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Amts- und Anzeigeblatt SS «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Lezirk -es Amtsgerichts Cibenjtock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. l M. 20 Pf. (incl. Illustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 1». Jahr«»»«. — Sonnabend, den 2K. Mai 18»». O heilgrr Geist, kehr bei und ein! Co tönt' es »ns heute mit tausend Zungen, Gebete« wir» es und fromm gesungen. Und her aus dem Waide und über die Haide Klingt« uns inS Herz hinein. 2 Heitger Geist, kehr' bei uns ein! Unsaudre Geister treiben ihr Wesen, Sie Haden die Menschen sich auserlesen Zum Opfer, und ihnen müssen wir dienen. Wirft Du uns nicht befrei ». O Heit ger Geist, kehr' bei uns ein! Ais» mag ja nicht der Mund nur sprechen, Schmerzens»»!! find unsere Gebrechen Sie liegen zu Tage und keine Klage Lindert uns unsere Pein. O Heit ger Geist kehr bei uns ein! Erfülle Alle, die nach dir dürsten, Labe die Völkek und labe die Fürsten Und schaffe den Frieden uns schon hienieden In »einer Gnade Schein! Zum Pfingftfeft- ES tobt ein Sturm durch unsere Lande, ---- !»-»> nm »eramp,en yuoen und »rüden Und im wilden Streiten sich hassend entzweiten Mit giftigen Waffen und Unheil nur schaffen Brüder im Kampf der Partei'». > Wie es nie sollte sein. I O heil ger Geist, kehr bei uns ein Und lehre die Menschen wieder sich lieben. Die sonst sich bekämpfen hüben und drüben Wie es Nie sollte sein. O heil ster Geist, kehr' bei uns ein! Dann blicken wir ruhig der Zukunft entgegen. Sie birgt dann für uns nur Freude u. Segen. Drum komme hernieder und ziehe du wieder In unser Her, hinein! Zwangsversteigerung. DaS im Grundbuche auf den Namen »rl^eli I«I> Alvln»! eingetragene Grundstück, Haus mit Garten Nr. 52/54 de» Brandkatasters, Nr. 57 des Flurbuchs Abtheilung ä, Folium 44 des Grundbuchs für Giben- stock, geschätzt auf 24,300 M., soll an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise ver steigert werden und ist der 6. Juni 1893, Vormittags 10 Hlkr als Versteigerungstermin, sowie der 17. Juni 1893, Vormittags 1« Mhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgericht« eingesehen werden. Eibenstock, am 18. April 1893. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Gruhle, G.-S. Paul Emil Tuchscherer, 9 Jahre alt und Max Emil Tuchschcrer, 6 Jahre alt, Stiefkinder des hier im Hause Nr. 66 — Baumannsberg — wohn haften Handarbeiters Friedrich August Seidel, belästigen die hiesige Einwohner schaft unter allerlei unbegründeten Angaben durch Betteln. Die dabei erhaltenen Gaben pflegen sie meist zum Ankauf von Näschereien zu verwenden. Es wird dringend vor Verabreichung von Gaben an genannte Kinder ge warnt und gebeten, jeden einzelnen Fall, in welchem sich Tuchscherer's des Bettelns schuldig machen, unverwcilt dem nächsten Polizeiorganc mitzutheilen. Der Gemcilldclwrstlind zu Schönheide. Auf das Jahr 1892 sind die Beiträge zur land- und forstwirth- fchaftlichen Bernfsgenossenschaft für ras Königreich Sachsen durch Be schluß der GenossenschaslSversammlung auf l,< Pfennig für jede beitragspflichtige Steuereinheit festgesetzt worden. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß das hiesige Unter- nehmerverzeichniß, sowie die sonstigen, aus Erhebung der Beiträge bezüglichen Unterlagen vom 23. Mai ds. Js. ab 14 Tage lang in der Expedition des unterzeichneten Gemeinderalhs zur Einsicht für die Bctheiligten ausliegen werden. Schönheide, am 18. Mai 1893. Der Gcmcindcrath. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die „Berl. N. Nachr." schreiben: So eifrig die Gegner de« Fürsten Bis marck bemüht gewesen sind, in die große Fußspur, die der alte Kanzler dem deutschen Leben eingedrückt hat, allerlei Kehricht zu werfen, sie haben es nicht vermocht zu verhindern, daß allemal, wann dem deutschen Blicke ein Dunkle«, Widriges begegnet und die Stirn furcht, vom innersten Gemüthe der Name des treubewährten Eckart herauftönt. Was anders bedeutet die große Erregung, die das Schreiben des Prinzen Albrecht überall geweckt hat, als das Zuge- ständniß, wie mächtig noch immer der Name Bismarck hoffen und fürchten macht. Und wenn es in de» Blatte des Herrn Liebknecht heißt: es gelte durch ein Millionenvotum die letzte Möglichkeit der Rückkehr des Fürsten'Bismarck zu beseitigen; spricht da nicht da» Bckenntniß heraus, daß dieser Gegner vor Allem von der Sozialdemokratie gefürchtet werde? Wann hätte je ein Staatsmann, der nichts ist al« ein Verabschiedeter, ein pürticuiier cke ciistinction, in solcher Weise die Stimmung seiner Nation beherrscht? Dagegen hilft eben kein Parteigebimmel und keine Festrede mit .voll und ganz" und „unentwegt"; sobald e« düster wird am deutschen Horizont, flüchtet das Ge wissen der Nation an die Stätte, wo e« seine Hei- ligthümer gut gewahrt weiß . . . — Berlin, 17. Mai. An der gestrigen Sitz ung des Staats - Ministeriums nahmen der Reichskanzler Graf v. Eaprivi, der Kriegsminister v. Kaltenborn-Stachau und der Staatssekretär von Maltzahn »heil. Gutem Vernehmen nach soll be schlossen sein, die Militärvorlage dem neuen Reichs tag in der dem Antrag v. Huene entsprechenden Fass ung zu unterbreiten. Die erforderliche Deckung soll unter Verzicht der vorher in Aussicht genommenen Erhöhung der Branntwein- und Brausteuer beschafft werden. — ES bestätigt sich, daß nunmehr al« Tag der Eröffnung de« neuen Reichstags der 28. Juni, ein Mittwoch, in Aussicht genommen ist. Doch kann von einem endgültigen Beschluß noch keine Rede sein. Der Reichskanzler will unter allen Umständen den neuen Reichstag so früh wie möglich einberufen, wa« mit Rücksicht auf die vorgerückte Jahreszeit be greiflich erscheint. Auch ist dabei der Umstand von Bedeutung, daß der Kaiser seine geplante Nordlanvs- reise nicht eher antreten kann, als bis sich die Ent scheidung des neuen Reichstags bezüglich der Mili tärvorlage mit Sicherheit übersehen lassen wird. Früher, als zum 28. Juni, soll der Reichstag des halb nicht einberufen werden, weil erst an diesem Tage das amtliche Ergebniß der voraussichtlich wieder sehr zahlreichen Stichwahlen festgesetzt werden kann. Die aus den Stichwahlen hervorgegangenen Abgeord neten würden demnach, wenn der neue Reichstag früher zusammentreten sollte, mindestens an der Wahl de« Präsidiums noch nicht theilnehmen können. Gegen den 28. Juni als Tag der Reichstagseröffnung spricht allein der Umstand, daß der 29. Juni ein katholischer Feiertag (Peter und Paul) ist unv demnach sitzungs frei bleiben müßte. Indessen könnte dieser Tag zu Vorbereitungen der Fraktionen über die Wahl des neuen Präsidenten und der beiden Vizepräsidenten benutzt