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Menschen zu tödten; eine Waffe, die nur zufällig dem Mörder in die Hände gekommen ist, oder die er doch ursprünglich nur milgenommen halte, um sich zu verteidigen." „Aber wo ist diese Waffe?" fragte der Staats anwalt. „Wenn wir sie entdecken könnten; vielleicht, daß das uns einen weiteren Anhalt giebt." „Wir haben schon heute Morgen danach gesucht," erklärte der Kriminalbeamte, „koch war Alles um sonst. Sie ist ganz sicher nicht mehr hier, sonst hätten wir sie gefunden." „Dann hat sic der Mörder also mitgenommen," sagte der Staatsanwalt nachdenklich; „auch die« wurde dafür sprechen, daß ihm daran lag, die Waffe zu verbergen; daß sie also jedensall« ihn verrathen könnte. Aber anderseits ist eS unwahrscheinlich, daß er sie nach seiner Behausung mitgenommen hat; sie könnte dort noch leichter gegen ihn zeugen. Also wird er sich ihrer unterwegs entledigt haben. Und zwar meine ich, daß er sie schon in diesem Hause irgend wohin beiseite gebracht hat, denn war e« wirklich ein langer schwerer Eisenstab, so mußte ihm derselbe lästig sein und besonders auf der Straße ihn verdächtig machen." „Ja, wo sollte das Dings denn aber sein?" fragte jetzt Vater Fritz, der kopfschüttelnd zugehört hatte. „Wir haben ja heute schon da« ganze Haus umgekehrt und nichts gefunden." Die Erwägung des Staatsanwaltes sollte sich in dessen gerade in diesem Punkte al« vollkommen ge rechtfertigt erweisen. Denn in diesem Augenblicke erschien ein Knecht im Hintergrund des Korridors und winkte den Vater Fritz eifrig zu sich heran. „Ja, was ist denn los, Karl?" fragte Vater Fritz. Der aber rief geheimnißvoll mit halblauter Stimme: „Kommen Sie nur mal her." „Na, da müssen wir doch mal kören," sagte Vater Fritz, indem er hinauSging. Nach wenigen Augenblicken kam er indessen bereit« mit dem Knechte zurück. „Da haben wir eS schon, Herr Staatsanwalt," rief er. „Hier ist die Waffe." „Komm nur, Karl, und erzähle selbst," sügte er dann zu dem Knechte gewendet hinzu, indem er den Zögernden ins Zimmer schob. Der Knecht hatte in der Hand ein breite«, etwa ein Meter lange« Eisen, das an rem einen Ende glatt und gerade auslicf, während es an der anderen Seite wie zu einer Angel zusammengerollt war. Das Eisen war beschmutzt und an der einen Seite, die zusammengcbogen war, klebten Haare und geronnenes Blut. ES konnte kaum ein Zweifel sein, daß dies die Waffe des Mörders gewesen war. Der Knecht batte, als er den Stall reinigte, das Eisen auf dem Düngerhaufen gefunden. Es war halb in dem Stroh verborgen gewesen, doch nicht wie absichtlich versteckt, sondern offenbar nur in der Folge davon, daß es mit einiger Wucht dorthin ge worfen war. ES war also ganz, wie eS der Staatsanwalt ver- muthet hatte. Der Mörder war nach vollbrachter That die Treppe hinadgeschlichen, war nach dem Hofe hinausgctreten uns hatte, da er sich unbeachtet sah, die Waffe auf den Düngerhaufen, der sich in der Mitte des Hofes befand, geschleudert. Dann war er wohl möglichst unauffällig durch das Hofthor, da« bis spät in die Nacht offen stand, hinausgetreten, ohne daß ihn Jemand bemerkt hatte. Einmal auf der Straße, war er aber vollkommen sicher, denn selbst wenn man ihn hinaustreten sah, würde man nicht auf ihn geachtet haben, weil man ihn für einen späten Gast gehalten hätte. Denn die Wirthsstube war beständig bis lange nach Mitternacht geöffnet. IV. Wer aber war der Mörder? Diese Waffe mußte Zeugniß gegen ihn ablegen können. „Kennen Sie diese« Eisen?" fragte der Staats anwalt den Vater Fritz, nachdem er ebenso