95 LITERATUR UND NATION Nämlich sie wollten stiften Ein Reich der Kunst. Dabei ward aber Das Vaterländische von ihnen Versäumet, und erbärmlich ging Das Griechenland, das schönste, zugrunde Hölderlin Als Schriftsteller und Kommunist hat sich Uhse zu einer Literatur bekannt, die zum Spiegel der Nation, ihrer Tra gik und Größe, ihrer Sehnsüchte und Hoffnungen wird. So ist es verständlich, daß der an ihn gerichtete Brief von Heimann Hesse aus dem Jahre 1953 zum Anlaß einer gründ lichen theoretischen >elbstvertBändigung über die Frage der Verantwortung des Dichters gegenüber der Nation wurde. Hesse hatte - als Antwort auf eine Bitte Uhses, die Bemühungen des Weltfriedenskongresses zu ünterstützen - geschrieben: ”In den Ländern und Völkern, in deren Macht es stünde, die Welt geschichte ernstlich zu beeinflussen, gibt es eine wirkliche Macht der Literatur längst nicht mehr. Dort wird die öffent liche Meinung nicht von einer Elite der besten Köpfe oder Charaktere geformt, sondern autoritativ befohlen...” Dieser Brief bedurfte einer Antwort. Hier stand die Resignation und der Verzicht eines großen, spätbürgerlichen Dichters, dort ein Leben im Dienst an der Erneuerung der Nation, ein Leben im Dienst einer engagierten Literatur. So überschreibt Uhse seine Rede auf deif PEN-Tagung am 11. Mai 1953 in Berlin mit deutlich polemischen Akzent gegen diesen Brief: "Literatur und Nation " ( Sper. E.W.). Diese Rede ist ein rückhaltloses Bekenntnis zur nationalen Verantwortung der Literatur. "Die Literatur ist eine Ange-