Volltext Seite (XML)
ES schoß ihm ein Gerank« durch den Kopf, doch äußerte er ihn vorläufig nicht. „Was meinen Sie?" fragte er den Kriminalbe amten. „Dann allerdings," antwortete der. „Eine Laterne ist das nicht gewesen. Ich glaube auch, e» war ein Licht, da« er bei sich trug. Oder halt, e« wird ein Wachsstreichholz gewesen sein, ein» von den Fünfmi- nuienbrenncrn, wie sie jetzt gebraucht werden. An den Schachteln ist gewöhnlich eine Vorrichtung, in die man da« brennende Licht hineinsteckt und so wäre auch leicht zu erklären, daß keine Ueberreste von Zünd hölzern zu finden sind." Auch der Staatsanwalt hatte denselben Gedanken gefaßt gehabt. Er äußerte indessen zurückhaltend nur: „ES ist möglich." Da im Schlafzimmer weiter keine Anhaltspunkte zu finden waren, so kehrte man in da« mittlere Zim mer zurück, in welchem der größte Theil der auf Pfand gegebenen Werthsachen aufbewahrt war. Die Wände waren mit hohen und breiten Regalen besetzt, die in Fächer cingetheilt waren. In den Fächern lagen zahlreiche kleine, sorgfältig numerirte Pakete, die nach einer bestimmten Ordnung aneinandergereiht waren. Einige davon waren durchsucht; und zwar wurden hier Uhren und andere Geldsachen aufbc- wahrt. Von mehreren Päckchen hatte der Mörder da« Papier abgerissen und das Pfand genauer unter sucht. Doch schien er sich von diesen Sachen nicht« ungeeignet zu haben. Der Kriminalbeamte, der mit dem Staatsanwalt diese durchwühlten Fächer genau besichtigt hatte, lächelte verständnißvoll. „Hier, Herr Staatsanwalt," sagte er, „liegt die Sache, wie ich denke, ganz klar. Der Mörder hat dem Asten einen Werthgegenstand in Versatz gebracht, vielleicht eine Uhr oder dergleichen. Er hat dabei gesehen, wo der Alle sein Geld aufzu bewahren pflegte und er hat den Plan gefaßt, zu stehlen. Als er dann durch einen unglücklichen Zu fall zum Mörder geworden war, hat er wohl im ersten Augenblick, um alle Spuren seiner Thal zu verbergen und um jeden Verdacht von sich abzulenken, nach dem Versatzstück gesucht, das von ihm herrührt. Aber es wird ihm bald der Gedanke gekommen sein, daß er gerade dadurch, daß er dieses Versatzstück entfeine, sich verdächtig machen würde, und so hat er alle diese Sachen schließlich liegen lassen. Immerhin, aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Mörder einer von den jenigen Personen, denen diese Sachen gehören." „Vielleicht," erwiderte der Staatsanwalt, „daß doch eins oder das andere Stück fehlt. Wir werden daS später jedenfalls nach den Büchern noch genauer untersuchen." Der Staatsanwalt ging in daS erste Zimmer zurück. Der Todte lag noch immer am Boden, mit dem Gesicht nach oben, das in seiner fahlen Farbe, von dem grauweißlichen struppigen Haar umgeben, «inen schrecklichen und beängstigenden Eindruck machte. Die Hände waren krampfhaft zusammengcballk, doch waren sie leer; kein Stückchen Zeug, daS sie etwa im Todeskampfe rem Mörder vom Leibe gerissen hatten, keine Spur, die auf eine bestimmte Fährte führen konnte. „Kehren Sie den Todten um, wie er ursprünglich gelegen," sagte der Staatsanwalt. „Vielleicht, daß wir da etwas finden." Der Kriminalkommissar that nach seinem Geheiß. Doch auch hier kein bestimmte» Merkmal; nur daß das braune wollene Hemd, da» der Todte an hatte, fast über den ganzen Rücken