Volltext Seite (XML)
als absichtlich erscheint, sind „Aida" und „Othello" unzweifel haft von Wagnerschem Geiste beeinflußt. Besonders erstere Oper gehört zu dem Besten, was jemals geschaffen worden z sie weist neben dein bekannten Berdischen Melodienreichthum dramatische Krast und Steigerung aus und wirkt nicht blos angenehm aus das Gehör, sondern auch sortreißend und er schütternd durch die Macht der Töne, Der Staatsanwalt. Kriminal-Roman von Paul Michaelis, (2. Fortsetzung.) „Und mit solchem beschmutzten Rocke gehst Du am frühen Morgen über die Straße," sagte sein Vater vorwurfsvoll. „O es ist schimpflich." Er versucht den Kalk mit der Hand abzuklopfen, aber cs entsteht eine solche Wolke von Staub, baß er davon absieht. „Ach was!" sagte er unmuthig. „So zieh' den Rock aus und leg' Dich zu Bett." Und Wilhelm, ter allmählich zu sich zu kommen scheint, wirft die Oberkleider ab und läßt sich schwer auss Belt fallen. „Wir sprechen uns Nachmittags noch," sagt sein Vater. Aber Wilhelm scheint bereits nicht mehr zu hören. Sobald er niedergesunken ist, liegt er wie todt da, und nur seine regelmäßigen Athemzüge be weisen, daß er schläft oder doch schlafen will. Sein Vater steht einen Augenblick dabei und sieht ihn mit schmerzlichen Blicken an. O, wenn da« die Blutter sähe, wie er sich, betrunken und verkommen, mit schmutzigen Stiefeln und bestaubten Beinkleidern rn das reine Belt geworfen hat! Wie sie betrübt und bekümmert darüber sein würde! Aber ist er nicht in Allem so? Er mißachtet alle Sorgfalt seiner Mutter, er mißachtet seine Bücher und seine Kleidung, er miß achtet die Lehren und die Ermahnungen seines Vaters, wie er sich selbst mißachtet. Die Selbstachtung fehlt ihm und deshalb ist alle Mühe und Sorge, die um ihn verschwendet wird, verloren. Gram und Kummer im Gesicht wendet sich der Staatsanwalt von dem Schlafenden ab, geht leise zur Thür hinaus, die er ebenso leise hinter sich schließt und schleicht dann die Treppe hinunter — „wie ein Dieb", sagte er zu sich selbst — um seine Gattin nichts von diesem Auftritte hören und sehen zu lassen. II. Der Staatsanwalt schreitet langsam durch die Straßen, voll schwerer Sorgen und Kümmernisse. WaS kann daraus weiden? Ist dies wirklich nur noch jugendlicher Leichtsinn, oder ist eS nicht etwa« Schlimmeres? Und er denkt daran, wie er selbst so oft gegen Trunkenbolde und Tagediebe harte Strafen beantragt hat. Gerade hierin schien ihm der Grund zu aller weiteren Verderbniß zu liegen. Wer sich dem Trünke so verschreibt, daß er die Herrschaft über sich selbst verliert, der verdient keine Gnade, kein Mitleid. Und wenn er in solchem Zustande etwas Verwerfliches gelhan hat, so sollte man es nicht milder, sondern doppelt hart bestrafen. So hat er ost genug vor dem Gerichtshof auSgeführt. Er weiß es, er ist ter Schrecken aller Arbeitsscheuen, aller Tagediebe und Trunkenbolde; sie fürchten sich vor ihm fast mehr, als vor dem Gefängniß und dem Arbeitshaus selbst. Ja sie hassen ihn und wünschen ihm Böses an. Er ist stolz auf diese Furcht und auf diesen Haß. Die Bösen sollen unschädlich gemacht werden, damit die Guten sicher wohnen. DaS lichtscheue Gesindel soll vernichtet werden, damit Sicherheit und Vertrauen im Handel und Verkehr herrschen kann. Er ist stolz auf seine Stellung, die Manchem als so schrecklich und unheimlich erscheint; denn dadurch ist ihm die Macht gegeben, das Gute zu fördern, indem er das Böse bekämpft. Er hat ideale Ziele bei seinem Amte und er hat sie immer hochgchalten. Er hat, wo er es vermochte, das Böse schon im Keime zu unterdrücken gesucht. Er hat die Eltern verwarnt, die ihre