3 1. WUNDERKINDER Bibi erscheint . (Wer ist Bibi; Bibi heißt mit vollem Namen Bibi Saccellaphylac- css, ist acht Bahre und in Wirklichkeit der Griechenknabe Loris Margaritis, den Thomas Mann als Achtjährigen an einem Winterabend des Bahres 1903 in München Klavier spielen erlebte, was den Autor seine Novelle DAS WUNDERKIND zu schreiben bewog.) Bibi kommt. Die Leute werden still, 3ibi ist ganz in Weiß gekleidet. ^ Die Leute klatschen. Bibi beginnt. Die Leute scheuen auf ihre Programme. Bibi spielt sein Lieblingsstück: die Fantasie. Die Leute sehen Bibi zu. "'Hört doch, nun kommt die Stelle, wo es nach Cis geht}' Und er läßt die Verschiebung spielen, indes es nach Cis geht. Ob sie es merken?" Die Leute merken es nicht. "Und darum vollführt er wenigstens einen hübschen Augenauf schlag zum Plafond, damit sie doch etwas zu sehen haben." Die Leute sehen Bibi zu. Bibi schließt. Die Leute klatschen. Bibi ist acht Bahre, sieht aus wie neun und wird von seinem Im- pressario für sieben ausyegeben. Die Leute wollen Bibi aus der Nähe sehen. Bibi geht. "Ein wenig Lüge", denken die Leute, "gehört zur Schönheit. Wo, denken sie, bliabe die Erbauung und Erhebung nach dem Alltag, wenn man nicht ein bißchen guten willen mitbrächts, fünf gerade sein zu lassen?" Bibi war erschienen. (So der Fortgang der Geschichte.) - Was ist Kunst? Des Publikum begreift sie wie sie sie begreift: "man muß bedenken, daß es von oben kommt. Gott verteilt seine Gaben, da ist nichts zu tun, und es ist keine Schande, ein ge wöhnlicher Mensch zu sein"; -4