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in eirizelncn LandcSihcilcn ßcwackit Yak, ist »in wei- tercr Rückgcng sür tic vochsijährige Volkszählung sicher z» ei warten. — Wie der „Expreß" wissen will, ist dem Gene- ralkommanto de» 14. ArwcckcrpS eine KabinctSerdrc zugegangen, die die Feststellung ter Namen jener Mannschaften onoitnet, die an ter bekannten Be gegnung der deutschen und französischen Sol daten an der Grenze Iheilgenommen haben. ES scll ihnen angeblich für ihr kameradschaftliches Be nehmen die kaiserliche Anerkennung ausgesprochen werden. — Weißenburg. Ein Weißenburger Handwer ker, ter 1870 als Soldat teS französischen 8. Jäger- bataillonS bei Wörth mitkämpsle, machte dieser Tage einen Runtgang über die Höhen von Fröschweiler und MerSbronn. Als er an die Stelle kam, wo eS an diesem Tage für ihn und seine Kameraden am heißesten hcrging, blieb er stehen und olle die sür sein Regiment am 6. August 1870 mit so vieler Todesverachtung ertragenen Strapazen schwebten ihm wieder vor Augen. Bald darauf gesellt sich zu ihm ein gut gekleideter Herr, der, ebenfalls in Gedanken vertieft, am selben Platze länger verweilt. Schließ lich wird zwischen Beiden ein Gespräch angeknüpst. Der Handwerker erzählt, daß er am 6. August als ci>u88our:> i>ieci hier gestanden, daß er seinen Lieute nant H. hier habe fallen sthen und daß derselbe wohl später seinen Wunden werte erlegen sein. „Nein, er ist nicht gestorben," erwidert erregt der biedere ältere Herr. „Ich bin der H. Ich wollte, als alter Pen sionär, die sür mich damals so verhängnißvollen Wörther Höhen noch einmal sehen, und bin, trotz meines bisherigen Leidens, deswegen auS Frankreich hicrhergekcmmen. Welch ein glücklicher Zufall, daß ich gerade Sie als damaligen Kriegskameraden heute hier liess.." Und die beiten Tapferen schüttelten sich nun die Hände mit sichtlicher Bewegung. Fürwahr ein seltenes Zusammentreffen. — Halle. Vergangene Nacht brannte das Schieß Rammelburg bei Wippra theilwcise ab. Die Gesell schafterin der Frau AmtSraih von Zimmermann kam in den Flammen um. — Rußland. Die Erkrankung deS Kaisers von Rußland erweckt in ganz Deutschland die leb hafteste Theilnahme und wesentlich wohl diese macht cS erklärlich, wenn einige Zeitungen sich in der Ver öffentlichung von Nachrichten, zum Thcil recht sen sationeller Natur, überbietcre. Allem Anschein nach steht, die Abreise des russischen Hofes nach Korfu nabe bevor. Tie Theilnahme beruht in erster Linie auf dem Umstande, daß ungeachtet der politischen Gegensätze, welebe die Zeit und der Wechsel in Men schen und Dingen hervorgcrusen, die Persönlichkeit des Kaisers Alexander denncch stets die allgemeine Sympathie aus sich gelenkt Hai, die mit Recht in seiner Denkart eine Gewähr gegen das Uebcrschärmen deutschfeindlicher und friedengefährdender Strömungen in Rußland erblickt. — Vom ostasialischcn Kriegsschauplatz. Die in englischen und amerikanischen Blättern zuerst ausgetauchten recht bedenklichen Nachrichten über die Stimmung in der chinesischen Armee, zumal in der als Hauptstütze des Reiches betrachteten Truppen macht Li-Hung-TschangS, erfahren heute eine weitere Bestärkung durch eine Shanghaier Drahtmeldung, nach welcher 2000 Mann der zu dem in Korea be findlichen ersten Armeekorps Li-Hung-TschangS ge hörigen Division Tschcng zum Feinde überge gangen seien, weil sie keine Löhnung erhalten hätten. Die Begründung dieses VerrathS ist um so seltsamer, als in dem Hauptquartier bisher von Geldmangel keine Rede war und die großen Hilfsquellen des VicekönigS von Tschi-Li noch al« unangegriffen gelten dürfen. Wie dlm Reuterschcn Bureau au« Shanghai ge meldet wird, sind nach einem Briefe aus Tientsin vom 1. d. M. dort Berichte eingegangen, nach denen in der Mongolei ein Ausstand auSgebrochen wäre, zu dessen Unterdrückung Truppen von Peking entsandt worden seien. Auch im kaiserlichen Palaste in Peking sollen ernstliche Unruhen entstanden sein. Viele Euro päer