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zur Bestreitung ihrer Bedürfnisse, während sie dem Dienste auf dem Schlosse befteit war. In eintönigem Schnurren drehte sich das Spinn rad in schnellen Schwingungen um sich; trübe und starr blickte da» Auge de» jungen Mädchen» auf den losere Faden, der unter ihren Fingern zu Garn ge sponnen wurde, ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust und zwei große schwere Thränen tropften lang sam auf die Arbeit in ihrer Hand nieder. Sie mochte wohl an den Geliebten denken, der nun schon so lange fort von ihr war. E» verging kein Tag, an dem sich nicht ihre Gedanken mit ihm beschäftigten und sie heiße Gebete für ihn zum HimtNel sandte. Wohl waren zuweilen auch Zweifel ist ihr entstanden, ob er wohl überhaupt noch unter den Lebenden weile, und sie war dann untröstlich. Hima hatte ganz überhört, daß ein Reiter sich dem Häuschen genähert. Al» derselbe nur noch einige Schritte vom Häuschen entfernt, stieg er ab und band sein Pferd an einen Baum und eilte dann, wie von einer inneren Unruhe getrieben, auf da« Häuschen zu, wo er einige Minuten später in da» Gemach eintrat. Als Hima, durch die hastigen Tritte aufmerksam gemacht, von ihrer Arbeit aufschaute und im nächsten Augenblick die hohe Gestalt eines Mannes im Rahmen der Thür sichtbar wurde, der bei ihrem Anblick mit dem Ausruf: „Hima!" auf sie zueilte, und sie in seine Arme schloß, war eS ihr unmöglich, infolge de» freudigen Schreckes ein Wort hervorzubringen und sie sank ohnmächtig an die Brust des Langersehnten. Als Hima wieder zu sich kam, weinte sie vor Freude und konnte eS gar nicht fassen, daß er eS wirklich sei und erst als sie seine heißen Küste fühlte und er sie fester an seine Brust drückte, wurde eS ihr klar, daß Gott ihre Bitten erhört hatte. — — Lange noch saßen die beiden Liebenden mit ver schlungenen Armen da, eS gab ja so viel zu erzählen. .Und Du hast wirklich öfters in Liebe meiner gedacht?" fragte Nis mit schmeichelnder Stimme. Das junge Mädchen lächelte und nickte bejahend mit dem Kopf. „O, Du weißt nicht, was ich litt und wie bei jedem andächtigen Gebet, das ich verrichtete, ich Dich einschloß und — " Ihre weiteren Worte erstarken unter den Küsten, die NiS auf ihre schwellenden Lippen drückte. * * * Einige Wochen später verband in der kleinen Dorf kapelle des Priester» Hand Nis und Hima zum Bund fürs Leben. Der junge Mann hatte das wahre Glück gefunden, um destentwillen er einst hohe Stellung, Ehre und Reichthum und den Besitz eines ihn heiß- liebenden WeibeS auSgeschlagen, um seinem Glauben und rem geleisteten Schwur treu zu bleiben! — Vermischte Nachrichten. — Ein internationale« Turnfest soll, wie aus Brüssel mitgetheilt wird, auf Veranlassung des Bürgermeisters in jener Stadt veranstaltet werden und es sind für die Vorbereitungen dazu aus Stadt mitteln 25,000 Francs bewilligt worden. Einladungen sollen ergehen an die Turnvereine Deutschlands, Frankreichs, Englands, der Schweiz, Schwedens und Norwegens. Die belgischen Turner begrüßen diese« Projekt freudigst. — Eine Frau hat ihre besten Jahre ost schon hinter sich, wenn sie das 25. zurückgelegt und ist mit 30 bereits verblüht. In Wahrheit sollte sie sich ihre Schönheit bewahren bi« in ihr fünfzigstes Jahr und sogar darüber; ihren Höhepunkt erreicht sie naturge mäß erst zwischen 35 und 40. Anna von Oesterreich war 38, als sie für die schönste Frau Europas galt, Madame de Maintenon 43 zur Zeit, da Ludwig XIV. sie heirathete, und Katharine von Rußland 33, al« sie sich des Thrones bemächtigte, den sie 35 Jahre einnahm. Mademoiselle Mar galt für am schönsten zu 45 und Madame Rccamier zwischen 35 und 55. Von den meisten dieser Damen kennt man auch das Rezept, durch das sie ihre Schönheit erhielten. ES bestand nicht in Puder, Schminke und Corset, sondern lag auf entgegengesetztem Gebiete; sie waren