wie der Kriminalbcainte eS lange von allen Seiten betrachtet hatte. „Haben Sie eine Ahnung, woher eS stammen könnte?" Vater Fritz überlegte eine Weile und rieb sich mit der Rechten die Stirne, als wollte er dadurch sein Nachdenken schärfen. „ES ist ein Riegel, um eine Thür zu schließen," sagte er dann bedächtig, „und ich habe sie auch schon gesehen. Aber wo?" Abermals dachte er nach. „Halt," sagte er dann, als käme c« über ihn wie eine Erleuchtung, „ich hab's. ES muß oben zu den Bodenluken gehören. ES ist ja da oben doch der Getreidespeicher und vor den Oeffnungen, durch die das Korn heraufgewunden wird, sind Bretterverschläge, und die werden mit solchen Riegeln von innen verschlossen." Der Kriminalbeamte sah den Staatsanwalt ver schmitzt an und pfiff leise vor sich hin. „Können wir einmal hinaufgehen?" fragte der Staatsanwalt, „oder ist c« verschlossen?" „Ich glaube, e« ist offen," erwiderte Vater Fritz, .wenigsten« find heute die Arbeiter gekommen. Sie werden wohl da« Korn umscdülten." „Gut," erwiderte der Staatsanwalt, .gehen wir hinauf." Unterwegs fragte er dann den Wirth: „Sind die Leute gestern ebenfalls hier gewesen?" „Jawohl, sie haben den ganzen Tag Getreide hinausgeschafft." „Und wie lange sind sie etwa beschäftigt gewesen?" .Bi« zum Feierabend. Warten Sie mal, eS war gerade sieben Uhr. Denn die Leute konimen gewöhn lich, wenn sie fertig sind, zu mir herein und trinken noch ein GlaS Bier in der Gaststube." „Und war das gestern auch der Fall? Oder hat der Eine oder der Andere gefehlt?" „Nein, sie kamen Alle zusammen. ES sind sieben Mann; ich kenne sie Alle." „Und wann gingen sie fort?" „Sie haben bloß eine Viertelstunde gesessen, dann gingen sie fort." „Alle?" „Jo, Alle. Natürlich Kramer ausgenommen." „Wer ist Kramer? Und warum ist das natürlich?" „Ach, Kramer, der ist so ein Bißchen was Besseres. Er arbeitet nämlich auch mit, aber er hat die Auf sicht. Er ist dafür besonders angestellt." „Was ist eS für ein Mann?" „Noch ziemlich jung, aber sehr tüchtig. Der ist so für seine Herren das reine Gold. Der versteht Alles und macht eigentlich das ganze Geschäft." „Und dieser Kramer ging nicht mit?" „Nein, der blieb noch da. Der bleibt fast immer noch da und sitzt bis in die Nacht. Er ist nämlich in die Lina verschossen." „Ah, in die Kellnerin?" „Ja, und sie scheint ja ihm auch ganz gut zu sein. Das heißt, manchmal will sie von ihm nichts wissen. Die liegen sich immer in den Haaren." „So, so! Wie lange ist wohl Kramer gestern dagebliebcn?" „Na, c« wird wohl so zwölf geworden sein. Ge nau kann ich'S nicht sagen, aber ich taxire so." „Hm, also bi« um zwölf etwa?" „Vielleicht auch noch ein Bißchen länger. Ich weiß eS nicht genau, wir hatten gestern gerade lange aus, bis nach zwei Uhr." Vater Fritz hat ras Alle« in seinem gemüthlichen Ton beantwortet, ohne besonders über die Fragen nachzudenken. Aber nun auf einmal kommt eS ihm zum Bewußtsein. Wie? Man glaubt doch wohl nicht, daß Kramer etwa. . . „Was, Herr Staatsanwalt?" sagt er zu Tode erschrocken, „Sie werden doch nicht denken . .. Um Gotte« Willen, nein, nein, was habe ich denn da gesagt! Glauben Sie doch nur das nicht! Nein, nein, da ist ja auch keine Spur von Möglichkeit. Ich fürchte wahrhaftig, Sie haben ihn in Verdacht." „Ich habe vorläufig überhaupt noch Niemand im Verdacht," erwiderte der Staatsanwalt abweisend, „aber es ist meine Pflicht, eine jede Spur so weit als möglich zu verfolgen." Vater Fritz ist noch immer so außer sich, daß er kaum Aihem holen kann. Hat er vielleicht irgend etwas gesagt? Kann er alle seine Worte