haben sich auS der Umgegend nach Tientsin be geben. — Die vorstehenden Nachrichten entsprechen den bereits gegebenen Andeutungen. Man geht viel leicht nicht fehl in ter Annahme, daß die nunmehr zum Ausbruch gelangten Bestrebungen der japanischen Regierung nicht unbekannt waren und einen Faktor in ihrer politischen und militärischen Rechnung bil deten. Danach würde die Entthronung der jetzigen chinesischen Dynastie als das unmittelbare Ergebniß deS Kriege« in da« Auge zu fassen sein. Loeale und sächsische Rachrichten. — Schönheide, 8. Oktbr. Die am vergangenen Sonntage vollzogene Einweisung der Diakonisse Louise Bahr geschah in Gegenwart anderer Schwestern, de« KnchcnvorstanteS, de« Vorstände« de« Frauenvereins durch Herrn Pastor Hartenstein. Unter Grundlegung von Röm. 16, 1 und 2 legte derselbe den genannten Vorständen, sowie der ganzen Gemeinde an« Herz, die Schwrster in dcm schweren Amte zu unterstützen und in Liebe aufzunehmcn. Nach Begrüßung und Handschlag erfolgte die Einsegnung. Die würdige Feier schloß mit der vom Schülerchor in exakter Weise auSgcsührtcn Motette v. Rinck: „Preis und Anbetung." — Dresden. Lau» einer Verfügung de« König!. Ministerium de» Innern ist die Abgabe von Ehren salven bei der Beerdigung ehemaliger Armeeange höriger, welche zwar einen Feldzug mitgemackt haben, einem BundeSvereine de« Königl. Sächsischen Mililär- vereinSbundc« aber nicht angehörten, nicht zulässig. Durch die die Abgabe von Ehrenfeuer betreffende Ver ordnung vom 17. Oktober 1876 sollten lediglich den Militärvereinen dc« Bunde« gewisse Befugnisse und Vorrechte eingeräumt werden; unter der Bezeichnung „Kameraden" im Sinne fraglicher Verordnung sind nur solche Personen zu verstehen, welche bei ihrem Ableben Mitglied eines dem Bunde angehörigen MilitürvcreinS sind. — Leipzig. Der Glückstopftumult. Die Glückstöpfe waren die Vorläufer unserer Lotterieen. Die ersten wurden in Leipzig erwähnt im Jahre 1498. ES waren zwei ausgestellt. Der Gewinn in dem großen war ungefähr 1000, in dem kleinen 20 Gul den; für jenen kostete da« Loo« 3 Groschen, für diesen 1 Groschen. Dann wurde 1592 am 8. September im Schießgraben ein Glückstopf abgehalten, der acht Tage lang „gewähret", ferner 1601, wo die Gewinne in Maaren bestanden' und den Hauptgewinn im Werthe von ungefähr 30 Gulden der Handelsmann Hans Weber bekam, dann 1602 am 6. Oktober auf dem Neumarkte zur MichaeliSmcsse und 1605. Zur Ncujahrsmesse 1672 richtete ein Augsburger einen GlückStopf ein. Der beste Gewinn bestand in einem großen silbernen, auf 1000 Thaler abgeschätzten Spiegel, die geringsten in silbernen „BalsambllchSlein" zu je einen Thaler Werth. ES fanden sich aber wenig Theilnchmer, weil unter 20,000 Loosen nur 600 Gewinne waren, und so wurde die Glücksbude bald wieder geschlossen. Im Jahre 1686 wurden zur Ostermesse aus der Grimmaischen Straße zwei Glücksbuden eröffnet. Tie Gewinne waren goldene und silberne Geschirre, Geschmeide, Kleider, Gewehre, Spiegel u. o. m. Damit kein Betrug vorkommen könne, wurden die Glückstöpfe Abends versiegelt und auf da« Rathhaus getragen, wie auch in der Bude zwei Herren vom Rath genau aufpaßten. In der einen Bude kostete das Loos 3, in der anderen 4 Groschen; in jener war der Zulauf größer, in dieser die Gc Winne werthvoller. — Vor 270 Jahren stand während der MichaeliSmcsse vor dem Paulinerkollcgium ein GlückSteps, dessen Gtwinne einen Werth von 17,000 Gulden repräsentirten. Das Loos kostete nur 18 Pf. aber auf einen Gewinn kamen 17 Nieten, deren im Ganzen 300,000 in dem Topfe steckten. Der Besitzer der Bude erhielt sogar vom Rath die Vergünstigung, raß nach Beendigung der Messe seine Bude noch stehen bleiben durfte. Aber die vielen Nieten erregten gerechten Unwillen, der namentlich unter den Studenten groß war. Am 17. Oktober brach ein förmlicher Tumult aus. Die Glücksbude wurde gestürmt und zertrümmert, die Stadlknechte mit Ziegel- und Pflaster steinen zmiickgctrieben. Da bot der