11 jetzt, betteln um Lebensmut und Lebensziele.” Unter diesem Brief ein Zusatz von Kätes Hand: “Es wird auch wieder Tag und Vater wird wieder Mut, neuen Lebensmut schöp fen.” Ich bin sicher - in unserer Geschichte gibt es keine Mysterien. Freilich, Hermann Duncker hat immer wieder Lebensmut geschöpft - und unter Bedingungen, unter denen manch anderer nicht bestan den hätte. Aber wie mag sein Inneres beschaffen gewesen sein in den Zuchthäusern der Nazis? Was hat er empfunden, als er nach seiner Entlassung im reaktionärsten Winkel des Vaterlands, der Sommerfrische deutscher Kronprinzessinnen - in Friedrich roda^ Jahre völlig zurückgezogen leben mußte, unter täglicher Polizeiaufsicht und deshalb wohl ohne Kontakt zur Partei? Aus Friedrichroda gibt es keine Briefe. In der Emigration erreichen ihn die Nachrichten von der Nieder- lage'der Interbrigaden in Ribbentrops Rückversicherungsvertrag mit Molotow, dringen die ersten Siegesfanfaren des OKW aus dem Lautsprecher. Wie muß einem Mann zumute sein, der 1938 von der Inhaftierung seines jüngsten Sohnes erfährt? Es kann nicht sein, was da geschieht, die sowjetischen Behörden müssen ihren Irrtum erkennen... Bei seiner Rückkunft nach Ber lin fragen ihn junge deutsche Kommunisten ahnungslos - taktlos nach seinen Kindern. “Fragt mich nicht Genossen”, antwortete er. Als er, 80jährig, als Rektor der Gewerkschaftshochschule in Ber nau vorsteht, verehrt und geliebt von der dritten Generation seiner Schüler, zu denen ex* die Worte spricht:“Ihr studiert nicht um fetter Posten willen und nicht um höherer Rangstufen 12 -