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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint »Schentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- strtionSpreiS: die kleinsp. Zeil. 10 Pf. Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich«« Postanstalten. für den E Abonnement Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock ZSu?L^L und dessen Amgekung. S«. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 1». I«,r,»«s. - Sommbmd, den 13. Mai L8»3. Donnerstag, den 18. War 1893, von Worin. /,11 Hlstr an im Rathhause zu Schönheide. Schwarzenberg, am 10. Mai 1893. Königliche Amtshauptmannschaft. Arhr. v. Wirsing. Erkatz, das diesjährige Aushcbungsqeschäft in den Aushebungsbezirken Schneeberg und Schwarzenberg betreffend. Nach dem Geschäftsplane der Königlichen Obcr-Ersatz-Commission im Bezirke der 3. Infanterie-Brigade Nr. 47 findet die diesjährige Aushebung 1) im Aussteöungsöezirke Schneeberg am 19., 20., 2l. und 22. Juni 1893 im Gasthofe zur SonUe in Schneeberg, 2) im Ausyeöungsöezirke Schwarzenberg am 23. und 24. Juni 1893 im Bade Ottenstein in Schwarzenberg jedetmal von früh 8 Uhr an statt. Den zu dem AnShebungSgeschäste heranzuziehenden Militärpflichtigen geht noch besondere Borladung durch die OrtSbehörven zu. Diejenigen, zu deren Gunsten bei dem diesjährigen MusterungSgeschäsie reclamirt werden ist, deren Reclamationen jedoch abgewiesen worden sind, sowie Diejenigen, zu deren Gunsten nachträglich reclamirt worden ist, haben sich am AuShebungStage im AuShebungSlocale persönlich einzufinden. Ueberdie« ist jeder in den Grundlisten des Aushebungsbezirkes geführte Mili tärpflichtige berechtigt, im Aushebungstermine zu erscheinen und etwaige Anliegen vorzu^ing^g^zenberg, „in lO. Mai 1893. Der Civilvorsitzende der Ersatz-Commission in den Aus hebungsbezirken Schncebtt^und Schwarzenberg. Bekanntmachung. Am 30. April diese« Jahre« ist der 1. Einkommensteuertermin für da« Jahr 1893 fällig. ES wird dies hiermit bekannt gegeben mit dem Bemerken, daß zur Zahlung der Einkommensteuer eine Frist von 3 Wochen nachgelassen ist, hiernach aber mit der sofortigen zwangsweisen Eintreibung der etwaigen Reste vorgegangen wird. Eibenstock, den 27. April 1893. Der Rath der Stadt. I»i-, Körner. Beger. Die hierorts angeferkigten Wahllisten zur bevorstcbenden Reichstagswahl liegen vom 18. Mai 1893 ab acht Tage lang in der Expedition des Gemeinde- ratheS zu Jedermanns Einsicht aus, wa« mit dem Bemerken andurch öffentlich bekannt gemacht wird, daß Einsprüche gegen diese Listen innerhalb der AuSlege- zeit dem unterzeichneten Gemeindevorstand anzuzeigen, oder bei diesem zu Protokoll zu geben, zugleich aber auch die Beweismittel für die bezüglichen Behauptungen, falls dieselben nicht auf Notorietät beruhen, beizubringen sind. Schön hei de, am 12. Mai 1893. Der Gemeindevorstand. Die Lieferung des auf die Zeit vom I. Juli 1893 bi« Ende Juni 1894 hier zur Straßenbeleuchtung erforderlichen Petroleums ist zu vergeben. Offerten sind bis zum 3t. Mai 1883 einzureichen. Der Gemeinderath zu Schönheide. Aagesgeschichle. — Deutschland. Die Wahlbewegung kommt mit jedem Tage lebhafter in Fluß, waS bei der Kürze der Frist bis zu den Neuwahlen auch sehr nothwendig ist. Mancher alte Parlamentarier scheint ernstlich entschlossen zu sein, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen, aber an Nachwuchs fehlt es nicht. Aller Voraussicht nach wird die Parteizer splitterung und die Zahl der sich entgegenstehenden Kan didaten größer werden al« jemals. Wahlbündnisse zwischen sonst sich nahestehenden Parteien werden allem Anscheine nach nur vereinzelt vorkommen, wo sie in den besonder» örtlichen Verhältnissen eine Unterlage haben. Ueberaus rührig sind gleich von Anfang an die Sozialdemokraten und Antisemiten in den Wahlkampf eingetretcn; dutzendweis werden ihre Kandidaten namhaft gemacht und e« herrscht in diesen Lagern offenbar eine große Zuversicht. Die Konservativen hoffen auf die Macht der agrari schen Bewegung. WaS sich aus der freisinnigen Zerklüftung entwickelt, läßt sich noch gar nicht über sehen. Im Zentrum befürchtet man vielfach Gegen kandidaturen vom rechten und linken Flügel. Die nationalliberale Partei ist bereit« rüstig in die Wahl bewegung eingetreten; aus vielen Wahlkreisen, auch solchen, die sich bisher in den Händen anderer Par teien befanden, wird bereit« die Ausstellung national- liberaler Kandidaturen und energische Vorbereitung zu rüstiger Arbeit gemeldet. Ein Bild von dem Aussehen des nächsten Reichstag« sich zu entwerfen, wird vor dem Vollzug der Wahlen ganz unmöglich sein. Stimmungsderichte von allen Seiten melden, daß man da» Lrgedniß noch niemals mit so wenig Sicherheit habe voraussehen können wie in diesem Wahlkampf. Die allerwärtS herrschende Zersetzung und Zerfahrenheit, die Verwirrung der Begriffe unter so vielen mächtig auf da« Volk einstürmenden Aufregungen und