa zwei Stunden von hier entfernten SachSdorf bei Wilsdruff zugetragen. Der dortige Schmied Hausmann war seit vielen Jahren mit seinem Nachbar, einem Gutsbesitzer, verfeindet. Letzterer richtete deshalb selbst eine Schmiede ein, die später der von ihm angestellte Schmiedegeselle käuflich er warb. Der alten Schmiedewerkstatt geschah durch den jungen thiitigen Mann viel Abbruch und HauSmann kam deshalb in seinen Verhältnissen zurück, obwohl seine Frau sich mühte, durch fleißige« Nähen den Ausfall einigermaßen wett zu machen. HauSmann war daher von Rachegedanken gegen Jentzsch erfüllt und setzte diese am genannten Tage in die That über. Nachdem er die Nacht zum Donnerstag unruhig verbracht, feuerte er früh gegen 7 Uhr, al« sein Konkurrent eben mit der Arbeit begonnen, diesem eine Ladung Rehposten in den Rücken, die ihn lebens gefährlich verletzten. Darauf ging HauSmann nach dem Dachboden und schoß sich eine zweite Ladung, da« Gewehr mit der Zehe abdrückend, in die Brust. Der Selbstmörder war sofort todt. — Rochlitz, 14. Dezember. In der Nacht zum gestrigen Tage geriethen Abend« gegen 9 Uhr in Neuwerder ganz unvermuthet, während sich im Gastzimmer noch Gäste befanden, die Baulichkeiten de« Gaslhofsbesitzer« Naumann in Flammen. Diese griffen so schnell um sich, daß Wohn- und Stallge bäude gänzlich vernichtet worden sind. Leiter ist auch ein auf dem Heuboden über dem Stalle nächtigender Wanderbursche, der in Rothwalder-dors in Schlesien geborene, 22 Jahre alte Handarbeiter Bernhard Gün ter, mit verbrannt. Man hat den Unglücklichen um Hülfe rufen und später wimmern hören, bei der großen Schnelligkeit jedoch, mit welcher da« Feuer um sich griff, ihn nicht zu retten vermocht. Sein Leichnam ist als vollständig verkohlte Masse unter dem Schutt ausgefunden worden. Al« Entstehungr ursache de« entsetzlichen Unglück« muß böswillige Brandlegung angenommen werden. Die Erörterungen sind im Gange. — Roßwein. Die von dem Verbände deutscher Schlosserinnungen hier errichtete deutsche Schlosser schule, in welcher theoretischer und praktischer Unter richt eribeilt wird, erfreut sich eine« sehr regen Be suchs. Da für da« Sommersemester 1895 wieder eine zahlreiche Anmeldung von Schülern zu erwarten ist, hat der Schulausschuß der Schlosscrschule be schlossen, noch einen Ingenieur anzustcllen. — Auerbach i. V. Die hiesigen Polizeiorgane haben vor einigen Tagen eine jugendliche Verbrecher bande aufgegriffen, welche verschiedene Diebstähle und Schwindeleien in hiesiger Gegend verübt haben. ES sind dies mehrere Burschen im Alter von 15—18 Jahren. — Die neue große Teppichweberei von Lange L Co. hier ist seit einiger Zeit in Betrieb gesetzt worden und damit wieder einer Anzahl Ar beiter und Angestellten Erwerb und Verdienst ver schafft worden. — Adorf. Bei der am Sonnabend Vormittag im »Engel" erfolgten Versteigerung von vier einge schmuggelten Ochsen wurde für ein Paar der Erlös von 661 Mark und für das zweite Paar ein solcher von 635 M. erzielt. — Treuen. Am 12. d. M. kam ein Herr aus Berlin, angeblich Alois Meyer namhaft und Reichen bergerstraße 3 zu Berlin wohnhaft, zu Herrn Diak. HauSwald u. übergab diesem 10,000 Mk. in Zinsleisten und Zinsscheinen ii^prozentiger Anleihe des Deutschen Reiche« mit dem Bemerken, er habe hier geschäftlich zu thun und würde am nächsten Tage wiederkommen, um die Werthpapiere zu holen, eventuell möge Herr DiakonuS H. die Werthscheine an die Frau de» Ueber- licferers nach Berlin senden. Dieser Mann, welcher ein krankhaftes Aussehen hatte und ein scheues Be nehmen zeigte, ist nicht wicdergekommen, weshalb da« Geld in hiesiger Stadtkaffe einstweilen deponirt und hierüber Anzeige erstattet worden ist. Auf eine tele graphische Anfrage beim Meldeamt in Berlin ergab sich, daß die WohnungS- und Namensangaben auf Wahrheit beruhen. Die näheren Erörterungen über den genauen Sachverhalt