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wie ten Chinesen Waffenruhe auszwingen. E« ist begreiflich, daß man in Japan die Gunst der Stunde voll auSnützen und womöglich noch weitere militärische Vortheile erlangen möchte, um für die im Winter wohl bestimmt zu erwartenden Friedenöverhandlungen unter europäischen Auspizien eine starke moralische und diplomatische Position zu gewinnen, und vorläufig wenig geneigt ist, sich aus einen Waffenstillstand be- hus« Unterhandlungen einzulassen. Wenn ein au« Ostasien in Viktoria (Britisch-Kolumbicn) eingelroffener Dampfer die Meldung bringt, Japan sei entschlossen, die Bedingungen eine« in Mukden oder Peking ab zuschließenden Friedens zu diktiren, so klingt die- ganz glaubwürdig, dagegen macht es den Eindruck einer nach den bisherigen Niederlagen der Chinesen zu Wasser und zu Lande doppelt lächerlichen Großsprecherei, wenn weiter gemeldet wird, China gedenke, auf das koreanische Klima rechnend, den Japanern aus der Halbinsel ein Moskau zu bereiten. Ein solche Droh ung hätte allenfalls Sinn, wenn aus Korea noch ein starke», schlogfähigeS chinesisches Heer stünde. So aber ist die Halbinsel von chinesischen Truppen ge säubert, ein Moskau könnte den Japanern nur in der Mandschurei bereitet werden, wenn sie leichtherzig, ohne für Proviant- und Munitionsnachschübe zu sorgen und mit Vernachlässigung des Etappendienstes auf Mukren loSmarschiren wollten. Aber dazu ist Feldmarschall Aamagata ein zu kluger Feldherr; er hat die europäische Kriegsgeschichte gründlich studirt und zweifellos aus der Geschichte des Untergangs der großen Armee in den Eisfeldern Rußlands genug gelernt, um den Vormarsch gegen Mukden nur unter sorgfältigen Vorkehrungen gegen eine klimatische Kata strophe anzutretcn. Die japanische Regierung hat beschlossen, ihre Siege auSzubeutcn und die Operationen mit aller Energie durchzufllhren, ehe der Winter anbricht. So fort werden 80,000 Mann neue Truppen an die Front gesandt werden. Ihr Bestimmungsort ist un bekannt; hier erwartet man aber, daß es auf einen kühnen Handstreich abgesehen ist. Die nationale Be geisterung ist grenzenlos. Die Soldaten werden überall vom Volke mit Dankeskundgebungcn überschüttet. Der gewöhnliche Eisenbahnverkehr ist einstweilen suSpendirt worden und es werden nur Militärzüge abgclassen und die Militärbehörden haben das gesammte Eisen bahnmaterial für ihre Zwecke in Beschlag genommen. Die Hauptmasse der Truppen wird zuerst nach Hiros hima per Bahn befördert werden. Dort wird der Mikado wahrscheinlich eine Truppenschau vor der Einschiffung abhallen. Alle« ist bereit für den Trans port. Offiziere und Mannschaften sind kriegSbegcistert und Niemand zweifelt an neuen Siegen. Locale und sLchfische Nachrichten. — Eibenstock, 26. Septbr. Gestern Abend 10 Uhr 33 Min. traf Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August in Begleitung seine» persönliche,' Adjutanten Rittmeisters Keil von Marienberg kom mend, woselbst Se. Hoheit die Unterosfizierschule in- spicirt hatte, auf hiesigem Bahnhofe ein. Bei An kunft in der Stadt wurde der Prinz vom Gesang verein .OrpheuS", welcher sich vor seinem Vereins lokal (Flemmig'fche Restauration) aufgestellt hatte, durch ein harmonisches „Grüß Gott" begrüßt. Am Rathhause, woselbst Se. König!. Hoheit Wohnung nahm, hatte Direktorium und Ausschuß des Militär vereins mit der Gewehrabtheilung Aufstellung ge nommen. Auf einige begrüßende Worte Seiten» des Vorstehers dankte der Prinz in leutseligster Weise und suchte dann, da jeder offizielle Empfang verbeten war, sofort die nächtliche Ruhe aus. Heute in den frühesten Morgenstunden begab sich Se. Hoheit zum Pürschgang nach Wildenthaler Revier, woselbst auch während des Tages Treibjagd und Abends nochmals Pürschgang stattfindet. Der Kaffee wurde im DrechS- ler'schen Gasthofe in Wildenthal, das Frühstück im Walde in her Nähe des Brückenberges eingenommen. Morgen findet Treibjagd event. auch noch Pürschgang auf Eibenstocker Revier statt. Nach Beendigung der Jagd findet Diner im hiesigen Rathhause und am Abend die Rückreise Sr. König!. Hoheit nach Dresden statt. — Dresden, 24. Septbr. Da» amtliche „DrcSdn. Journ." schreibt: In Nr. 221 der „Sächsischen Ar beiterzeitung" findet sich eine Verordnung de» Mini sterium» de» Innern an die Kreishauptmannschaften mit dem Bemerken abgcdruckk, daß dieselbe dem ge nannten Blatte durch da» Ministerium de» Innern zugcgangen sei. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß die Redaktion der „Arbesterztg." nur durch einen groben VcrtrauenSbruch in den Besitz der fraglichen Verordnung gelangt sein kann. — Dresden. In eingehender Weise bespricht das „Journal" die Manöver, welche unter Leitung Sr. königlichen Hoheit des kommandirenden General», Generalscldmarschall Prinz Georg, in der Zeit vom 17. bis 20. September zwischen der ersten Division Nr. 23 und der 3. Division Nr. 32 zwischen Bern stadt und der Lausitz und Freiberg stattfanden und denen Sc. Majestät der König am 19. und 20. Sep tember beiwohnte. In diesem Jahre wurde besonder» auch die Verpflegung der Truppen au» wandelnden Kolonnen praktisch geübt. Den Truppen sind während der diesjährigen Herbstübungen besondere Anstreng ungen zugemuthel worden, sie haben dieselben aber mit gewohnter Ausdauer ertragen. Der Gesundheits zustand war im Allgemeinen vorzüglich. Seiten» der Bevölkerung aller Kreise haben die Truppen da« liebenswürdigste Entgegenkommen gefunden, obgleich die ausschließliche Benutzung enger Quartiere den Ouartiergebern manche Unbequemlichkeiten auferlegte. — Leipzig. Zum 18. Oktober, dem Gedenktage der Völkerschlacht von Leipzig, wird vom Deutschen Patriotenbunde zum Besten der Errichtung eine« Völkerschlacht-Denkmal» eine großartige Feier veranstaltet. In der Albert-Halle de» Kiystaü-Palaste» gelangt ein Festspiel von Crome-Schwiening, dem Dramaturgen de» Stadttheater», zur Aufführung, aus schließlich dargestellt von Mitgliedern der hiesigen Militär-Vereine. Unter Betheiligung der Vertreter der Stadt schließt sich hieran ein Kommers mit Dar bietungen de» Lehrer-Gesangverein» und turnerischen Aufführungen de» Allgemeinen und Leipziger Turn verein». ReichStagSabgeordnetcr Prof. Hasse hat eine der Bedeutung de» Tage» entsprechende patriotische Rede übernommen. — Zwickau. Wo die gerühmte Liebe zu dem „geknechteten Volke" bei unfern modernen Volksbe glückern bleibt, wenn e» sich um da» liebe Geld handelt, dürste folgender kleine Vorfall gut illustriren: In einem Dorfe bei Zwickau setzte im OrtSverein der selbstverständlich roth gefärbte Vorsitzende den gläubig zuhorchenden Gesinnungsgenossen auseinander, wie schlecht und ungerecht die — den Ordnungsparteien angehörigen — Gemeindebehörden die Verwaltung führten, wie jener zu viel, und ein anderer wieder, natürlich ein „Genosse", zu wenig aus der Armen kaffe erhalte, und fühlte sich dann bei Erwähnung der Thatsache, daß eine liederliche Frauensperson auf Kosten der Gemeinde in die Bezirksanstalt unterge bracht sei und so der Gemeinde schon 1300 Mk. ge kostet habe, zu dem nicht gerade besonders humanen Ausspruch veranlaßt: „Die solle man lieber todt- schießen." Todesstrafe für Vagabundinnen, Mitleid und Schonung für Mordgescllen, wie Caserio und Ravachol: es wirft das eigenthllmliche Streiflichter auf die Grundsätze de« sozialistischen ZukunstSstaateS. — Zwickau. Ein mehrere hundert Jahre altes, zu den Wahrzeichen unserer Stadt gehörendes Bau werk, welches wegen seines ungewöhnlich hohen Daches jedem Fremden in die Augen fällt, da» an der Graben promenade gelegene frühere Korn mag azin, wird in kurzer Zeit von der Bildfläche verschwinden, da zu Anfang nächsten Jahres mit der Abtragung begonnen werden wird. Dasselbe ist Eigenthum der Reichs militärverwaltung und diente zuletzt der hiesigen