Leidenschaften drohen ein gähren- de« Chaos zu erzeugen, au» welchem noch Niemand zu erkennen vermag, welche« Gebilde sich gestalten wird. Au« dem gegenwärtigen Dunst der politischen Verhetzung und de« materiellen Jnteressenstreit« den Blick zu erheben auf die großen nationalen und vaterländischen Aufgaben und Ziele, ist heute mehr al« je die Pflicht aller patriotischen und einsichts vollen Männer. — Der neue deutsche Reichstag wird, wie man erfährt, wahrscheinlich schon Ende Juni zu sammentreten. Er wird ausschließlich mit der Mili- lärreform befaßt werden, alle anderen Arbeiten bleiben einer späteren Tagung Vorbehalten. — Verschiedene Blätter wußten zu berichten, daß Ablwardt unmittelbar nach der Auflösung des Reichstag« verhaftet und zur Abbüßung der gegen ihn verhängten Gefängnißstrafe von b Monaten wegen der Veröffentlichung der .Judenflinten" - Broschüre abgeführt worden sei. Diese Nachricht bestätigt sich nicht. Die Unrichtigkeit derselben springt schon des halb in die Augen, weil jene Strafe noch gar nicht rechtskräftig ist, sondern zunächst noch der Beurtheil- ung des Reichsgerichts zu unterliegen hat. — Frankreich. Die französische Presse hat in ihrer Unkenntniß der deutschen Verhältnisse über die Ablehnung der Militärvorlage im Reichstage einen förmlichen Triumphgesang angestimmt. Blätter der verschiedensten Parteischattirungen sind einig in ihrem Lob über das ablehnende Verhalten besonders der Sozialdemokraten, des Zentrums und derjenigen Elsaß- Lothringer, die gegen die Vorlage gestimmt haben. Allen Ernstes wird behauptet, das kaiserliche Ansehen und der ReichSgedanke seien in Deutschland erschüttert und au« diesem Grunde wird die Wiederwahl einer gegnerischen Mehrheit prophezeit. Selbst ernste Blätter, wie der .TempS", wollen in der Ablehnung der Re gierungsvorlage ein Anzeichen sehen, daß.die Gesammt- heit des deutschen Volkes eine erste Anstrengung mache, den preußischen PartikulariSmuS zurückzu drängen." Weitaus die meisten Blätter- aber sind nicht so tiefsinnig, sondern begnügen sich damit, die beginnende Wahlbewegung in Deutschland al» eine Zeit der Drohungen und Gefahren zu bezeichnen. Die ReichSregirung, meinen sie, werde nach bewäbr- ter Vorschrift die Wähler zugleich zu erschrecken und auszuregen suchen, sie werde besonder» den Haß gegen Frankreich aufstacheln wollen. Sie fürchten ferner, daß in dem Falle einer Wahlniederlage der Regierung ein innerer Verfassungskampf ausbrechen könne, der seine Lösung vielleicht in einem auswärtigen Kriege finden würde! — Von den Führern der.Patrioten", unterstützt von verschiedenen Abgeordneten, unter diesen Derou- lede, Millevoy rc., und den namhaftesten Redakteuren der Chauvinistenpresse ist eine Bewegung in Szene gesetzt, um den elsaß-lothringischen Reichs tagsabgeordneten, die gegen die Militärvorlage gestimmt haben, aus nationalen Sammlungen Ehren geschenke zu machen. Es wird namentlich auf die lebhafteste Unterstützung aller elsässischen Emigranten vereine gerechnet. Locale und sächsische Nachrichten. — Eiben stock, 12. Mai. Gestern hat der deutsch soziale Reformverein für den 21. Reichstagswahlkreis in Schwarzenberg eine Hauptversammlung abgehalteck. Der Zweck dieser Versammlung ist die Aufstellung eines Kandidaten für die bevorstehende Reichstagswahl im hiesigen Kreise gewesen. Allerseits ist der Wunsch laut geworden, einen Kandidaten aus der hiesigen Gegend aufzustellen. Da dies trotz vieler Bemühungen nicht möglich gewesen, ist einstimmig beschlossen worden, Herrn Liebermann von Sonnenberg in Leipzig- Gohlis, der eine Wahl anzunehmen erklärt hat, als Kandidaten aufzustellen. E« würde zu weit führen, de» Herrn Liebermann von Sonnenberg Wirken zu schildern. Bemerkt sei nur, daß er seit 1890 dem Deutschen Reichstage angehört hat, daß er für die Militärvorlage gestimmt hat und stimmen wirb, daß er aber verlangt, die zu ihrer Durchführung erforder lichen Mittel durch entsprechende Erhöhung der Börsen steuer, Einführung einer Luxussteuer und einer Wehr steuer aufzubringen. — Eibenstock. Im Interesse einer sorgfältigen und korrekten Ausstellung der neuen Wahlliste an läßlich der bevorstehenden ReichStagSwahl wird da rauf besonder» aufmerksam gemacht, daß Diejenigen, welche hierher verziehen resp. Diejenigen, welche um ziehen, ihre derzeitige Wohnung alsbald beim hiesigen Stadtrath anzumelden haben. — Dresden. Die StanveSherrschaft Königs brück ist dieser Tage hier zur Versteigerung gelangt. Ihrem jedesmaligen Besitzer steht da» Recht zu, Mit glied der ersten sächsischen Kammer zu sein. Diese Gelegenheit, Gesetzgeber Sachsen» zu werden, hat der Kommerzienrath Naumann, Direktor der Nähma schinenfabrik Seidel und Naumann, benutzt, indem er da« genannte Gut im Versteigerungstermin für 1,121,000 Mk. erstand. Der Genannte, der sich vom einfachen Schlossergesellen zum mehrfachen Millionär herausgearbeitet hat, ist bereit» Besitzer eine» jener drei