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Amts- Md Anzeigeblatt für den MM» Schrk des Ämtsgmihls TidmllM -DUZ sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- ZeilelOPf und dessen Amgekung. d°st°nst°lten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanvebohn in Eibenstock. . > - - 41. Jahrgang. LS3. Sonnabend, den 10. November 18S4. Bckanntmachllnz. Die RathSexpeditionS-, Stadt- und SparkassenrLume dleiben wegen vorzu nehmender Reinigung derselben nächsten Sonnabend, den 10. Wovemöer 1894 geschlossen und eS können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Erledig ung finden. DaS Standesamt ist an diesem Tage Bormittags Von 9 bis 10 Uhr geöffnet. Eibenstock, den 6. November 1894. Der Rath der Stadt. irr. Körner. Graupner. Bekanntmachung. Die Bermeftungsarbeiten in der hiesigen Stad'flur sind wegen des bevorstehenden Winters jetzt unterbrochen worden, werden aber im nächsten Früh jahr wieder fortgesetzt unv zu Ende geführt. ES werden daher alle Grundstücks besitzer angewiesen, die auf ihren Grundstücken noch befindlichen Signalstangen und Steine weder zu entfernen, noch sonst sich irgendwie daran zu vergreifen. Zuwiderhandlungen werden gemäß der Bekanntmachung vom 7. September d. IS. bestraft werden. Eibenstock, am 6. November 1894. Der Rath der Stadt. Idr Körner. Graupner. Bekanntmachung. In Gemäßheit einer Verordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft Zwickau vom 18. Oktober 1894 wird hiermit bekannt gegeben, daß Gesuche um Ausstellung von Wandergewerbescheinen sür das folgende Jahr bereit« im Monat November hier anzubringen sind. Eibenstock, den 8. November 1894. Der Rath der Stadt. »r. Körner. Gnüchtel. Hagesgeschichte. — Deutschland. In einem Theil der Presse wird immer noch die Frage erörtert, wer verhindert habe, daß der bisherige Ministerpräsident Graf Eulen burg Statthalter von Elsaß-Lothringen geworden sei, Fürst Hohenlohe oder der Großherzog von Baven? E« ist Thatsache, daß der Kaiser in huldvoller und chevalereSker Gesinnung dem Grafen Eulenburg den Statthalterposten zugedachl hatte, seine Absicht jedoch gegenüber den Einwendungen de« Fürsten Hohenlohe aufgab, welche selbstverständlich nicht der Persönlich keit des Grafen Eulenburg, sondern dem Prinzip galten, in Preußen gescheiterte Zivil- oder Militär- Exzellenzen mit der Vertretung des Kaiserlichen Lan desherr» in Elsaß-Lothringen zu betrauen. Diese Einwendung dürfte auch als vollkommen zutreffend zu erachten sein, wie sie denn auch die Allerhöchste Zustimmung gefunden hat. Nicht- wäre mehr dazu angethan, bei den Elsaß-Lothringern die ohnehin be stehende Empfindung, Deutsche zweiter Klasse zu sein, zu befestigen, al- die Entsendung noch so hochgestellter und geschätzter Persönlichkeiten, für welche der preuß ische Staat keine Verwendung mehr hat, in die höchsten Landesämter. In Elsaß-Lothringen selbst wie in ganz Süddeutschland wirb dieser Standpunkt allgemein ge- theilt werden und von diesem Gesichtspunkte aus hat die Kaiserliche Entschließung dort vollen Beifall ge funden. DaS Bedauern über den Weggang des Fürsten Hohenlohe aus dem Reichslande wirb, wie man von von schreibt, durch den Umstand ausgewogen, daß in seiner Person ein mit den Verhältnissen dieses Landes völlig vertrauter Reichskanzler an die Spitze der Reichsleitung tritt und Elsaß-Lothringen somit hoffen darf, nicht nur in der obersten Reichsinstanz einer wohlwollenden und sachverständigen Behandlung seiner Angelegenheiten zu begegnen, sondern auch die Tradition, die sich seit dem