werden, so daß sich der Reichstag bereit« am 30. Juni oder 1. Juli konstituiren und mit der neuen Woche in die erste Berathung der Militärvorlage eintreten könnte. E« wird daher voraussichtlich bei der vorläufigen Absicht bleiben, den Reichstag zum 28. Juni einzubrrufen. — In verschiedenen Städten war Klage darüber geführt worden, daß die Hebungen der Reserve und der Landwehr für Anfang Juni angesetzt worden waren, so daß die Eingezogenen am 15. Juni ihr Wahlrecht nicht hätten ausüben können. Jene Uebungen sind nun, wie bekannt gegeben wird, bi« Anfang Juli, also bi« nach den Reichstag-Wahlen, verschoben worden. — Frankreich. Am 15. d. hat in Sedan in der Tuchfabrik von Roberts u. Söhne eine furcht bare Kesselexplosion stattgesunden. Die Fabrik bildet ein Bild vollständiger Verwüstung. DaS Jammern der Hinterbliebenen der bei der Explosion verunglückten Arbeiter ist herzzerreißend. Obwohl feiten« der Behörden und der zahlreich anwesenden Aerzte alle» Mögliche gethan wird, so fürchtet man doch, daß die schwerverletzten Arbeiter, deren Zahl sich ans nahezu 70 beläuft, kaum zu retten sein wer- den, da dieselben furchtbare Verwundungen erlitten haben. Fünfzehn Todte wurden bereit« au» den Trümmern hervorgezogen. Locale unv sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die Zählung der Fabrik arbeiter am I. Mai ds. Js. erstreckte sich hierorts auf 37 Anlagen. In denselben wurden insgesammt 642 Arbeiter gezählt, 240 männliche und 402 weib liche. Auf die einzelnen Altersklassen vertheilen sie sich wie folgt: 21 Jahre und darüber 16-21 Jahre 14—16 Jahre 12-14 Jahre männl. weibl. 206 184 ----- 390 26 165 ---- 191 8 52 — 60 - 1 --- 1 Es sind demnach 61 jugendliche Arbeiter, 252 minderjährige Arbeiter, 349 Arbeiterinnen und 232 männliche Arbeiter vorhanden. Im Vorjahre betrug die Zahl der Fabrikarbeiter 612 und zwar 245 männ liche und 367 weibliche. Die weibliche Arbeitskraft hat mithin zugenommen. — Dresden. Ein hiesiger Restaurateur hielt dieser Tage eine Auction ab, wobei verschiedene Hausgeräthe zur Versteigerung kamen, darunter auch ein alter Schrank mit verschiedenen Schubkästen und geheimen Fächern. In einem Kasten dieses Schranke« befanden sich die Baarmittel de« Manne«, und zwar ein Sparkassenbuch mit bedentender Einlage und 800 Mark in Kassenscheinen. Im Drange der Ge schäfte hatte der Mann vergessen, da« Geld aus dem Schrank zu nehmen und erinnerte sich derselben erst, al« der Schrank schon verkauft fortgeschleppt worden war. Da« Sparkassenbuch fand sich im Auctionslokale unter dem Kehricht vor und war unversehrt, die 800 Mark sind von dem Käufer de« Schrank« gefunden und dem betreffenden Restaurateur Tag« darauf zurück ¬ erstattet worden. — Leipzig, 17. Mai. Die heutige Sitzung der Stadtverordneten war im Hinblick auf die Wich tigkeit de« zur Berathung stehenden Gegenstände« eine der belangreichsten, die je stattgefunden haben, galt es doch über denAnkauf der Pleißenburg durch die Stadt Leipzig schlüssig zu werden. Zur Sache waren verschiedene Anträge gestellt, zu denen Hr. Architekt Pommer referirte; eine Anzahl Redner sprach theil« für, Iheil« gegen den Ankaufl DaS Er gebniß der Debatte war, daß sich die Stadtverord neten im Prinzip einstimmig für den Ankauf der Pleißenburg erklärten und den Vertrag mit 37 gegen 32 Stimmen genehmigten.