Rath die Bürger auf, den Tumult zu stillen. Sie schossen mit Schrot unter die Ruhestörer, aber diese antworteten mit Pistolen. Endlich erschienen die „AuSreuter" zu Pserde und die Stadtknechte, diesmal jedoch mit Spießen und „Flegeln" bewaffnet, und jetzt erst gelang es, den Tumult zu stillen. Um die Empörung der Stu denten recht zu begreifen, muß man bedenken, daß damals Geldnoth und Theuerung herrschte, die durch die Kipper und Wipper noch gesteigert wurde. — Plauen. Die hiesige Königl. AmtShaupt- mannschaft erläßt ein Verbot des Radwettsahren« auf den fiskalischen Straßen und anderen öffentlichen Wegen in ihrem Verwaltungsbezirke, da bei derartigen Wettfahrten den in Z 3 der Verordnung der Königs. Ministerien ter Finanzen und de« Innern vom 23. November 1893 bezüglich de« Radfahren« getroffenen Bestimmungen gar nicht nachgekommen werden könne. Zuwiderhandlungen werden, insoweit nicht strafrecht liche Bestimmungen Anwendung finden, mit Geld strafe bis zu 60 M. oder mit Haft bi« zu 14 Tagen bestraft. — Pirna. Ein überaus frecher Raubanfall ist an« Mittwoch Abend in der 6. Stunde durch einen vorläufig noch unbekannten, etwa 25 bi« 30 Jahre alten Mann von länglicher Statur, mit starkem dunklen Schnurrbart in einem Hause in der Schloß straße verübt worden. Derselbe hatte daselbst um eine Unterstützung angesprcchen. In einer Wohnung der ersten Etage öffnete ihm der 21jährige Schn de« Wohnungs-Inhaber« auf sein Klopsen die Thür und zog, al« er da« Begehren de« Fremden erkannte, sein Portemonnaie, um den Letzteren eine Gabe zu verabreichen. Während der junge Mann im Porte monnaie nach einer passenden Münze suchte, erhielt er plötzlich von dem Fremden mit der geballten Faust einen derartigen Stoß gegen die Brust, daß er sofort hintenüber stürzte, im Fallen mit dem Hinterkopfe an eine Tischkante schlug und dann längere Zeit be wußtlos liegen blieb. Als er wieder zu sich gekommen, war der Fremde, der ihm da« Portemonnaie entrissen hatte, verscbwunden; außerdem zeigte sicd, daß seine Uhrkelte zerrissen herabhing, worau« zu schließen ist, daß ihm der Räuber auch die Uhr hat entreißen wellen, davon aber aus irgend welchem Grunde schließlich hat absehcn müssen. — Bischofswerda. In jüngster Zeit betreibt man hier das Ausdrcschen des Getreide« mittel« elek trischer Kraft, die in verschiedenen anderen Orten hiesiger Gegend bereit« seit längerem zu diesem Zwecke nutzbar gemacht worden ist. In der Großeschen Ma schinenfabrik, welche außer elektrischen Lichtanlagen auch Kraftübertragungs-Elektromotoren ausführt, kann man letztere jetzt im Betriebe sehen. Mittel« zweier schwacher Kupferdrähte, welche nach einer entfernt liegenden Scheune gezogen sind, wird die Kraft auf die Dreschmaschine übertragen, welche bi« 200 Um drehungen in der Minute (caS Höchstmögliche) leistet. — Am 8. Oktober wurden cs 370 Jahre, daß Luther die Kutte der Augustinermönche auszog und im Priesterrocke die Kanzel bestieg. Das Tuch dazu war ein Geschenk des Kurfürsten von Sachsen, Fried richs des Weisen. Auch ließ sich Luther von da an nicht mehr „Ehrwürdiger Vater", sondern „Herr Dok tor" anreden. Die Kulte war insofern zwecklos gewor den, als sich außer Luther nur noch der Prior in dem Augustinerklostcr in Wittenberg aushielt, alle übrigen Mönche halten das Kloster längst verlassen. Dasselbe wurde nun den Kurfürsten überlassen, und Luther bat sich noch aus, daß er zum Besten des Priors, der aus dem Trier'schen gebürtig, auf keine Erbschaft mehr zu hoffen hatte, einen zum Kloster gehörigen Platz verkaufen dürfe. Der nächste bedeu tende Schritt, den Luther ihat, war, daß er sich am 13. Juni 1525 mit Katharina von Bora verheirathcte. — Trotzdem die Rekruten feiten ter zuständigen Behörden im AushebungSterminc, wie auch gelegent lich ihrer persönlichen An- und Abmeldungen immei wieder darauf aufmerksam gemacht worden sind, daß eine Mitnahme umfangreicher Handgepäckstücke zum Eisenbahntransporte von den