- 9 - Der Sozialismus ist.ihm nicht an der Wiege gesungen worden. Nicht einmal die später so oft gerühmte Beharrlichkeit scheint schon in dem Jungen angelegt gewesen zu sein: Das Gymnasium hat er zunächst "geschmissen”, um erst später unter großen Opfern das Abitur nachzuholen. Seine Vorstellung von der zu künftigen Gesellschaft scheinen in ihrer Vagheit unter heuti gen Jugendlichen wieder modern: "Ein Freundschaftsbund mit innerlichst Gleichstrebenden... Ich malte mir so eine Art Freimaurerorden aus... intensive soz. Aufklärung durch Wort und Lebensbeispiel... Ach, mit welch jugendlicher Begeisterung unterwarf ich im Geiste Satzungen... Lebensgemeinschaft... wie man da miteinander auf der Grundlage einer vernunftgemäßen Lebensweise hausen würde... wie... von den älteren utop. Sozialisten gepredigt worden war... (Aus einem Brief an Tochter Hedwig vom 10.7*1917). Noch als Konservatorist in Leipzig nannte er sich zunächst einen "Gefühlssozialisten", inspiriert von Richard Wagners “Kunst und Revolution”. Unter Selbstüberwindung nur kann er das geliebte Musikstudium aufgegeben haben: Fast alle seine Briefe zeugen von seiner Zuneigung zur Musik,und gelegentlich spricht er auch sein Be dauern aus, ”aus sich keinen Musiker geformt zu haben”. - Auch das Leben eines großen Mannes verläuft nicht völlig nach seinem eigenen Plan: Die Bekanntschaft mit den Redakteuren der LVZ, ^ehring und Luxemburg, der Respekt vor ihrem journa listischen Genius hat ihn zunächst nicht etwa ermuntert, son dern ebgeschreckt, überhaupt wieder zur Feder zu greifen. Sein - 10 -