mäßig in ihrer Lebensweise und vermieden alle sogenannten Schönheitsmittel. Nur wer gesund ist, ist schön, Farbe, Fülle, Glätte der Haut sind von der Gesundheit ab hängig. Wenn Fülle, Elastizität und Farbe mangelt, so ist die« ein Beweis, daß da« Nerven- oder Er nährungssystem nicht in Ordnung ist. Einfache Nahr ung, gemäßigte Temperatur, gute Verdauung, Beweg ung in freier Luft, Schlaf und ein sorgenlose« Gemüth sind ausgezeichnete Schönheitsmittel. Sehr oft werden schon in der Kindheit die Fehler begangen, die zu einer schlechten Gesundheit führen, zu scharfe Speisen, Süßig keiten, starker Kaffee w. genossen, und wenn dann das Mädchen erwachsen, dann sind ihre Augen trübe, die Zähne schlecht, die Lippen blaß und die Haut unrein. Schminke, gepolsterte Corset«, Toilettenwasser und Belladonna sollen dann Abhilfe schaffen, aber in der Lebensweise tritt keinerlei Veränderung ein. Ehe aber an eine wirkliche Besserung zu denken ist, muß die Lebensweise eine andere werden. Die Nahrung soll reichlich aber einfach sein, gepfefferte Suppen, Ragouts, Wildpasteten, Gewürze sind nicht gut für den Teint. Eine Frau, die eine reichbesetzte Tafel allzu sehr liebt, wird, ehe sie dreißig geworden ist, eine schlaffe Haut und einen schlechten Teint haben. Wer ein nervöse« sanguinische» Temperament besitzt, sollte sich hauptsächlich auf Eier, Milch, Brot, Früchte, leichte Suppen und Fisch beschränken. Malz- und spirituosenhaltige Getränke schaden dem Teint, auch Medizinen, in denen sich Eisen oder PhoSphorsäure befindet, sind ihm nicht zuträglich. Ist die Haut ein mal dick und unrein geworden, so darf man, wie ge sagt, nicht zz> künstlichen Mitteln greifen, Regenwasser, Sonnenschein und Bewegung im Freien bleiben die besten Medikamente. — Wozu dienen die Grannen der Gerste? Auf diese Frage geben uns die Berichte der Wiener Akademie der Wissenschaft in einer Arbeit von Zoebl und Mikosch in interessanter Weise Antwort. Die genannten Forscher unterzogen die Grannen der Gerste einer mikroskopischen Untersuchung und wurden durch die Betrachtung de« Baues dieser Organe zu der An nahme gebracht, daß dieselben bei der Verdunstung eine wesentliche Rolle zu spielen hätten. Zur weiteren Klärung führte nun folgender Versuch: Man nahm zwei möglichst gleiche grüne Gerstenähren und ent fernte von der einen derselben die Grannen; dann wurde jeder Halm an seinem abgeschnittenen Ende in je ein Gläschen gesteckt, das mit Wasser angefüllt war. Hierauf goß man auf die Oberfläche des Wassers eine Oelschicht, die das Wasser von der Luft abschloß und somit dessen Verdunsten an der Oberfläche ver hindern sollte. Nur durch den Kanal des Halme« konnte Wasser zur Aehre gelangen und hier soweit verdunsten, al« eS die Organe der Pflanze gestalteten. Die Gläschen mit den abgeschnittenen Halmen wurden nun sorgfältig gewogen und aus der Abnahme deS Wassers ergab sich das Maß der Wasscrverdunstung. Hierbei fand sich nun der merkwürdige Unterschied, daß die entgrannte Aehre in 24 Stunden nur 1,5 g, die mit Grannen versehene aber 7,s ß Wasser, also die fünffache Waffermenge, verdunstet halte. Somit wären also die Grannen Transpiration«- oder Ver dunstungsorgane der Gerste, und die große Bedeutung, die sie für die Entwickelung der Pflanze haben, ist klar ersichtlich: Je mehr Wasser durch die Grannen verdunstet, desto mehr Pflanzensäfte und Nahrungs stoffe strömen dann von der Wurzel der unter den Grannen liegenden Frucht zu, desto größer kann das mehlige Samenkorn werden. Dadurch aber hätte die landläufige Annahme, daß die Gerste mit den läng sten Grannen — natürlich bei normaler Witterung — die schwersten Körner enthält, durch die Wissen schaft ihre Bestätigung und zugleich ihre Erklärung gefunden. — Straßenbeleuchtung durch HauSun- rath. Der Versuch, den HauSunrath zur Beleucht ung der Städte zu verwerthen, erscheint