Kinder verkommen ließen, mit eindringlichen Worten. Er hat mehr als einmal einen Vater oder eine Mutter verantwortlich gemacht für die Abwege, auf die ihr Sohn oder ihre Tochter gerathen waren. Ja, er darf sein Haupt hochtragcn. Er hat sein verantwortungs volles Amt allezeit im idealsten Sinne aufgefaßt, ein Vertreter der ehernen Gerechtigkeit zu sein, die wohl furchtbar ist für Verbrecher und lichtscheue Hand lungen, die aber alles Gute und Ehrbare beschützt und bewacht. Und nun? Nun muß er in seiner eigenen Familie Scham und Schande erleben. Denn WaS ist Wilhelm besseres als ein Trunkenbold, ein Tagedieb? WaS ist er anderes als die Vielen, die er der Strafe überliefert hat? Halten sie sich mehr vergangen? Waren sie wirklich schlimmer als sein Sohn? Er wagte cS nicht, sich die Frage zu beantworten. Und wenn er die Eltern für die Sünden ihrer Kinder verantwortlich gemacht hat, wie, ist es nicht sein Kind, sein Sohn, der auf Abwegen geht? Liegt etwa die Schuld an ihm? Hat er irgend etwa« versäumt? Hal er ihn schlecht erzogen? Ist er zu nachsichtig gewesen? Oder zu streng? Aber er ist sich keine« Fehlers bewußt. Er hat immer seine Pflicht gethan. Und dennoch! ... O, eS ist furchtbar, zu fühlen, wie wir selbst in diese« Böse verstrickt werden; wie in uns selbst der Widerstreit der sittlichen Gesetze und de« menschlichen Begehren« sich bemerkbar macht; es ist furchtbar! Aber vielleicht ist da- Alle« nicht so schlimm. Vielleicht ist da« bei Wilhelm nicht» andere» al» eine Jugendthorheit. ES ist eine überluftige Gesellschaft, die ihn verführt hat, weiter nicht». Ja, vielleicht wird ihm dieser schmachvolle Morgen ein kräftiger Anstoß, sich zu bessern und ein neue» Leben zu be ginnen. O, wenn er da» wollte! Wenn er wieder würde, wie er früher war, wenn er wieder Gefallen an der Arbeit fände! Wie gern würde er ihm da helfen und Alles hingeben, um ihn zu einem tüchtigen Menschen zu machen. Ja, er sieht wohl zu schwarz, es ist ncch garnicht zu spät, und wenn der Most ein Bißchen übergcschäumt ist, es wird schon noch ein guter Wein daraus werten. Doch c« ist jetzt keine Zeit, sich zu besinnen. Eben kommt der alle Sekretär dem Staatsanwalt entgegen und er scheint cs sehr eilig zu haben. Schon von weitem winkt er ihm. ES ist offenbar etwa« Wich tige» vorgefallen. „Nun, WaS haben Sie, Reimann?" fragte er ruhig, al« der Alte, noch ganz außer Athem, ihn erreicht hat. Sobald eS sein Amt gilt, fällt alle häus liche Sorge wie etwa« Fremdes und AeußcrlichcS von ihm ab. Er ist nichts als der Anwalt, der Vertreter des Staate«, der über die Unverbrüchlichkeit seiner Gesetze zu wachen hat. „ES ist gut, daß Sie kommen, Herr Staatsan walt," sagte der alte Sekretär schnaufend, „eS ist gut, daß Sie kommen. Ich wellte eben zu Ihnen." „Was ist geschehen?" fragte der Staatsanwalt noch einmal. „Ist c« etwas Besonderes?" „ES ist ein Mord," erwiderte der Alte. „Ein Raubmord ist in der vorigen Nacht verübt worden." Den Staatsanwalt durchzuckt es plötzlich. ES ist ein unerklärliches Gefühl, das ihn überkommt. Als cb ein furchtbares Geschick in sein Leben eingriffe, ihn erfaßte und vernichtete. Einen Augenblick, dann ist cS überstanden. „Wer ist eS?" sagt er dann ruhig und seine Ge stalt reckt sich. „Ein alter Trödler, Samelson heißt er," erwidert der Alte. „Er wohnt in der Neuen Gasse Nummer 148." „Hal man eine Spur von dem Thäter?" „Bis jetzt nicht, wie c« scheint. Der Kriminal kommissar ist im Bureau." „Gut, wir werden hören." Dann schreitet der Staatsanwalt so eilig dem Ge- richlSgebäuve zu, daß der Alte Mühe hat, zu folgen. Unterwegs fragte der Staatsanwalt