Amtsantritt des Fürsten Hohenlohe, im Jahre 1885, im Lande selbst ausge bildet hat, erhalten zu sehen. Dem Reiche aber wird wiederum zu statten kommen, daß Fürst Hohenlohe neun Jahre hindurch an jenem Brennpunkt der vital sten Interessen Deutschlands, und zwar wiederholt in recht kritischen Momenten, getragen von dem Ver trauen dreier Kaiser und des Fürsten Bismarck, ge standen hat. — Die Vereinigten Staaten von Nord amerika scheinen wirklich Repressalien gegen da« von Deukschland erlassene Verbot der Einfuhr ameri kanischen Viehes und frischen Fleisches ergreifen zu wollen. Wenigstens theilt das »Journal of Com- merce- mit, daß der Ackcrbausekretär Morton die Auf merksamkeit de« Präsidenten Cleveland auf die Be stimmung wegen der Inspektion de« auszuführenden Fleische« lenken und den Erlaß eines Verbote« der Einfuhr gefälschter Nahrungsmittel Vor schlägen will, wodurch Deutschland und Frankreich, von wo angeblich gefälschte Weine, Biere und der- gleichen eingeführt werden, getroffen werden sollen. — China scheint nachgerade einzusehen, daß eS militärisch nicht viel mehr zu hoffen hat, und so be müht e« sich jetzt angelegentlichft um Friedens unterhandlungen. ES scheint zu gleicher Zeit bei einer Reihe von Großmächten die Intervention nachgesucht zu haben. DaS Reutersche Bureau ver sendet wenigstens von London au« die Meldung, daß die chinesische Regierung formell die diplomatische Intervention der Mächte erbeten habe zur Herbei führung des Friedens zwischen China und Japan. Inzwischen hat die Lage Chinas aber eine weitere Verschlechterung erfahren. Der amerikanische Gesandte in China hat an den Staatssekretär Gresham die Meldung gelangen lassen, daß die Japaner Fu-Tschu am Golf von Liau-tong genommen haben und sich zum Vorgehen gegen Shan-hai-kwan rüsten. Damit hat sich die militärische Situation der Chinesen ganz erheblich verschlimmert. ES klingt deshalb durchaus nicht unwahrscheinlich, wenn den »Times" aus Tientsin gemeldet wird: »Am vergangenen Sonnabend waren die Vertreter der Mächte im Tsung-li-Aamen ver sammelt. Prinz Kung eröffnete ihnen, daß China nicht im Stande sei, Japan zu widerstehen, und rief die Vermittelung der Mächte an. Er erklärte, China sei bereit, die Oberherrschaft über Korea auszugeben und eine Kriegsentschädigung zu zahlen. Loeal« unv sächsische Nachrichten. — Schönheide. Vergangene Mittwoch konnte leicht das Engelhardt'sche Wohnhaus auf dem SchädlichSberge ein Raub der Flammen werden. Um die Dachpappe zu streichen, kochte die Frau des Be sitzers Vormittags gegen 11 Uhr im Stubcnofen Thecr. Derselbe lief aber über, entzündete sich und setzte die Thür und andere Geräthe in Brand. Von herzueilenden Nachbarn wurde das Feuer erstickt. — Schön Heide. In tiefe Trauer wurde hier die Familie des Handelsmann« M. versetzt. Am Donnerstag entleibte sich durch Erhängen während der Mittagsstunde in der Bodenkammer der 13jährige Sohn. Alle angewandten Belebungsversuche waren erfolglos. — Dresden, 8. Novbr. Ihre Majestäten der König und die Königin werden nach den zur Zeit getroffenen Dispositionen nächsten Sonnabend, 10. 