Sammelstellen nach den Garnisonen ter betreffenden Truppentheile un statthaft sei, trafen vielfach Mannschaften, welche vor dem allgemeinen Einstellungstermine der Fußtruppen, je nachdem der Truppentheil, dem der Rekrut zuzu weisen ist, innerhalb oder außerhalb Sachsens liegt, ter auf den 10., 12. und 13. Oktober festgesetzt wurde, auf den Gcstellungsplätzen mit Handkoffern und Kisten ein, deren Mitbcsörderung abgelehnt werden mußte, wodurch den Mannschaften Verlegenheiten erwuchsen. Es dürfen bestimmungsgemäß nur kleinere sogenannte „Hucken" mitgeführt werden, in die ein Hemd, ein paar Taschentücher, cin paar Strümpfe, eine Schürze, das Waschzeug und nach Bedarf ein Imbiß für unter wegs einzupacken ist. Alles, was sonst von den ein treffenden Rekruten mit zur Truppe gebracht werden darf, ist unter der Bezeichnung des Namens des Re kruten, deS Truppentheilcs, zu dem er beordert ist und des Standortes des Letzteren als „Militärstück in eigener Angelegenheit des Empfänger«" der Post zur Beförderung zu übergeben. Derart bezeichnete Militärpcstpackete werden zu den ermäßigten Sätzen und zwar 3 Kilo für 20 Pfennige, 5 Kilo für 50 Pfennige nach allen Garnisonen deS Deutschen Reiches befördert. Kheater. Um vielseitigen Wünsche» nachzukvnuncn, hat die Direktion sür heute Abend das Volksstück mit Gesang: „Der Trompeter von Söllingen" anfs Programm gesetzt. Mittwoch bleibt das Theater geschlossen, wie der heutige Theaterzettel verkündet wegen Proben zu dem japanischen Ausstattungsstück: „Der Mikado, oder: Ein Tag in Titipu", aus welches man allgemein sehr gespannt ist. Am Sonntag kam das Lustspiel „Lamm und Löwe" vor gutbesetztem Hause zur Aufführung und soll die Vor stellung wieder sehr gefallen haben. Besonders verdient um den Ersolg des Abends machten sich Hr. Dir. Unger und Hr. Wünsche. Aus orrgaugwer Zeit — für «ufere Leit. 8. Oktober. (Nachdruck verbot«,.» Am 8. Oktober 1858 übernahm der Bruder des Königs Friedrich Wilhelm I V. von Preußen, Prinz Wilhelm, als „Prinz- Regent" die Regierung sür de» erkrankten König, welche er bereits ein Jahr lang als Stellvertreter des Königs geführt hatte. Mit Freuden, mit Gcnngthnung und erleichterten Her zens vernahm das Volk die Kunde; denn mit dieser Uebernahme der Regentschast wurde der traurigen Reaktionszeit, der schlimmen Zeit der herrschenden.Hofkamarilla ein Ende gemacht. Sieben Jahre lang hatte die böse Zeit gedauert, in welcher nicht nur jedes wahre und freie Wort verpönt und eine heuchlerische Frömmigkeit an der Tagesordnung gewesen, sondern auch ein bestöndiger Kamps gegen die Verfassung und das Bestehen des Parlamentes von der den König beherrschenden kleinen, aber mächtigen Partei geführt wurde. Auch Prinz Wilhelm halt« den Einfluß dieser, der sogenannten Kreuzzeitungs-Partei wieder holt spüren müsse». Mit den. Erreichen von Sonderinteressen aus Schleichwegen war es nun vorbei und wenn es auch nicht des Prinz-Regenten Art war, sofort alle früheren Einrichtungen zu beseitigen, er vielmehr seinen Widersachern gegenüber mit größter Schonung verfuhr, so merkte doch ein Jeder, daß ein anderer, ein frischer, freierer Wind im Preußenlande zu wehen begonnen. 8. Oktober. Sein 80. Lebensjahr vollendet am 8. Oktober der be rühmte italienische Opernkomponist Giuseppe Verdi, einer der berühmtesten und genialsten Tonmeister aller Zeiten und unter den lebenden Musikern Wohl augenblicklich der bedeutendste. Hochgeehrt nicht nur in seinem Vaterland«, sondern auch weit über dasselbe hinaus, ist der Greis noch immer unerschöpflich in der Erfindung neuer Melodien. Man muß bei Verdi zwei ziemlich scharf von einander unterschiedene Perioden beachten, die mit einander jedoch den wunderbarsten Melodicnreichthum gemein haben. Während die hochberühmten, aus der ganzen civilisirten Erde bejubelten Opern „Troubadour", „Rigoletto" und „la Traviata" noch in den, alten italienischen Styl ge, halten sind, in welchen, die dramatische Musik mehr lufällig,