sind indeß noch im Gange. — Große Freude wird in vielen Familien die Nachricht erregen, daß auch in diesem Jahre in ver schiedenen Regimentern die erst im vergangenen Okto ber eingetroffenen Rekruten während der Weih- nachtsseierkage schon Urlaub erhallen werden, insoweit dies hinsichtlich der Ausbildung des Einzelnen und des Dienstes im Allgemeinen möglich ist. Alle freilich kommen nicht fort, denn, wenngleich Feiertage sind, so giebt es doch in der Kaserne mancherlei zu thun. Aber man glaube ja nicht, daß Weihnachten traurig und öde in der Kaserne vorüber geht. So wird am Weihnachtsabend, nachdem am Nachmittage alle« fein »gebimst" und gescheuert worden ist, in jeder Com pagnie ein mächtiger Christbaum angezündet, unter welchen meist recht nette Geschenke für jeden Einzelnen auSgebreitet sind. Allgemeiner Gesang und eine Rede des Hauptmanns leiten die Feier ein, worauf ein kräftiger Punsch, einige Fässer Bier, Cigarren, manch lustiges Lied und Ansprachen folgen. Außerdem trägt zur Erhöhung der freudigen Stimmung in vielen Fällen eine »Sendung von Muttern" bei. Kus vergaugmer Zeil — für «ufere Jett. 19. Dezember. (Nachdruck verbot«».) Zwanzig Jahre sind seit jener sensationellen Verurtheilung verflossen, die einem hohen Reichsbeamten, den Grafen Harry von Arnim, am 19. Dezember 1874 tras. Der Gras, der es mit dem Fürsten Bismarck gründlich verdorben hatte, seitdem er dessen Kirchenpolitik zu durchkreuzen versucht, hatte eine Anzahl wichtiger Aktenstücke, die ihn persönlich mit betrasen, aus dem Botschasts-Archiv, nachdem er von seinem Pariser Botschastsposten abberufen war, an sich genommen und weigerte die Herausgabe. Er ward deshalb am genannten Tage zu 3 Monaten Gesängniß verurthcilt. Der Gras begab sich ins Ausland, von wo ous er eine heftige Fehde führte. Später wegen einer sehr scharf gehaltenen Schrift nochmals und zwar in contumaciam verurtheilt, kehrte er nicht mehr nach Deutsch land zurück. 20. Dezember. Am 20. Dezember 1859 wurde in Oesterreich die Gewerbe freiheit eingeführt. Mehr noch al« in Deutschland wurde diese Concession an die neuzeitlichen Ideen in Oesterreich ein viel umstrittenes Objekt. Obschon die Gewerbefreiheit m diesem Reiche immerhin noch gewissen Beschränkungen unterlag, fanden doch aus Drängen des Handwerks einschneidende Abänderungen statt, insbesondere durch Einführung des Befähigungnachweise« l>883). Alle Mittel, dem Handwerk auszuhelsen, sind jedoch vergeblich gewesen und selbst eine völlige Aufhebung der Ge werbefreiheit dürfte nun kaum noch dem Handwerk den früheren goldenen Boden verschaffen. Vermischte Nachrichten. — Stallupönen. Eine überraschende Ent deckung ist in einem Dorfe de« hiesigen Kreise« ge macht worden. Der Allsitzer W. halte im Alter von über 60 Jahren den Entschluß gefaßt, nochmal« in den Ehestand zu treten. Bei Bestellung des standes amtlichen Aufgebots stellte sich au« seinen Papieren heraus, daß W. seinen Namen nicht zu Recht führen dürfe, da er außerehelich geboren ist. Infolge dieser Entdeckung mußte der betreffende Standesbeamte die gesetzliche Aufbietung und Trauung verweigern, und der HeiratbSlustige wird sich gedulven müssen, bi« sein rechter Name durch gerichtliche« Erkenntniß festgestellt sein wird. Fall« ihm der während mehr al« einem halben Jahrhundert geführte Name abgesprvchen werden sollte, dürfte auch seine erste Ehe, au« der mehrere schon lange verheirathete Kinder hervor gegangen sind, ungültig sein. — Zu der Mittheilung von dem plötzlichen Tode der 15 und 13 Jahre alten Töchter de» Bahn- hofSrestaurateur« Rieß in Selb in Bayern wird von dem Bruder derselben au« Frauenreuth Folgende« geschrieben: Die Sektion beider Leichen hat etwa« Bestimmte« überhaupt nicht ergeben. Da meine beiden seligen Schwestern schon seit längerer Zeit an Bleichsucht in hohem Grade litten und sehr nerven schwach waren, glauben