verant worten ? Oder hat er da etwas Dummes u. Thörichtes geschwatzt? O Gott, wenn man nun den armen Menschen verantwortlich machen will. lFortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Darmstadt. Prinzeß Alix von Hessen, die zukünftige Gemahlin des russischen Thronfolgers, muß bekanntlich ihren evangelischen Glauben opfern, um als Schwiegertochter des Zaren in Petersburg einziehen zu können. Es ist ihr jedoch gelungen, beim heiligen Synod Zugeständnisse durchzusetzen, wie sie keiner ihrer Vorgängerinnen zugestanden wurden: sie wird weder ihren früheren Glauben verfluchen, wie eS die russische Formel verlangt, noch auch erklären, daß sie übertrete, weil sie erkannt habe, daß die Wahrbeit nicht bei ihrer Kirche, sondern bei der rus sischen Kirche sei. Der Shnod begnügt sich mit der Erklärung, daß sie.übertrete, um mit ihrem künftigen Gatten eines Glaubens zu sein. — Nürnberg. Al« vor nicht ganz 60 Jahren die Eisenbahn Nürnberg—Fürth eröffnet werden sollte, fragte di» bayrische Regierung beim Medicinal-Colle- gium in München an, ob von der Eisenbahn allge meine Schäden zu erwarten seien. Die Antwort lautete folgendermaßen: „Gewiß, denn eS könnten die Mitreisenden in der riesigen Geschwindigkeit von 3 bi« 4 Meilen in der Stunde von einer Abart de« Delirium« befallen werden; ja sogar die Zuschauer, die einen Zug so schnell vorbeisausen sehen, könnten erkranken. Wenn auch der Staat Niemandem ver bieten könne, sich freiwillig als Passagier dieser Ge fahr au-zusetzen, so sei er doch verpflichtet, die zu schützen, welche ohne ihren Willen einen Zug fahren sehen." Und deshalb sollte die Eisenbahn auf beiden Seiten mit einem fünf bayrische Ellen hohen Zaun umgeben werden. So dachte man vor 60 Jahren. — Zwar nicht Steine, aber doch bereit« Holz anstatt de« BrodeS soll den Hungernden gereicht werden. Die „Kontinentale Holz-Zeitung" schreibt nämlich über Holzbrod al« Nabrungsmittel. Zweifel los ist e« eine bedeutsame Errungenschaft zu nennen, daß die Fabrikation von Sägespänen mit Kleie und Roggcnmehl zu einem für Menschen und Thiere ge nießbaren Gebäck au« dem VersuchSstadium herau«- getrcten ist, und daß sich jetzt tatsächlich, durch den vorjährigen Futtermangel veranlaßt, in Berlin eine Anlange befindet, in der gegenwärtig etwa LOOCentner Holzbrod pro Tag fabrikmäßig hergestellt werden. Die Große Berliner Pferdeeisenbahn-Gesellschaft, welche jetzt eine größere Anzahl Pferde mit etwa 15 kg Holzbrod täglich füttert, ist die Urheberin der Her stellung von diesem neuen Futter- u. Nahrungsmittel. Durch einen chemischen Prozeß wird das Holz in Form von Sägemehl bezüglich seine» Zuckergehaltes aufgeschlossen und zur Währung gebracht, ebenso wie Roggenmehl und Kleie, die dem Sägemehl nach Durch- machung des GährungSprozesscS beigemischt werden. Die '/< bis ?/, Theile Sägespäne mit */< bis '/, Theilcn Roggenmehl und Kleie werven nach inniger Mischung zu Broden geformt und abgebacken. Das Sägemehl liefert in dieser Form ein für Menschen genießbares Gebäck und besitzt, in dünnen Broden gebacken, einen biSquitartigen Geschmack. Der Preis de« gebackenen HolzbrodeS beträgt 5 Mark für den Centner; für die tägliche Fütterung eines Pferdes sind 10 KZ erforderlich. — Die japanischen Kriegslieder. Die Unterthanen des Mikado singen während des Kampfes gegen die Chinesen eine Reihe von patriotischen Lie dern, die auf Befehl de« Prinzen Arissugavva bei Beginn des Krieges komponirt wurden und aus denen ein glühender Haß gegen die bezopften Söhne de« Reiches der Mitte spricht. In dem beliebtesten dieser