hin weiß gefärbt war wie von dem Kalk einer Wand. „Was ist das?" fragte der Staatsanwalt. Und abermals durchfuhr e» ihn von oben bis unten, als ob etwa» Furcht bare», Unheimliches ihn bedrohte. „O," sagte der Beamte, „die Erklärung hierfür ist doch leicht. Der Todte hatte eben in der Dunkel heit mit dem Mörder gerungen und da mag er von ihm gegen die Wand gedrückt worden sein. Die Wand ist weiß getüncht und hat abgefärbt und dies hier sind die Spuren davon." „Ja, ja," meinte der Staatsanwalt nachdenklich, indem er sich gewaltsam beherrschte. Der Kriminalbeamte war aufgestanden und suchte an der Wand. „Hier kann man eS übrigen« deutlich sehen," sagte er dann. „Hier ist eine Stelle, von der der Anstrich gewischt ist. Offenbar ist e« hier gewesen, wo der Alte gegen die Wand gedrückt wurde. Auch die Höhe paßt zu seiner Größe." Der Staat«anwalt stand da, in Gedanken ver loren und schien weder zu hören noch zu sehen. Der Kriminalbeamte indessen verfolgte die Fährte weiter. „Wie?" meinte er, halb zu sich selbst, „wenn nun auch der Andere eine solche Spur auszuweisen hätte? Die Wand färbt leicht ab, man braucht nur ein Bischen daran zu wischen, um Kalk an den Hän den zu haben. Vielleicht wäre da ein Zeichen." Er suchte indessen umsonst. Offenbar war der Mörder der Stärkere von den beiden gewesen. Er halte den Alten hin und her gezerrt, bi« er ihn end lich mit dem Gesicht auf die Erde niederdrückte und ihm mit seiner Waffe den Schädel einschlug. Aber er war nicht weiter mit der Wand in Berührung gekommen. Wenigsten« war keine weitere Stelle zu entdecken. „Aber vielleicht, al« er sich unter den Kleidern versteckte?" fuhr der Beamte in seinem Selbstgespräch fort; und er begann sogleich die Sachen, die einen Theil der Wand bedeckten, abzunehmen. Dann ries er plötzlich wie triumphirend: „Hier haben wir'«, Herr Staatsanwalt! Hier hat der Mörder gestanden. E« ist ganz deutlich zu sehen. Hier hat er sich verborgen, al« der Alte au« seinem Zimmer kam, um nach dem Geräusch zu forschen, das er gehört hatte. Sehen Sie hier, wie er sich in seiner Aufregung dicht an die Wand ge drängt hat, um sich zu verbergen. Al« ob er hinein kriechen wollte. Er muß die halbe Wand auf dem Rücken gehabt haben. Und vielleicht ist hier ein Beweis. Denn cS sieht mir nicht so aus, al» ob der Mörder so viel Besonnenheit gehabt hätte, sich wieder zu reinigen. Hier wenigsten« hat er keine Bürste oder dergleichen gebraucht." Der Staatsanwalt hielt sich mit übernatürlicher Kraft aufrecht. O diese schrecklichen Gedanken, die ihn quälen und verfolgen, die hinter ihm drein sind wie ein wildes Rudel von Wölfen und ihn zu zer reißen drohen. Aber er will sich dagegen wehren, mit aller Gewalt will er sich dagegen wehren und sie von sich abschütteln. Nein, eS darf nicht sein! ES ist schon ein Verbrechen, da« nur zu denken. Gerade und fest steht er da. Was immer in seinem Jnnein vergeht, kein Mensch soll e« wissen. Er ist der Diener der ehernen Gerechtigkeit und er wird seines Amte« walten. Die Pflicht, das ist der einzige Weg, den cs für ihn giebt, und er wird diesen Weg nicht verlassen. So tritt er denn heran und betrachtet gleichfalls diesen deutlich sichtbaren Fleck an der Wand, von dem der Kalküberzug abgewischt ist. