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Amts- und Anzeigevlatt für den «»scheint . . sMk -es Amtsgerichts Cibeichck kertionSprei«: die kleinsp. °« und defsm Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — - 40. AiHrGkMg. — - . SS. Donnerstag, den 4. Mai 18S3. Bekanntmachung, die Zählung der Fabrikarbeiter betreffend. Zufolge Verordnung de« Königlichen Ministeriums de« Innern ist alljährlich eine Zählung der Fabrikarbeiter nach einem hierfür vorgeschriebenen Formular vorzunehmen. E« werden daher demgemäß sämmtliche Gewerbetreibende hiesiger Stadt, welchen solche Formulare in den letzten Tagen zugestellt worden sind, aufgefordert, dieselben bis spätestens -en 4. Mai in der Rathsregistratur wieder abzugeben. Eibenstock, den 26. April 1893. Der Stadlrath. v» Körner. Han«. Uh Da^Standesamt ist an diesem Tage nur von Vormittags 8 bis 0 Eibenstock, den 3. Mai 1893. Der Stadtrath. l»r. Körner. Hans. Bekanntmachung. Der unterz. Kirchenvorstand hat mit inspektioneller Genehmigung folgende du Taufen und dle Beerdigungen betreffende Abänderungen getroffen- 1) Um bezügl. der Kirchenlaufen eine feststehende Ordnung einzu Uhren werden auch in hiesiger Parochie, wie dies bereits in den meisten Kirchen' gemeinden der Fall ist, als Tage für gebührenfreie Kirchentaufen der Sonntag, Montag und Donnerstag hierdurch bestimmt Für jede an einem anderen Wochentage außer Sonnabends, wo eine Taufe überhaupt nicht statt zu finken hat, begehrte Kirchentaufe ist eine Gebühr von 3 Mark an die Kirchentage zu entrichten. 2) Was die Begräbnisse I. Cl. anlangt, so wird, um jede« Uebermaß von Feier lichkeiten zu vermeiden, das Retourlauten künftighin in Wegfall gebracht 3) Um den weniger Bemittelten in Todesfällen den Gebrauch der Glocken nicht zu entziehen, wird auch bei Begräbnissen IV. Cl. und zwar für die erwachsenen (confirmirten) Gemeindemitglieder ein '/.stündiges Lauten mit kincr Glocke wie bei Begräbnissen III. Cl., ohne Erhöhung der Ge bühren hiermit eingeführt. Eibenstock, den 1. Mai 1893. Der Kirchenvorstand. Böttrich, Bekanntmachung. Die erste diesjährige Uebung der städtischen Pslichtfeuerwehr soll Sonntag, den 7. Wai 1893 früh 6 Uhr am Magazin statlfinken. Zu derselben baden zu erscheinen die Mannschaften der Sektionen der Spritzen 1-3 mit den betreffenden Spritzen nebst Zubehör. Abzeichen find anzulegen. Unentschuldigtes oder nicht ge nügend entschuldigtes Ausbleiben, verspätetes Erscheinen, ow e jeder Ungehorsam gegen die Vorgesetzten wild unnachsiLllich mit Geld strafe bis zu 10 Mark oder entsprechender Haft bestraft werden. E i b e n st o ck, den 1. Mai 1893. Der Stadtrath. »i-. Körner. Hans. Freitag, den 5. Mar 1893, Vormittags 11 Uhr sollen im hiesigen Gerichtsgebäude 3 Fässer Schankbier und 132 Flaschen Gose gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 3. Mai 1893. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Aktuar Liebmann. Bekanntmachung. Die RathSexpedilion«-, Stadt- und Sparkassenräume bleiben wegen vorzu nehmender Reinigung derselben nächsten Sonnabend, den 6. Wai 1893 geschlossen, und eS können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Erledig ung finden. «b-nnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (inel. Mustt.UnterhE)inder Expedition, bei unfern Bo» ten, sowie bei allen Reichs» Postanstalten. Neber „Getreidepreise und Börse" wird in einer Zuschrift an die ,Leipz. Ztg." auSge- führt: Nach meiner Ansicht ist die Ursache der jetzigen außerordentlich niedrigen Getreidepreise die vor zwei Jahren künstlich erfolgte Preistreiberei. Bei einem Preise von 240 M. für Weizen und Roggen zu einer Zeit, wo die deutsche Landwirthschaft keine großen Vorräthe mehr hatte, wurde da« Getreide aus allen Welttheilen nach Deutschland gezogen. Haben wir doch noch voriges Jahr Roggen von Afrika, ja sogar von China, einem Lande, von dem man vorher gar nicht wußte, daß es Roggen baue, erhalten. Nicht nur Argentinien, sondern auch die Bereinigten Staaten von Nordamerika haben im vorigen Jahre ganz ge waltige Massen Getreide nach Deutschland gebracht, soviel mir bekannt ist, vier Mal mehr als im Durch schnitt in den vorhergehenden zehn Jahren. Diese Unmasse Getreide war nun bis Weihnachten 189l nach Deutschland gekommen und anstatt daß zu Neu jahr 1892 die erwartete neue Preissteigerung eintrat, wurde von Berlin verkündet, daß wir doch ganz und gar auf dem Irrwege seien. Wie mancher brave Landwirth hat geglaubt: Ist das Getreide während der Ernte schon so theuer, wie hoch muß e« erst dann sein, wenn thatsächlich Mangel eintritt? Er behielt sein Getreide und mußte schließlich ganz billig ver kaufen. Wer hat Nutzen von den hohen Getreide preisen gehabt?