Volltext Seite (XML)
17 ste Fehlschlag zu erweisen, in dem je das Unternehmen eines Haupt- v olkes ausging. Welch ein bankerott!" (Küsnacht, 29.7.34) "Oie ganze national-sozialistische 'oewegung' einschließlich ihres Erweckers, ist ein wahres Sich sielen des deutschen Gemüts in der mythischen Gauche." (Küsnacht, 5.8.34) Heinrich Mann urteilt über seinen Bruder: "Er hat Deutschland, wie es war, vormals gehalten gegen die Wut der Weit und gegen eigene bedenken. Sein Gewissen hatte ei nen schweren Weg, bis es gegen sein Land entschied. Um so höher wird ihm sein tntschluß vergolten, hier mit Liebe, dort mit Haß. tr ist ein Zeuge außerhalb der Reihe. und er ist nicht lau." (EIN ZEITALTER WIRD BESICHTIGT) Thomas Mann war ein Romantiker, und er bekannte sich hierzu. Romantik aber ist auch Rausch. Sie bewirkt irancezustände, Unbeherrscht- und unkontrolliertheit. uer irancer ist blind und hysterisch zugleich. Sein momentaner Zustand ist krank. Thomas Mann zitiert in seinem fcsssy GOETHE UND TOLSTOI von 1925 das Nistzsche-Wort vom Menschen als einem kranken Tier und nennt als Symptome hierfür: das sentimentolische, das subjekti ve, das pathologische, kurzum: "das roma ntische Wesen" sei ner selbst. Drei Dahre zuvor vergleicht er, in seiner Rede VON DEUTSCHER REPU^IK, die exzessive Sophienliebe eines Novalis mit der züchtigen Knabenverehrung eines Walt whitman, die er als krankhafte Todessympathie des einen und als Lebensdienst-Ent schluß des anderen deutet. Erliegt Gustav Aschenbach noch der alten Romantikerformel von Tod und Liebe, Faszination und Ver führung, dem Trieb zu Freiheit, Unform und chaos - so erliegt der Siebenschläfer aus dem ZAUBERBERG weit draußen, auf dem Schlachtfeld, unter einem deutschen Lindenbaum (!), vermutlich seinen Verletzungen; wir erfahren seine Todesursache nicht... Das Ende der sogenannten bürgerlich-humanistisch-liberalen Epo che, "deren letzten Zügen und Zuckungen wir anwohnen", schrieb Thomas Mann dann nochmals 1925 fest. Die Entstehung des deut schen Faschismus erklärte er, zu dieser Zeit, noch so: "Es genügt die Feststellung, daß er eine ethnische Religion ist, der nicht nur das internationale Oudentum, sondern aus drücklich auch das Christentum, als menschheitliche Macht, zu wider ist und deren Priester zum Humanismus unserer klassischen Literatur sich nicht freundlicher verhalten; er ist völkisches Heidentum, Wotanskult - feindlich ausgedrückt (und wir wollen -18