auf den ersten Blick ziemlich befremdend, doch nach den in England gemachten Versuchen wohl ausführbar. Professor ForbeS in Paddington berechnete, daß der HauSunrath der Stadt hinreiche, für jeden Ein wohner täglich 1'/, Stunden Beleuchtung von 16 Kerzenstärken zu erzeugen und entwarf danach einen Plan zur Beleuchtung Edinburgh. Die Abfallstoffe werden in großen Oefen verbrannt, mit der erzeugten Wärnie werden Kessel zum Betriebe von Dampf- Maschinen geheizt; diese treiben Pumpen, welche ihrer seits Wasser in einen künstlichen Teich heben, der oberhalb EdinburgS angelegt ist, aus dem eS wieder niedersinkt und Turbinen treibt, welche die zur elek trischen Beleuchtung dienenden Dynamomaschinen be- thätigen. Scheint auch in dieser Art der Verwendung der Wärme ein großer Umweg enthalten zu sein, so ist sie doch insofern zweckmäßig, als die Pumpen Tag und Nacht arbeiten können, wenn die Dynamomaschinen auch nur wenige Stunden deS Tages laufen, wodurch die ganze Anlage rationeller und der Betrieb billiger wird. Der hohe Wasserteich ist das Kraftreservoir, ähnlich wie bei der GaSverwendung die Gasometer. — Die Entstehung der auch in unserer Gegend so beliebten Kirchweihfeste gründet sich auf folgende geschichtliche Thaisache: Im Jahre 335 ließ die fromme Helene, die Mutter de« ersten christlichen Kaisers Konstantin de« Großen, über dem Grabe Jesu eine schöne Kirche bauen und verordnete eine feierliche Einweihung derselben. Zur Erinnerung dieser Kirchweihe befahl der Kaiser, daß alle Jahre dieser Weihetag — e» war der 14. September — feierlich begangen werden sollte. Da« Beispiel Kon stantin« fand in der Christenheit Nachahmung; man weihte seitdem alle Kirchen feierlichst ein und beging jährlich da» Andenken dieser Weihe. So hat sich diese christliche Einrichtung bis auf den heutigen Tag erhalten. Insofern nun beim katholischen Gottesdienste die Messe al« der vorzüglichste Theil betrachtet wird, nannte man die Kirchweihe auch Kirchmesse, und da raus entstand im gemeinen Leben da« Wort Kirme». ES hat jedoch auch nicht an Solchen gefehlt, welche diesen Ausdruck von dem slavischen Worte Kerme», d. b. Schmauserei, herleiten. — Angenehmes Wiedersehen. Au» Pari« wird vom 7. d. M. der .Frkf. Ztg." folgende» Ge- schichtchen gemeldet: Marqui» de B einer der bekanntesten SporiSmen, saß gestern Abend in einem Restaurant in Gesellschaft einiger Damen, al» ein Herr, elegant gekleidet, eintritt und ihn freund lich grüßt. Dem Marqui», der heute besonder» gut gelaunt war, kam da« Gesicht de» Herrn sehr bekannt vor, obzwar er sich nicht erinnern konnte, wo er seine Bekanntschaft gemacht hatte — und so lud er ihn in seine Gesellschaft ein. Dieser ließ sich auch nicht lange bitten und entwickelte eine so bedeutenve Unter- haltungSgabe, daß die Gesellschaft immer heiterer wurde, und schließlich schlug der Marqui» seinem .Bekannten" vor, Brüderschaft mit ihm zu trinken. Der Vorschlag wurde angenommen und hierauf eine gemeinsame Spazierfahrt nach dem „^aniin cie Paris" angetreten. Da sich aber Marquis B. noch immer nicht auf den Namen seines nunmehrigen DuzfreunveS erinnern konnte, fragte er ihn auf dem Wege: „Du entschuldigst, aber ich kann mich heute auf Deinen Namen nicht besinnen." — .Wie?" entgegnete der Ange redete. .Du kennst mich nicht mehr? Ich bin doch der Jean, der Dich in Nizza tagtäglich rasirt hat!" — Da« Gesicht, da» der Herr Marquis machte, war sehenSwerth. — Ein betrogener Betrüger. Ein Mann in bäuerlicher Kleidung schlenderte die Straße entlang, in der Hand ein versiegelte- Päckchen mit einer Adresse, die eine Wertherklärung in der Höhe von 500 Mark trug. Ein Vorübergehender, dem das Benehmen de» Mannes auffiel, fragte ihn, wa« er suche. Als Antwort hielt der Bauer ihm da» Päckchen hin und bat ihn, doch einmal die Adresse zu lesen, da er sie vergessen hätte und selber nicht lesen