^- Einzig und allein da« Ausland und die Berliner Macher, und wer sind diese vor Allem? Die Juden. Der deutsche Bäcker, er kaufte da« Mehl, al« e« am theuersten war; die deutschen Mühlen legten sich zu den hohen Getreidepreisen große Lager zu; der deutsche Getreidehändler in der Provinz, er behielt seine effektive Waare; der Landwirth, er verkaufte nicht; Alle irre geführt durch die Berliner Macher. E« ist ein Armuthszeugniß, was allen den Genannten dadurch ausgestellt wird, aber bedauerlicher Weise ist e« eine Thatsache. Wir deutschen Christen sind leider nicht mit dem jüdischen Scharfsinn aus gestattet und in vielen Fällen wird unsere deutsche Gutmüthigkeit, unser biederes deutsche« Herz von dem gewissenlosen Spekulanten auSgenützt. Der Ber liner Getreidespeknlant, er strich den Nutzen ein und das liebe legitime Geschäft, die Leute, die thatsächlich arbeiten, sie verloren ihr sauer verdientes Geld. Ich meine, diesem elenden Treiben müßte vor allen Dingen gesteuert werden. Ich weiß nicht, wie es die Herren Ritter, Blumenfeld u. Gen. bewerkstelligt haben, mit ihrem geringen Kapital, ich glaube, ich gehe nicht irre, wenn ich sage höchstens 100,000 Mark, die riesige Summe von 14 Millionen M. zu verdienen. Nehmen wir an, sie hätten nur 40,000 Mark Kapital gehabt, so konnten sie Mitte März 1891 zu 180 Mark bei einem Angeld von 10 M. p. T. 4000 T. d. i. 400 Doppelwagen Roggen kaufen. Die Herren haben bei ihren Glaubensgenossen wahrscheinlich aber eine der artige Unterstützung gesunden, daß sic vielleicht nicht 4000, sondern 10,000 T. mit dem angenommenen Kapital von 40,000 Mark sich haben im März 1891 erwerben können. Nach einem Monat stand der Roggen bereits auf 190 Mark. Nun konnten sie die Quantität schon verdoppeln, wenn nicht vervierfachen. Im Juni stand der Roggen auf 200 M., jetzt konnten sie mit ihrem anfänglich geringen Kapital, wie ich an nahm 40,000 M., bereits 16,000 Tonnen im Werthe von 3,200,000 M erwerben, wenn nicht gar 32,000 Tonnen. — Es genügt, daß der Roggen am 17. August 1891 bis auf 271 Mark in Berlin getrieben worden war. Nun frage ich: sind die« gesunde volks- wirthschaftliche Zustände, wenn die Spekulation so schrankenlos wirthschasten kann? Ist dies möglich in einem Lande, das eine so kräftige Regierung hat, eine Regierung, die in den kleinsten Sachen so sehr auf da« Wohl ihrer Untcrthanen bedacht ist, eine Regier ung, die z. B. jedem Eisenbahnreisenden im Coupee seinen Platz anweist, eine Regierung, die jede« geschlach tete Vieh controlirt, ist sie diesem Treiben an der Börse gegenüber ohnmächtig? Und wenn e« nicht möglich ist, hier kräftig einzuschreiten, gegen die Leute vorzugehen, die, ohne einen Finger krumm zu machen, ohne je daran zu denken, auch nur ein Gut von einem Ort zum andern zu bewegen, die für das volkSwirihschastlichc Wohl gar nicht« thun, die weiter nichts im Sinne haben, al« sich auf Kosten der All gemeinheit zu bereichern, so mag diesen Leuten ihr Treiben doch wenigstens entsprechend erschwert werden. Die ebrlich arbeitenden Leute müssen genügend Ab gaben an das Reich bezahlen, eS wird ihnen sauer. Diesen Spekulanten wird ganz wenig abverlangt und leicht fiel cs ihnen, große Abgaben zu leisten. Sollte denselben die Besteuerung eine zu hohe sein, so mögen sie sich nur auf eine andere Art und Weise ihr Brod, verdienen. Hagesgeschichte. — Deutschland. Eine Verständigung über die Militärvorlage ist in letzter Stunde ange bahnt worden, wie sie kaum noch erwartet wurde. Regierungsseitig hat man sich entschlossen, unter Be rücksichtigung der wirthschaftlichen Verhältnisse des Reiches und der Einzelstaaten so weit entgegenzu kommen, als die Absicht der Militärvorlage überhaupt zuließ; auf der anderen Seite hat man sich von der Erkenntniß leiten lasten, daß bei der Bcurtheilung der Militärvorlage als einer rein praktischen Ange legenheit jeder Prinzipienstreit auszusvndern sei und nichts anderes in Betracht gezogen werden dürfe al« die Sicherheit des Reiches, der öffentliche Nutzen und die Gedeihlichkeit der weiteren inneren Entwicklung. Hervorragende Mitglieder der deutsch-freisinnigen Fraktion, ebenso wie Führer der Zentrumspartei sind deswegen mit dem Reichskanzler in Verhandlungen getreten, und das Ergebniß dieser Verhandlungen ist ein Verständigungs-Vorschlag, dem wahrscheinlich auch eine Mehrheit de« Reichstage» beitreten wird. Der Vermittelungsvorschlag de« Herrn Huene soll, wie bestimmt verlautet, vom Reichskanzler auch bereit« angenommen worden sein. Der Huene'schc Vorschlag hält sich in der Mitte zwischen dem Angebot de« Herrn v. Bennigsen und der Forderung der Regierung. Der nationalliberale Führer war bereit, der ver langten Präsenzerhöhung, also 49,000 statt 84,000 Mann zu bewilligen. Herr v. Huene bietet 53,500 Rekruten, außerdem die entsprechende Zahl an Unter offizieren und Offizieren an. Die dadurch zu er zielende Ersparniß an jährlichen Ausgaben würde etwa 9 Millionen betragen.