seinen Be gleiter weiter aus. „Kannten Sie den Mann?" „Nur vom Hörensagen," erwiderte dieser. „So viel ich weiß, ist er hoch in die Sechzig gewesen." „War er verheirathet?" „Rein, unverheirathet." „Was hak er für Geschäfte gemacht?" „Früher lieh er auf Pfänder. In der letzten Zeit soll er das nur noch wenig gethan haben. Aber er hat wahrscheinlich Geldgeschäfte gemacht." „Also wohl ein Wucherer oder so ähnliches?" „Ich habe einmal so etwa« gehört, weiß e« aber nicht genau." „Nun, wir werden sehen." Sie sind unterdessen in das Bureau getreten. Der Kriminalbeamte ist bereits darin und erwartet den Staatsanwalt. „Ich weiß schon," ruft ihm der Staatsanwalt entgegen. „Haben Sie den Fall genau untersucht?" „So viel es mir bis jetzt möglich war," antwortet der Kriminalbeamte. „Wir erhielten erst nach sieben Uhr heute Morgen die Meldung." „Sie haben den Thatbestand bereits ausgenom men?" „Ja. Aber wir haben keine Anhaltspunkte ge funden. Der Mann ist mit einem Eisen oder einem ähnlichen Instrument erschlagen. Die Kasse ist er brochen und auSgeraubt. ES ist Alles vorläufig so gelassen, wie wir es fanden. Ein Polizist ist al« Wache zurückgeblieben." „Es ist gut. Ich will eS selbst sehen. Begleiten Sie mich. Sie, Reimann, nehmen das Protokoll auf. Und bestellen Sie auch den Arzt." Sie machen sich auf den Weg. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Soll da» Kartoffelkraut verbrannt werden? Nein! In schlimmen Jahren kann es, wenn cs gut getrocknet, sogar als Vichfutter verwen det werden. Für gewöhnlich verarbeitet man e« auf folgende Weise: Da« Kartoffelkraut wird mit Erde durchschichtet. Im Winter gräbt man die Haufen öfter« um und man erhält auf diese Weise ein gute» Düngemittel, da» man im Frühjahr auf die Wiesen bringen kann. Berechnen wir einmal den Geldwerth für da» Kartoffelkraut! Derselbe beträgt pro Zentner 2,so Mk. Gewiß wirft kein Bauer sein Geld zum Fenster hinaus; wenn er da» Kartoffelkraut verbrennt, thut er» aber doch. Also Grundsatz: Da» Kartoffel kraut darf nie verbrannt werden. — Der reiche Odstsegen, der sich diese» Jahr eingestellt hat, ist auch für die ärmeren Bevölkerung»- klassen in mancher Hinsicht von großem Vortheil. An Stelle der theueren Butter tritt da» Obst vielfach in seine Rechte. Und c» gicbt auch nicht» Bessere» und Gesünderes al» wie gerade Obst. Ganz besonder» cmpfehlenSwerth ist der Genuß de» Obste» für die Kinder. Wie manche Mutter klagt: „Meine Kinder bekommen gar keine Farbe!" Da werden verschiedene Medikamente verordnet, Wein getrunken, aber e» hilft Alle» nicht». Da« beste Mittel gewährt doch immer die Natur und ihre Erzeugnisse und in erster Linie ist e» jedenfalls da» Obst, welche» für unseren Körper die beste Medizin gicbt. Aber Obst allein essen thut e» auch noch nicht, man achte ja darauf, daß die Kinder zum Genüsse desselben stet» ein Stückchen Brod oder Brödchen verzehren; denn nur dann ist das Obst da», WaS c» sein soll, nämlich ein blutbildender und die Verdauung befördernder Faktor. Im anderen Falle können sich sehr leicht UntcrleibSbeschwerden, bestehend in Verstopfung oder auch Durchfall bilden. Wer regelmäßig Obst in der angedeuteten Weise ißt, wird bald ein allgemeines Wohlbefinden fühlen, der Appetit wird reger und auch die Schaffenskraft wird eine größere sein. — Verfehlte Wirkung. Alter Lehrer. „Die liebe Jugend dünkt sich oft klüger, als da» Alter, aber „vor einem grauen Haupte sollst Du Achtung haben." Da kann ich Euch eine kleine Geschichte erzählen. Kommt neulich ein alter Landmann zu mir, mit dessen Familie ich seit lange bekannt bin. Ich fragte, wie'« geht, und — da