- 8 - Dunckers gekannt hatten, und war ihnen in allem gefolgt: Alle ^eugen zeigten sich tief beeindruckt von der großen Persönlich keit des Lehrers, sie übertrafen einander in hohem Lob: Ja, Hermann Duncker! Das war der Inbegriff von Mut, Unbeirrbarkeit, Zuversicht! Sein Name - der Stern unseres Lebens... Wohlan, so konnte man die Biographie in einer Festschrift druk- ken. Auf Kunstdruckpapier, in pergamentenem Einband mit Gold druck. Ach, die Sups^lative sind Indizien unserer poetischen Hilflosig keit! Aber bald bekam ich Gelegenheit, im zentralen Parteiarchiv in Berlin lagernde Privatpost durchzublättern. Hermann Duncker, der fast sein ganzes Leben lang auf Reisen war, freiwillig oder gejagt, hat gewissenhaft Bericht gegeben von beinah jeder Stun de der Trennung von seiner Familie, den glückvollen, wie den unglücklichen. Und letztere hat es nicht wenige gegeben: Stun den, Tage, Wochen, Jahre, in denen sich Zuversicht in Resig nation, Sicherheit in Ratlosigkeit, Beharrlchkeit in Unrast, Mut in Kleinmut umkehrte wie die Lichtwerte auf einem mit Silberchlorid belichteten Film. Und wie auf einem Film das Gesamtbild sich erst her stellt aus einer Menge belichteter und unbelichteter Punkte, wie erst gerade dadurch Konturen, Kontraste hervortreten, so ist das Leben unserers verehrten Lehrmeisters zusammengesetzt aus hel len und dunklen Zeitpunkten. Und es ist ihm nicht leicht gefal len, am Ende ein Bild von sich zu hinterlassen, auf dem für die Chronisten nur noch die Zuversicht leuchtet... - 9 -