könnte. In einem Tone freudiger Ueberraschung rief der andere: .Sakra! Das Päckchen ist für mich. Ich habe schon lange darauf gewartet!" Das Bäuerlein schien zufrieden, den Eigen- thümer entdeck! zu haben, und erbat sich als Boten lohn nur 5 M., die ihm auch sofort gegeben wurden. Der neue Eigenthümer de« Päckchens ging in eine stille Ecke, um seinen Schatz in Augenschein zu nehmen; er fand aber nichts weiter als ein Stück Pappe, auf dem das eine Wort stand: .Lackirt!" — Auch eine Sedanerinnerung wurde dieser Tage der „Südd. Landztg." zufolge im Kaffee haus zu Nürnberg erzählt. Nach der Schlacht war die Menage etwas knapp, da .erwarben" ein preußischer und ein bayerischer Krieger bei Gelegenheit eine GanS. ES erhob sich nun die Frage, wem sie eigentlich ge hören soll. Da machte der Preuße den Vorschlag, daß sie Demjenigen gehöre, der den schönsten Traum in der nächsten Nacht habe. Der Preuße erzählte nun am Morgen seinen Traum: „Bin Feldmarschall je- worden, habe Truppen von Sieg zu Sieg jesührt, kolossale Ehrung von unserem Könige erhalten, im Triumph in Paris einjezogen, mit hohen Orden und uff joldenen Wagen in den Himmel jefahren! Kann man etwa« schönreS träumen ? Wa« hat Dir jeträumt, Bruder Bayer?"— Dieser erwiderte kalt: „Mir hat tramt. Du bleibst mit Dein Wagen do in Himmel — und do hob i halt jetzt »weil die GanS g'essen!" — Aus der JnstruktionSstunde. Unter offizier: „Im Felde wird der Soldat in der Regel sein Essen sich selber kochen müssen, und daher ist eS nölhig, daß er sich schon im Frieden etwa« um die Küche bekümmert. Wa» werden Sie also thun, Meier, um dieser Anforderung nachzukommen?" Meier: .Ich werde mir so bald als möglich 'ne tüchtige Köchin anschaffen, Herr Unteroffizier!" — Zu gewissenhaft. Gerichtspräsident: „Sie müssen Ihre Aussagen beschwören, also erzählen Sie un« nur das, was sie selbst gesehen haben und nicht, wa« Sie bloS vom Hörensagen wissen. Wann sind Sie geboren?" — Zeuge: „Hoher Gerichtshof, da weiß ich auch nur vom Hörensagen." 1200 avutsekv Ppofsssonsn u. ^eprte haben Apotheker A. Flügge'» VW- Myrrhen-CrLrrre geprüft, sich in t'/> jährigen eingehenden versuchen von dessen außer gewöhnlicher Wirksamkeit überzeugt und selbigen daher warm empfohlen Derselbe ist unter No. «s ssr in Deutschland patenttrt und hat sich al» überaus rasch, sicher wirkende und dabet absolut unschädliche Wunrßksilsslks S- bei Vvrdrüduvgf»», «tvrlevr Sodrvvl,«- (Wundsein) und sonstigen SAvtvorlatLvvxvo, sowie septischen, neubtldenden und heilenden EtAnschasien vorzüglich be währt. Flügge L To. in Frankfurt a. M. versenden die 88 Setten starke Broschüre mtt den ärztlichen Zeugnissen gratt» und franko. Apotheker A. Flügge'» Myrrhen-CrLme, welcher von vielen Aerzten allen anderen Mitteln vorgezogen wird, ist in Tuben ä Mk. 1.— in den Apotheken erhältlich, doch genügt für geringes Wundsein, kleinere Berletzungen.rc, die Tube zu so Pfg. Die Verpackung muß die 63 592 tragen. Myrrhen-CrSme ist der patenttrte ölige Auszug de» Myrrhen-Harze». Mittheiinngen -es Lönigi. Standesamts Eibenstock vom 12. bis mit 18. September 1881. Aufgebote , u. hiesige: V!><:»!. I>. auswärtige: Vaout. irheschließungen: 48) Der Oekonomiegehilse Ernst Heinrich Vogel hier mit der Stickerin Helene Amalie Lippold hier. Geburtsfällc: 234> Anna Elise, T. des Tischlers Emil Dietel hier. 236) Clara Olga, T. des Maschinenstickers Erd mann Julius Schindler hier. 237) Minna Johanne, T. des Waldarbeiter« Gustav Adolf Siegel in Wildenthal. 238) Curt Paul, S. de« rjimmcrmanns Gustav Louis Hustcr hier. Hierüber: Nr. 235) 1 unehcl. Geburt. «terbeiälle: ISO) Die Maurersehesrau Anna Emilie Köhler geb. Licbold hier, 22 I. 10 M. 7 T. 131) Clara Helene, außerehel. T. der Stickerin Amalie Marie Möckel geb. Walther hier, IM. >7 T. 162) Ernst Walther, S. des Eisengießers Karl Adolf Pilz in Wildenthal, 2 I. 7 T.