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Oberlahnstein, 2. Oktober. Der hiesige Victoriabr rinnen, welcher bereit« aus der seiner zeitigen Amsterdamer Ausstellung preisgekrönt wurde, erhielt laut soeben eingetroffener Nachricht, auf der diesjährigen Ausstellung in Antwerpen die Silberne Medaille. — Der Zucker und die Kinder. Mütter klagen häufig darüber, daß ihre Kinder an einem sauren Magen leiden. Die« darf Einen aber nicht Wunder nehmen. Wissen die Mütter wohl, wie man Essig macht? Man braucht nur Zucker und Wasser zu mischen und die Mischung warm zu erhalten. Einen sauren Geschmack im Munde kann man sehr häufig an sich selbst bemerken. ES ist die Säure, welche durch die Gährung de« Zucker« gebildet ist und die im Munde gelassen, sich mit dem Speichel vereint, um die Zähnchen der Kleinen zu verderben. Stückchen Zucker oder Kandis, welche man zwischen den Zähnen gähren läßt, zehren da« Email de« Zähnchens gerade so gut weg, wie sauer eingemachtes Pille». Ein Kind, welche« mit Süßigkeiten versehen wird, verlangt gerade nach sauer Eingemachtem oder einem ähnlichen Gegenmittel. Aber vollständig und gut genährte Kinder sind mit einfacher, gut zuberei teter und abwechselnder Kost zufrieden, bleiben gesund, von Zahnschmerzen bewahrt und behalten ihre Zähn chen, um die genossenen Speisen gut verarbeitet in den Magen gelangen lassen zu können. — Die Vogelschlächterei in Wälschtirol. Während man überall dem Vogelschutze eine besondere Aufmerksamkeit zuwendet und durch entsprechende Ge setze, Anbringung von Nistkästchen, Fütterung rc. thun- lichst bemüht ist, für die Schonung und Erhaltung der nützlichen, da« ist der insektenvertilgenden Vögel zu sorgen, Kerrschen in dieser Hinsicht in Wälschtirol wahrhaft gräuliche Zustände. Im Spätsommer, wenn sich die Vögel zur Zeit ihre« Wegzüge« zu Schaaren vereinigt haben, um sich südwärts zu wenden, werden dieselben dort in Sprenkeln, hauptsächlich aber in Netzen, im großen zu vielen Tausenden gefangen und in grausamster Weise ermordet, um al« Leckerbissen auf der Tafel von Reich und Arm zu erscheinen. In einem Gasthause in Wälschtirol, wo ueeili eon polentu zum Preise von 50 kr. die Portion angeboten wurden, bestand jede solche au« zehn Vögeln, die al« Rothkehlchcn, Kohlmeisen und andere Insektenfresser bezeichnet wurden. Sollte e« nicht möglich sein, durch eine energische Maßregel diesen Massenmorden end- giltig ein Ziel zu setzen. — Ein eigenartiger Unglücksfall hat sich am Montag Nachmittag in Bromberg ereignet. Der HauSwirth P. war mit einem seiner Mietber, welcher die Wohnung räumen wellte, ohne die fällige Miethe gezahlt zu haben, in einen Streit gerathen, welcher bald zu Thätlichkeiten ausartete. Auf dem Hofe de« Grundstücks ergriffen sich die beiden Personen, rangen miteinander und fielen zu Boden. In ihrer Erreg ung hatten die Kämpfenden nicht darauf geachtet, raß sie sich in der Nähe de« offenen Brunnen» befanden. Während de» Ringen« rollten sie Beide, da sie sich noch immer fest umschlungen hielten, in den Brunnen hinab. Während e« dem Miether gelang, sich zu retten, konnte der HauSwirth nur noch al« Leiche herauSgezogen werden. — Ein frommes Kind. Tante: „Nun, wa« willst Du später einmal werden, Karl?" — Karlchen: „Missionar!" — Tante: „O, da« ist brav u. edel von Dir, da« ist ein