Lieder heißt es: „Die Stunde ist gekommen; laßt uns auf Pekings Mauern die Fahne der aufgehenden Sonne pflanzen." Jede Strophe beginnt und endigt mit den Worten: „Züchtigen wir, zerschmettern wir China!" Eine andere Kriegshymne schildert die Chi nesen als „Verächtliche Spitzbuben" und als „Gauner mit SchwcineschwLnzchen". — Von einem Kusse und seinen Folgen berichten amerikanische Blätter. Eine junge Dame in Jersey, Miß Clou Brooker, wurde von ihrem Bräutigam Mr. Strephon so stürmisch geküßt, daß ihr die Goldplombe aus einem Zahn fiel und sie diese verschluckte. Heftige Vorwürfe und das Verlangen, die Plombe ersetzt zu erhalten, waren die Folge. Mr. Strephon jedoch erklärte, er ersetze nichts und wolle auch kein „Frauenzimmer" heirathen, das man nicht küssen könne. Miß Cloii hat nun ihren ehe maligen Bräutigam wegen muthwilligcr Beschädigung ihres Gebisses und Bruch deS Ehevcrsprechens verklagt. — Die widerspruchsvollen Deutschen. „O," sagt ein Engländer, ,,'ökst seltsamer, widersprechen der Gebrauk 'aben die Deutsche. Erst gießen er Rum in Bowl', su malen eS stark, dann tun er Wasser 'mein, so maken es swack, dann geben er Zitron, su malen es sauer, und wieder Suker, so maken es süß. Und dann 'eben er die GlaS 'ok und sagen: Ick bringe es Ihnen, und dann — trinken er eö selber!" — Beruhigend. Schuster (dem Dienstmädchen begegnend, das eben Austcrnschalen auf den Hof trägt): „Natürlich, Austern können die Herrschaften essen, aber den Schuster bezahlen ..." — „Beruhigen Sie sich, Mann, die Austern sind auch gepumpt!" Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 14. bis 20. Oktober 1894. Geboren: 298) Dem Dekorationsmaler Gustav Hermann Seidel hier I T. 297) Dem ans. Fleischermeister Karl Robert Berger hier I S. 298) Dem Eisengießer Robert Bernhard Pilz in Schönheiderhammer I T. 299) Dem Eisenhiittenarbeiter August Friedrich Stephan hier t T. 300) Dem Eisenhiitten- werksfcuermann Kari Anton Werner in Schönheiderhammer I S. 3011 Dem Handarbeiter Friedrich Loms Lenk hier 1 T. 302) Dem Bäckermeister Louis Baumann hier I T. 303) Den, Portier Carl Paul Börner hier I T. 304) Dem Biirstensabrik- arbeiter Louis Schlesinger hier t S. Aufgeboten: 81) Der Eisengießer Hartmann Heinrich Fickel hier mit der Tambourirerin Martha Helene Höhl hier. 82) Der Waldarbeiter Friedrich August Schädlich hier mit der Wirthschafterin Auguste Wilhelmine Fritzsch hier. Eheschließungen: Vaont. Gestorben: 181) Des Bürstenfabrikarbeiters Hermann Baumann hier S., Max, 18 T. alt. 182) Des Eisengießers Karl Alwin Gypser in Schönheiderhammer T., Anna Marie, 3 M. alt. 183) Des Webers Hermann Emil Landrock hier T., Anna Helene, 2 M. alt. 184) Der getrenntlebenden Eisen- gießersehesrau Bertha Lina Tuchscherer geb. Schädlich hier S-, Friedrich Ernst, l I. alt. 185) Des ans. Eisenwaarenhändlers Eduard Möckel hier T„ Martha, I M. alt. Ehemnilze« Marktpretse vom 20. Oktober 1894. Weizen, fremde Sorten 6 Mk. 70 Pf. bi« - weiß u. bunt — - — - - . sächsischer, gelb 8 , 55 . . » - neu 5 - 90 - - Roggen, hiesiger 5 » 40 » < - sächsischer — > — . > - preuß., sächs., 5 » 90 , > - russischer 5 - 75 < < Braugerste, fremde 8 - — < - - sächsische 7 . - . . Futtergersi« 4 - 50 - - Hafer, sächs., preuß. 6 - 50 < - > schief., sächs., neu — - — » - Hafer, d. Reg. vesch. 5 - — < » Kocherdsen 7 - 95 - , Mahl-u. Futtererbsen 8 - 80 > > Heu 3 » — - - Stroh 2 - 80 - « Kartoffeln 2 - 20 < » Butter 2 - 20 - > 7Mk.I0W.pr. 50 Kilo 6 . 70 6 > 40 5 . 70 6 - 10 5 . 90 8 - 75 7 . 25 5 . 75 7 5 - 75 9. 20 7 . 30 4 < 50 3 » 30 2 . 30 2 . 80 1