- 15 - Für diese Arbeit brauche ich die Wahrheit über das Vorbild. Und Wissen von den Schwierigkeiten, vor der Jugend Vorbilder aufzurichten: die Jugend reagiert empfindlich. Michel de Mon taigne drückt es so aus: "...wie die Pflanzen bei zu viel Nässe eingehen und die Lampen bei zu reichlicher Ölzufuhr ausgehen, so wird der Seist durch Überanstrengung und Überfütterung ak tionsunfähig..." Und er zitiert im gleichen Essay Dubellay: "Schulmeisterliches Wissen ist mir vor allem zuwider." Hier geht es nicht darum, ob Hermann Duncker ein Schulmeister war (meines Erachtens besaß er auch schulmeisterhafte Züge, und trotz aller Ermahnungen hat er seine Tochter Hedwig nicht für die politische, seinen Sohn Karl nicht einmal für die mu sikalische Laufbahn gewinnen können) - es geht vielmehr’ darum, sein Vorbild heute auf unschulmeisterliche Weise zu lehren. Wenn wir uns allzuweit unterlegen fühlen, beginnen wir entweder zu verabscheuen oder anzubeten. Liese Schwäche durchschaut die Jugend mit gesundem Instinkt. Sie selbst jedoch neigt zu dem ersteren Fehler. Der Grund liegt zuvörderst in der Verletzlich keit ihres gehobenen Selbstbewußtseins (Bei so vielen Einsen in Stabü!) Zweitens im Überdruß der Wiederholung z.B. von Ermahnungen. Dieser Überdruß ist der negative Pol des dialektischen Spannung feldes, in welchem unsere Bedürfnisse wachsen: wir wollen das alte Gerede nicht immer wieder von neuem. Repetitio non est raater studiorum! Das Alte muß uns schon in stets neuer Gestalt I entgegentreten. Drittens, wir möchten uns im Vorbild wiederfinden, wollen uns mit ihm.identifizieren können, auch mit unseren Schwächen, Ängsten, Zweifeln. Also, muß das Vorbild uns ähnlich sein, wir