ich wußte, daß er mit seinem ältesten Sohne nicht recht zufrieden war — wie er sich jetzt mit diesem vertrüge. „Ach, Herr Lehrer, sagte der Alte, da» ist ganz merkwürdig. Al» mein Sohn 20 Jahre alt war, wußte er Alles besser als ich, dann wurde er 30, da fragte er schon manchmal: „Vater, wie machen wir dies oder da« wohl am Besten?" Jetzt wird er bald 40 Jahre und nun thut er bei nahe gar nichts mehr, ohne mich vorher gefragt zu haben. — Nun, Fritz Schulze, was könntet Ihr wohl aus dieser Geschichte lernen?" Fritz Schulze: „Je älter der Mensch wird, desto dümmer wird er auch!" — Gutmüthig. Auf der Eisenbahn fällt aus dem Gepäcknetz auf den Kopf eines Passagiers fort während ein Koffer, den der Eigenthümer mit vielen Entschuldigungen immer wieder zurückexpedirt. End lich sagt der Geduldige bei einer erneuten Entschuldig ung: „Heren Se, nu' brauchen Se sich nich mehr zu entschuldigen — nu' bin ich'S geweehnt." — Zu viel verlangt. Gläubiger (entrüstet): ,. . . Natürlich, in's Theater gehen Sie, aber Ihre Schulten zahlen..." — Schuldner: „Das Theater- billet hatte ich geschenkt bekommen!" — Gläubiger: „Wenn man so viel Schulden hat, wie Sic, geht man überhaupt in kein Lustspiel!" — Probates Mittel. A.: „Merkwürdig; erst heirathest Du, weil'« Dir in der Kneipe nicht mehr gefällt, und jetzt bist Du wieder jeden Abend hier!" — B.: „Da habe ich doch meinen Zweck erreicht.... jetzt gefälll's mir wieder in der Kneipe!" — Von dem Niagara-Fall. A.: „Wie schade, daß der Niagara noch nicht industriell ausgenutzt ist!" — B.: „Ich bin ganz Ihrer Ansicht . . . Sind Sie vielleicht Ingenieur?" — A.: „Nein, Milchhändler!" Standisamtlichk Nachrichten von Schönheide vom 30. September bis 6. Oktober 1894. Geboren: 277) Dem Bürstenfabrikarbeiter Hermann Bau mann hier t S. 278) Dem Geschirrsiihrcr Franz Josef Fichtner hier l S. 279) Dem Postnnterbeamten Kart Louis Prcuß hier I T. 280) Dem Lehrer Benihard August Bauer hier I T. 28t) Dem Bürstcnsabrikarbeiter Franz Gustav Seibel hier > S. 282) Dem ans. Schuhmacher Robert Hertel hier l S. 283) D>m Hanbarbcster Franz Gustav Plai hier I T. 284) Dem Bülstcnfabrikarbeiter Franz Lötoalb Lcibncr hier I T. 283) Der mvrrchtt. Bürstencinzicherin En.na Hcinine Müller hier I T. 28k) Dem ans. Bürstenmacher Friedrich August Morgner hier I S. 287) De», ans. Bürstcnsabiik- arbeitcr Karl Gustav Seidel hier I T. 288) Dem Handels mann Gustav Richard Bley hier I T. Aufgeboten: Vaoat. Eheschließungen: 39) Der Handarbeiter Gustav Alwin Unger hier mit der Bürsteneinzieherin Louise Emilie Plat hier. 60) Der Eisenschmelzer August Friedrich Lenk hier mit der Näherin Caroline Emilie Möckel hier. Gestorben : 178) Die unverehel. Schneiderin Anna Ida Günncl hier, 22 I. 179) Des Bürstensabrikarbciters Ludwig Bogel hier Tochter, Emma, 2 M. Ehemnitzer Marktpreise vom 6. Oktober 1894. Weizen, fremde Sorten 6Mk. 80 Pf. bis , weiß u. bunt — > — < > - sächsischer, gelb 8 » 66 - » . - neu 6 - — < > Roggen, hiesiger 5 > 40 > > - sächsischer - - — . , - preuß., sächs., 6 - 90 - - - russischer 6 - 76 < - Braugerste, fremde 8 - — < - - sächsisch- 7 - - - - Futtergerste 4 < 30 > - Hafer, sächs., preuß. 6 - 50 < - < schles., sächs., neu— - — - - Haser, d. Reg. besch. 5 - — - < Kocherbsen 7 - 96 - - Mahl-u.FuttererbIen 8 < 80 - < Heu 3 - — - - Stroh 2 - 80 - - Kartoffeln 2 - — - - Butter 2 - 20 - - 7Mk.20Ps.pr.60sdlo 6 . 80 - - - » 6 , 50 - - » » 5 - 70 - . - « — L M M O 6 > 10 ... . 6 - 90 - - < 8 - 75 ... . 7 - 25 » » » > 6 - 75 - « « » 7 . — r , » - a » «MM« 6 . 75 - , - . 9 . 20 , - - . 7 . 30--,, 4 - 50,»,« 3 - 30 - - - - 2 - 20---- 2 . 60 - , 1 -