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24 ich im 'Doseph' ausdrückte, ließ mich wieder lächeln.” (Bern, 4.2.34) Oder auch, wie es Hans Mayer in den AUSSENSEITERN schreibt, "die geheime und erregend gebliebende Produktivität winckelmanns". Die von Thomas Mann im Goethe-Roman markierte, in den VER TAUSCHTEN KÖPFEN parodierte und im OOSEPH homerisch besungene Synthese zwischen Laben und Geist - eine Synthese, die das Ver hältnismäßige zwischen Natur und Geist / Geist und Körper zum Aus druck bringen sollte - will letztendlich aber auf "Begünstigun gen" und Gewichte nicht verzichten. Die Frage nach dem Höch sten, sozusagen, wird eindeutig dann zugunsten des Geistes (des Künstlers!) entschieden; Er (Goethe-Schridamsn-T. Mann) ist es, der sich, jeweils, vom Bilde eines schönen (jungen) Menschen, bewußt und gewollt, ergreifen läßt und diesen "schönen Men schen" (der also nicht mehr nur noch als Metapher zu verstehen ist) zum Gegenstand seiner Kunst erwählt und bestimmt. Warum? Weil er von ihm, erotisch, ergriffen ist. (Was sonst sollte Apprehension sein, wenn nicht erotisch...) "Gibt's irgendwas in der sittlichen, der sinnlichen Welt, wo rein vor allem mein Sinnen sich innigst versenkt hat in Lust und Schrecken dies ganze Leben lang, so ist's die Verführung - die erlittene, die tätig zugefügte - , süße, entsetzliche Berüh rung, von oben kommend, wenn's dsn Göttern so beliebt; es ist die Sünde, deren wir schuldlos schuldig werden, schuldig als ihr Mittel und als ihr Opfer auch, denn der Verführung widerste hen, heißt nicht aufhören, verführt zu sein, - es ist die Prüfung, die niemand besteht, denn sie ist süß, und als Prü fung schon selbst bleibt sie unbestanden." (LOTTE IN WEIMAR) Im GOETHE UND TOLSTOI Essay heißt es noch ganz schlicht, daß der Geist gut, die Natur es durchaus nicht sei... und wird so hingedeutat auf den "Widerstreit der faustischen 'zwei Seelen 1 , dem Kampf zwischen den Trieben einer starken animalischen Veran lagung und der Sehnsucht nach den 'Gefilden hoher Ahnen' - die sem Kampf, dieser Problematik, von der Goethe aus so tiefer Er fahrung spricht". Das Ewig-Weibliche. Versuchter und Versucher. -25