Gar nison al« Kammergebäude. — Plauen i. V., 22. Septbr. Ein hiesiger Lehrer gab vor einiger Zeit einem Schüler, welcher eine schriftliche Arbeit fehlerhaft gefertigt hatte, da» betreffende Heft mit nach Hause zu dem Zwecke, die Unterschrift des Vaters unter die Arbeit zu erwirken. Der Vater schrieb unter die Arbeit: „Lehrer seine Schuld." Wegen dieser Ungehörigkeit wurde der Vater in der gestrigen Sitzung des Schöffengerichts zu achttägiger Haft verurtheilt. — Radeberg, 23. Septbr. Ueber da« kürzlich gemeldete schwere Unglück, welches sich in der Kretzschmar'schen Dampsziegelei hier ereignete, wird noch berichtet: Abends 6 Uhr senkte sich plötzlich das bereits fertige Gewölbe de» neugebauten Brenn ofen» und stürzte mit furchtbarem Krachen in sich zu sammen. Vier Maurer waren im Innern mit dem Ausbau der Kanäle beschäftigt, während einige auf der Wölbung des Baues arbeiteten. Trotz der fieber haften Thätigkeit der zur Rettung hcrbeigeeilten Menge war e» nur möglich, die leblosen, durch die zusammen gestürzten Massen bis zur Unkenntlichkeit verstümmel ten Körper der im Innern Beschäftigten auSzugraben, während einem der oben Arbeitenden ein Bein mehr mals gebrochen war und zwei Andere Verletzungen an> Kopfe davontrugen. Der Schwerverletzte hatte beim Unglück seinen Sohn verloren. Einer der ums Leben Gekommenen, der in den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71 dem Tode so manches Mal ins Auge geschaut hatte, war wenige Stunden zuvor in dieser Ziegelei erst in Arbeit getreten, um kurz darauf auf ewig Feierabend zu halten. Wer dieses Unglück verschuldet hat, ließ sich bi» jetzt noch nicht feststellen. — Falk en st ein, 24. Septbr. Der seit dem 24. August d. I. in Untersuchungshaft befindliche Schieferdecker Neubert von hier hat das Geständniß abgelegt, das Turnhallengebäude der hiesigen Turn gemeinde vorsätzlich in Brand gesetzt zu haben. — Mulda, 24. Septbr. Der Erzgebirgs verein hielt heute hier seine Hauptversammlung ab. Der Vorsitzende, Herr vr. Köhler, sprach nach der Begrüßung über da» Sammeln von Ueberresten au» dem Leben, Glauben, ten Sitten und Gebräuchen unserer Vorfahren, ebenso erstattete er den Thätig- keitSbericht, der sehr Erfreuliche» aufwic». Der Ge- sammtvorstand, bestehend au» den Herren Seminar- Obe» lehrer 1)r. Köhler, Möckel, Kaufmann Härtel, Schuldirektor Tauchmann, wurde wieder- und Herr Scminaroberlehrer Lorenz wurde al« 1. Schriftführer neugewählt. Die nächste Hauptversammlung findet in Schönheide statt. Herr Lamer au» Dresden hielt einen sehr interessanten Vortrag über Christian Lehmann, den erzgebirg. Chronisten, und dessen Werke. In der Delegirtenversammlung waren gestern 27 Ver eine mit 346 Stimmen vertreten. In ihr wurden namentlich die Bestimmungen fcstgestellt, unter denen Zweigvereine Beihilfen zu Bauten au« der Gesammt- kasse erhalten können. Für ein Preisausschreiben zur Gewinnung von Rundsichten für erzgeb. AuSsicht»- berge wurden 200 Mk. verwilligt. Jöhstadt erhielt noch 100 Mk. Beihilfe zum Bau eine« AuSsichtS- gerüste». Eine Erweiterung de» Fichtelberghause» wurde angeregt. — Oberwiesenthal, 24. Septbr. Ueber die Entstehung de« Brande» in Unterwiesenthal herrscht ebenso Dunkel, wie darüber, ob da» Feuer den um'» Leben gekommenen Waldarbeiter Drechsler im Schlafe überraschte oder ob ihm der Weg zu seiner Rettung abgeschnitten war. Diese» Dunkel wird aber auch schwerlich gelichtet werden, da der einzige Zeuge de» Vorgänge«, der verunglückte Knabe, den die Mutter mit gebrochenem Oberschenkel und mit Brandwunden bedeckt im Garten fand, nur unbestimmte Aussagen lhun kann. — Anläßlich der in den letzten Tagen erfolgten Entlassung zur Reserve machen wir darauf auf merksam, daß Mannschaften, welche au» dem aktiven Dienst entlassen sind, sich spätesten» 14 Tage nach ihrer Entlassung bei dem Bezirksfeldwebel, zu dessen Kompagniebezirk der von ihnen gewählte