herrlicher Beruf! Bist Du selbst auf diesen schönen Gedanken gekommen, lieber Karl?" — Karlchen: „Ja, ich möchte gern 'mal sehen, wenn die Wilden einen Menschen braten!" — Zweideutiges Urtheil. „Nun, Dorfschulze, seid Ihr mit dem neuen Lehrer zufrieden?" — „So viel ich gesehen habe, schlägt er gut ein, ä>err Land rath!" ^ausressesn für Ehefrauen. „Dein Wille, Weibchen, merk' es fein. Muß nur des Gatten Wille sein! Sprich nicht: Wir Weiber sind zu schwach. — Das giebt am leichtsten nach. Hat's Männchen ost den Kops so voll. Mach ihn durch Widerspruch nicht toll. Geh' ihm liebkosend uni den Bart, Nur schmeichle nicht nach Katzcn-Art. Ein freundlich' Wort zur rechten Zeit Hat manchen UnnnUH oft zerstreut. Ein Händedruck, ei» Kuß, ein Blick, Bringt frohe Laune ost zurück. Auf Klatschereien höre nie, Denn nichts als Eh'zwist stiften sie. Dein Zimmer, Putz und ganzes Haus Seh' all'zeit nett und reinlich aus. Dein schönster Schmuck sei Sittsamkeit, Dein größter Ruhm: Wirlhschastlichkeit. Giebt Gott Dir Kinder: liebe sie. Allein verzärtele sie nie." Mitthrilunykn Les Lönigl. ÄtanSksamls Eibenstock vom 10. bis mit IS. Oktober 1894. Aufgebote: ». hiesige: Vaoat. i>. auswärtige: 58) Der Bergarbeiter Ernst Richard Ull man» in Zschorlau mit der Aufpasserin Helene Frida Bauer hier. Eheschließungen: Vaoeet. Gcdu.tsfälle: 259) Johanna Elisabeth, T. des Kaufmanns Gustav Emil Schlegel hier. 280) Marie Helene, T. des Hand arbeiters Erdmann Richard Lenk hier. Todtgeburtssälle: Nr. 281) l T. dem Handarbeiter Her mann Strobelt hier. Sterbefälle: 180) Der Schriftsetzer Paul Bernhard Zeitzer hier, 24 I. 10 M. IS T. Donnerstag trifft Frischer Schellfisch ein bei Oesterreich. Zolldeclarationen Französische Zolldeclarationen in Schwarz- und Rothdruck Wechselschema Steuerbücher Zoll-Inhalts erklärungen Begleitschein-Formulare hält stets vorriithig die Buchdruckerei von k Einen Aufpaffer sucht sä mlliiiUHi2i«iiiIH,nUHH>lsimll,stih,i»ill,e»IlHisII»inIuiiul-süUHüIIHüUüstI Kuck Hüll ll,sö lökini»iuiniinniiniol>in>löIsöIlHHIii>n»nniiniolHöioiiukHnIlHH>lHnIlHmlni>IlHnIInsiI Bei dem in jetziger rauher Witterung oft plötzlich auftretenden Keuch- und Stickhusten der Kinder, welcher bei geringster Vernach lässigung da« Leden der Kleinen gefährden kann, machen wir vornehmlich sorgsame Mütter auf den seit nunmehr 27 Jahren unübertroffen be währten echten Rheinische« Trauben -Must -König von HV. u in Mai«) aufmerksam. Die« auch von medizinischen Autoritäten al« höchst vorzügliches Hausmittel em pfohlene Traubenpräparat wird namentlich auch von Kindern seine« Wohlgeschmäcke- wegen mit großer Vorliebe genommen und kann selbst bei zartesten Kindern ohne Bedenken in Anwendung gebracht werden. Auch bei sonstigen Erkältungsleiden, wie Heiserkeit, Brustschmerzen, Halsweh re. wird der Rheinische Trauden-Brust-Honig mit bestem Erfolge sowohl von Kindern als Erwachsenen gebraucht. Vorräthig in 3 Flaschengrößen in Eibenstock bei SvLviitäsi ist e« meist, wenn ständig Reste und fehlerhafte Sachen angeboten werden. Teppiche, Möbelstoffe SVIIUV ».-Plüsche, Tischdecken und Läuser kauft man bei I"uul vksilliritL Muster und Preisliste franco. Sonnabend treffen Frischgeschoff. Hasen Lebende Karpfen Fette Gänse L M. 70 Pf. event. zerlegt, ein bei Llax LteLllda-eL.