die Aerzte, daß die Krämpfe diesmal durch irgend eine Aufregung heftiger ausge treten sind und den Tod herbeigeführt haben. Von beiden Leichen wurden u. A. die Magen an die König!. Universität Würzburg zur Untersuchung cingesandt, und eS ist von dieser Stelle noch Bescheid abzuwarten. Bei der Sektion der älteren Schwester wurde die Lunge zum Theil angcwachsen gefunden und bei Beiden waren die Herzen größer und da« Gehirn beschädigt. Eine Vergiftung scheint also nicht vorzuliegen. — Au« Elsaß-Lotbringen schreibt man: Den deutschen Soldaten, die 1870 hier ins Land kamen, sind wohl noch die damals allgemein in Ge brauch gewesenen malerischen Volkstrachten in der Erinnerung geblieben. Diese Trachten verschwinden immer mehr, seil auch die abgelegeneren Gegenden durch das sich von Jahr zu Jahr auSdehnende Eisen bahnnetz in den Weltverkehr hereingezogen worden sind. Im Oberelsaß und in Lothringen sind sie bereit« bis aus vereinzelte Reste vollständig verschwunden und auch im Unterelsaß läßt sich der Zeitpunkt berechnen, wann da« letzte Stück in da« Museum wandern wird. Nur die ältere Generation hält sich daselbst noch an die alten Landestrachten. In dem soeben erschienenen Jahresbericht des »Historisch-literarischen Zwcigverein« des Vogesenklubs" wird nun ein Aufruf veröffentlicht, in welchem die Freunde der historischen Volkstrachten aufgefordert werden, einen Verein zu gründen, der Mittel und Wege ausfindig machen soll, die alte Volkstracht zu erhalten und wiederzubelebcn. Bekannt lich sind auch in Baden sowie auch in Oberbayern und Throl VolkStrachtenvereine in« Leben gerufen worden. Die Erfolge dieser Vereine sind jedoch wenig befriedigend, da die Beseitigung der Gründe für da von jedem Volksfreunde zu beklagende Verschwinden der Sitte einer guten alten Zeit, weder in dem Ver mögen des Einzelnen noch auch eine« Verein« liegt. Immerhin ist die Sache eines ernsten Versuches werth. — Entfernung von Fremdkörpern all dem Auge. ES kommt häufig vor, daß kleine In sekten oder auch kleine Staubtheilchcn in das mensch liche Auge eindringen. Da« übliche Mittel, das ent stehende Unbehagen durch Reiben mit dem Finger zu beseitigen, verschlimmert meistens nur den Schmerz, und die Entfernung durch vorsichtige« Herausnehmen ist sehr mühevoll; darum dürste die Erinnerung an ein höchst einfaches, sicher wirkende« Verfahren sehr erwünscht sein. Man bewege nur da« obere Augen lid 6—12 mal auf und ab, so wird da« kleine Objekt in den Thränensee gespült — die ganze Operation hat in wenigen Sekunden ihr Ende erreicht. — Als warnendes Beispiel für die An steckungsfähigkeit der Diphthertti« wird von dem praktischen Arzte Or. Schröder in Berlin folgender Fall mitgetheilt: Während einer Croup-Epidemie starb auf dem Lande ein Kind an Diphtherie. E« lag stet«, also auch während der Krankheit, in einem großen Waschkorbe, der schließlich al« Kinderwiege benutzt wurde, vr. Sch. empfahl nach dem Tode de« Kinde- den Eltern, den Waschkorb sogleich zu ver brennen. Man versprach e«, hielt aber nicht Wort. Die- sollte sich nun bitter an den Eltern rächen. Achtzehn Monate später wurde ein zweite« Kind von der Diphtherie, die e» durch die Lagerstätte seine verstorbenen Brüderchen- erhalten hatte, erfaßt und dahingerafft. Zu dieser Zeit herrschte im ganzen Dorfe keine Diphtherie, der Fall war ganz isolirt und mithin die Ansteckung zur Evidenz erwiesen. Der Arzt drang von Neuem auf Zerstörung de» Unglücks korbe«, begegnete doch einer direkten Weigerung, und alle» Warnen blieb unbeachtet. Zwei Jahre später erhielt ein dritte« Kind einen Diphtherieanfall in derselben Wiege, konnte jedoch gerettet werden. Noch waren die Eltern aber nicht überzeugt, daß der Kinder korb die mittelbare Ursache der Erkrankungen sei. Da bekam im folgenden Jahre dasselbe Kind nochmal« die Diphtherie und starb daran. Nun endlich, nachdem