'No vember, Abends die schlesische Besitzung Sibhllenort verlassen und am Sonntag früh 3 Uhr 57 Min. in Dresden eintreffen. — Dresden. Die hiesige Garnison-Verwaltung verbot den Militärpersonen den Besuch der SocietätS- Braucrei Waldschlößchen und den Bezug der be treffenden Biere durch die Kantinen. — Dresden. Daß unsere schwarzen Reichs brüder au« Afrika äußerst gefährlich werden können, wenn sie gereizt werden, bewies ein Vorfall, welcher sich Dienstag Abend in einer Wirthschaft der inneren Stadl abspielte. Dort bedient seit einiger Zeil ein kohlschwarzer Negerjüngling, ein scheinbar ganz gutmüthiger Mensch, der von den Gästen nicht selten verlacht und aufgezogen wird, weil er der deutschen Sprache noch nicht genügend mächtig ist und deshalb zuweilen Konfusion anrichtet. Dienstag Abend war er wieder geneckt worden, hatte sich einen »Affen angetrunken und wurde nun ungewüthlich. Al» er einen al» Gast anwesenden Arbeiter mit einem Schlüssel geschlagen hatte, suchte der BierauSgeber zu inter- veniren unv den Schwarzen zurechtzuweisen. Da sprang dieser plötzlich wie ein wilde« Thier dem Bier auSgeber an den Hals und biß ihm mit seinen glän zend weißen Zähnen die rechte Oberlippe mitsammt dem Schnurrbart glatt vom Gesicht weg und verschlang da« Stück Menschenfleisch. Der schwer verletzte Mann mußte sofort in's Krankenhaus gebracht werden. Der wüthende Afrikaner flüchtete im Getümmel aus der Wirthschaft und entkam, ist aber gestern früh von der Polizei erlangt und festzenommen worden. — Leipzig. Ein noch nicht völlig aufgeklärter Vorgang bildet ras Tagesgespräch in unserer Stadt. In einem hiesigen im Süden der Stadt gelegenen Gasthof wurde am Montag Abend gegen 10 Uhr die Kellnerin Minna Martha Helene Henker, am 6. Ja nuar 1875 in Zwenckau geboren, in einem Bette liegend, vergiftet vorgefunden. In demselben Zimmer wurde auch der Geliebte der Henker, der engagementslose Schauspieler Theodor Herm. Fischer, am 27. April 1873 in Leipzig geboren, zu jener Zeit angetroffen unv alSdann in Polizeigewahrsam genommen. Die Untersuchung ergab, daß die Henker an Opiumvergif tung verstorben war. — Leipzig, 7. Novbr. Die Vergiftung von Liebespaaren wird nachgerade zur Manie; heute ist abermals von einer solchen Tragödie zu berichten. Im Hause Töpferstraße 4 befindet sich das Cafü »Germania". Dort wohnte bei der Besitzerin deö CasüS seit einem halben Jahre der 35jähr. Student der National-Oekonomie Gerhard Rettstedl aus Han nover, welcher mit der Tochter seiner Wirthin, der 18jähr. Selma Elsa Rothe, ein Liebesverhältniß an- knüpstc — gegen den Willen der krank liegenden Mutter derselben, die mindestens ein öffentliches Ver- löbniß forderte, um dem Klatsch aus dem Wege zu gehen, ebenso drang der Vormund de« Mädchens auf ein bindendes Versprechen durch Rettstevt. Heute Nachmittag 6 Uhr fand man das Liebespaar in dem Zimmer ReltstedtS entseelt auf dem Sopha. — Der Tod war durch Vergiftung mittelst Cyankali und Opium eingetreten. — Zitrau. Ein frecher Raubansall ist am Montag Abend in der Gastwirthschaft der sogenannten WaldeSecke zu Herrenwalde verübt worden. Zwei Männer, die sich durch schwarze Masken unkenntlich gemacht halten, drangen Abends in der neunten Stunde in da« Gastzimmer ein, in dem sich zu dieser Zeit gerade keine Gäste befanden. Der Wirth war auf dem in einer Ecke de» Zimmer« stehenden Sopha eingeschlafen und bemerkte die Eintretenden nicht, da gegen wurde die Wirthin, die mit dem Mädchen auf vem Boden beschäftigt war, durch das Geräusch, wel che« bei dem Thürenöffnen verursacht wurde, herbei gerufen, sie fand aber die Gastzimmerthür von innen verriegelt. Nicht« Gute« ahnend, schlug sie Lärm, wodurch der Wirth im Zimmer aufwachte und die Einbrecher gewahrte und sich sofort auf einen der selben stürzte, dieser feuerte aber sofort auf den Wirth au« einem hervorgezogenen Revolver einen Schuß ab, der glücklicherweise den Wirth nur streifte. Jetzt drang auch der zweite Einbrecher mit bereit gehaltenem Re-