Aufenthalts ort gehört, zu melden haben. Diese Meldung ist auch dann erforderlich, wenn der Entlassene an dem Orte bleibt, in welchem sein bisheriger Truppentheil in Garnison steht. Die nächsten militärischen Vorgesetzten der Mannschaften de» Beurlaubtcnstande» sind der Feldwebel de» Kompagniebezirks, der Bezirks-Offizier und der Bezirks-Kommandeur de» Landwehr-BataillonS- bezirk», in welchem ihr Aufenthaltsort liegt, und deren Stellvertreter. Bei Anbringung dienstlicher Gesuche und Beschwerden sind die Mannschaften des Beur laubtenstandes verpflichtet, den vorgeschriebenen Dienst weg einzuhalten. Jngleichen sind dieselben im dienst lichen Verkehr mit ihren Vorgesetzten oder wenn sie in Militär-Uniform erscheinen (wozu auch der Ent- lassungSanzug gehört) der militärischen Disziplin unter worfen. Verändern später die Mannschaften des Be urlaubtenstandes ihren Aufenthaltsort oder die Wohn ung innerhalb des Kompagniebezirks, so ist dies inner halb 14 Tagen dem Bezirksfeldwebel zu melden. Wer aus einem Kompagniebezirk in einen andern bezieht, hat sich vor dem Verziehen bei seinem bis herigen Bezirksfeldwebel ab und bei dem Bezirks feldwebel seine» neuen Aufenthaltsortes innerhalb 14 Togen nach erfolgter Abmeldung anzumelden. Erfolgen die Meldungen schriftlich, so tritt Portobe freiung dann ein, wenn der Briefumschlag entweder offen oder mit dem Siegel der Orisbehörde geschloffen und mit dem Vermerk „Militaria" versehen ist. Innerhalb de» Stadtbezirks ist jedoch die Meldung zu frankiren. — Ueber die für Miether und Vermiether gleich wichlige Frage: „In welchem Zustande muß eine Wohnung bei der Räumung derselben dem Ver miether zurllckgegeben werden?" sind bei den häufig vorkommenden Streitigkeiten von den verschiedenen Gerichten bisher die verschiedensten Uriheile gefällt worden. Neuerdings ist nun durch das Reichsgericht anläßlich einer derartigen Streitsache eine sehr wich tige Entscheidung herbeigesührt worden. Darnach ist die Klausel in den MiethSvertriigen, „Miether hat die Wohnung zu übergeben, wie er sie übernommen hat", mit der Einschränkung zu verstehen, „soweit sie nicht durch ordnungsmäßigen Gebrauch abgenutzt also abgewohnt ist." Dagegen hat der Miether für allen durch Muthwillen, Unreinlichkeit oder schlechte Pflege der Wohnung entstandenen Schaden aufzukommen, insbesondere mit Schmutzflecken verunreinigte oder abgerissene Tapeten zu reparircn, zerbrochene Fenster scheiben wieder ganz machen zu lassen und verlorene Schlüssel zu ersetzen. Abgelaufene Dielen, durchgc- brannte Herde und Ofenröhren, zersprungene Kacheln und Eisenplattcn, schadhaft gewordene Schlösser und Thürklinken sind nur dann zu ersetzen, bezw. zu re- pariren, wenn die Beschädigung nachweislich durch Fahrlässigkeit oder gewaltsame Behandlung-weise ent standen ist. Miether hat beim Verlassen der Wohnung dieselbe vollständig zu räumen und dem Vermiether die Schlüssel zu übergeben. Bis zur Ablieferung der letzteren gilt der MiethSvertrag al« noch nicht beendigt, und der Miether hat thatsächlich dem Ver miether den entfallenden MiethzinS weiter zu zahlen. Die Wohnung ist dem Vermiether in gereinigtem Zu stande, d. h. besenrein, zu übergeben. Kheater. Am Montag erfreute uns die Theaterdirektion mit dem allbeliebten Lustspiel „Krieg im Frieden", und ist u»S dieses Werk auch kein Fremdling mehr, in dieser Vollendung ist es hier wohl noch von keiner Gesellschaft gegeben worden. Der belebende Geist einmüthigen Zusammenwirkens drückte der ganzen Aufführung das Gepräge tüchtiger Arbeit und innigen HineinlebenS in das Ganze auf. Das Stück, geschickt aufge baut, ist reich an kräftigem, ungesuchten Humor, an mannig fachen Verwicklungen und glücklichen Lösungen. Wirksam unter stützt durch treffliche Szenerie, hochelegante Garderobe bez. Uniformen vollzog sich die Handlung glatt und erquicklich. Der Dienstag brachte uns eine Novität: „Zwischen zwet