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wohl da« Ente dcS Jahre« hcrangekcmmen sein, ehe diese Macht vollständig in den koreanischen Gewässern vereinigt sein kann. — Frankreich. Neuerdings sühren namentlich die militärischen Blätter in Frankreich lebhafte Klage über die starke Zunahme der Selbstmorde im französischen Heere. Die Zahl ist während de« Monat« Juli besonder« hoch gewesen und hat deshalb auch in der politischen Presse peinliche» Auf sehen erregt und vielfache Erörterungen über die Mittel zur Abhilfe hervorgerufen. Auch zerbrach man sich die Köpfe, um hinter die Ursachen der leidigen Erscheinung zu kommen, der man rathlo« gegenüber steht. Eine« der angesehensten militärischen Fachblätter schrieb den Ursprung kurzweg der Ueberanstrengung einiger Truppentheile und dem fieberhaften Eifer und Hasten einiger Truppenführer zu. — Rußland. Der „Köln. Zig." zufolge kamen bei der letzten Rekruteneinstellung in Rußland von 726,060 zur Gestellung gelangenden Mannschaf ten nur 270,000 Mann al« Rekruten zur Einstell ung in da« Landheer. Die Bevölkerung Rußland« beträgt 113 Millionen, ist also mehr al« doppelt so groß wie diejenige Deutschland«. Gleichwohl hat die russische Rekrutcncinstellung die deutsche nur um ein Geringes überstiegen. Denn im Jahre 1893 sind in Deutschland 268,176 Mann in Heer und Marine eingestellt worden. — Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz. In Peking, wo nach den ersten Mißerfolgen der chinesischen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande tiefe Bestürzung geherrscht hatte, weiß man sich nunmehr vor Freude über den Sieg bei Sing-Dang nicht zu lassen. Wiewohl dieser Sieg nur in einem ziemlich belanglosen Treffen und lediglich gegen japanische Vorhuttruppen erfochten wurde, erschien er dem Kaiser von China doch ein genügender Anlaß, da« Füllhorn seiner Huld über General Aeh und seine Offiziere auSzugießen. Dem General und nicht weniger al« 700 Offizieren sind durch ein heute veröffentlichte« Kaiserliche« Edikt Belohnungen für den Sieg bei Sing-Uang zuerkannt worden. General Ach scheint eben verstanden zu haben, dem Kaiser" gegenüber seinen bescheidenen Waffenerfolg zu einer gewaltigen Heldenthat aufzubauschen. Er hat ein Siegesbulletin herauSgegeben, das an verwegener Großsprecherei den hervorragendsten Leistungen des ersten und des dritten Napoleon ebenbürtig angereiht werden darf. Er be ziffert darin den Verlust der Japaner mit 5000 Mann, während die Verluste auf chinesischer Seite nur gering seien, und in Peking und Tientsin hat man diese Aufschneiderei offenbar für baare Münze genommen. Vielleicht ist zu der Stunde, da wir dies schreiben, der Lorbecrkranz, den General Ueh „aus eigenem Recht" sich um das bezopfte Haupt gewunden, bereits wieder zerpflückt; einer Meldung aus Tokio zufolge haben die Japaner ein VcrstärkungSkorpS von 6000 Mann in Tschemulpo gelandet und wird im japanischen KriegSamt angenommen, daß am Sonntag eine ent scheidende Schlacht geliefert worden sei. Ihr Schau platz dürfte das Gelände nördlich von Söul gewesen sein, wo die Japaner eine vortheilhaftc und jedenfalls befestigte Stellung bezogen hatten. Local« ««d fSchfisch« Nachrichten. — Eibenstock. Am nächsten Sonntag, den 9. d. feiert der hiesige Radfahrer-Club sein 9. Stiftungs fest. Die Fcstordnung für diesen Tag enthält Folgen de«: 10 Uhr Vormittag Empfang der Gäste mit darauffolgendem Frühschoppen im Rathhause. Hieraus gemeinschaftliche« Mittagessen im Feldschlößchen. Nach mittag 2'/2 Uhr Aufstellung zum Corso mit Musik durch die Stadt, woran sich eine Auefahrt zum DrechS- ler'schen Gasthof nach Wildcnthal anschließen wird. Abends 7'/2 Uhr Beginn de« Saalfeste« im Feld schlößchen mit darauffolgendem Ball. Bei dem Saal feste werden die Besucher durch die Aufführung an- muthiger Reigen und durch außergewöhnliche Leistungen im Kunstfahren überrascht werden, wobei auch einige hiesige Clubmitglieder ganz Hervorragende« leisten werden. Freunde de« Radfahrer-Sport« seien daher schon heute auf diese« genußreiche Schauspiel auf merksam gemacht. — Eibenstock. Eine interessante Theater saison steht un« demnächst bevor. Da« in den größeren Provinzialstädten Sachsen« schon seit Jahren rühmlichst bekannte Dresdner Ensemble unter Leitung dcS Direktor« Fritz Unger beabsichtigt dies mal auch unsere Stadt mit zu besuchen u. vom 20. Sep tember ab einen längeren Chclu« Gastvorstellungen im Saale zum .Feldschlößchen" zu absolviren. Wir können un« die« zur besonderen Ehre schätzen, da Herr Theaterdir. Unger seit einer Reihe von Jahren regelmäßig die Städte Glauchau, Plauen, Freiberg, Meißen, Bautzen und Zittau besucht, diesmal aber Eibenstock mit in seine Gastspielturnve ausgenommen. Daß da« Unternehmen de« Thealerdirector Fritz . Unger nicht zu den Wandertruppen gewöhnlichen Schlage« gezählt werden darf, geht auch schon au« dem Umstand hervor, daß derselbe der Erbauer de« AlberllhealerS in Bad-Elster ist und eine jährliche Subvention von M. 1500 vom sächs. Staat bezieht. Außer einem umfangreichen Lustspiel-Novitäten-Reper- toir führt Herr Dir. Unger auch Opern u. Operetten wie z. B. Don Cesar, Mikado, die 7 Raben, der Vogelhändler re. auf. — Schönheide. Die hier im Rathhause von Herrn Michael au« Auerbach, einem bewährten Pilz kenner, aufgestellte Pilzsammlung erfreute sich besonder« am Sonntag zahlreichen Besuche«, obwohl die Besichtigung im Interesse de« ökonomischen Werth« der Sammlung eine noch viel größere hätte sein müssen. Zeigte doch die Ausstellung in etwa 100 Sorten naiurfrischer Pilze deren Artenrcichthum, besonder ober, daß in unfern Wäldern gegen 40 eßbare Sorten wachsen, von denen jährlich viele Centner au« Un- kenntniß der Pilzsucher der Verwesung anheimfallen. Der Werth der Pilze wird besonder« bedingt durch ihren Gehalt an stickstoffhaltigen Nährstoffen, worin sie den stickstoffreichsten Nahrungsmitteln au« dem Pflanzenreich, z. B. den Erbsen und Bohnen, nahe kommen und andere übertreffen, wie den Weizen. Sie enthalten aber auch fast die nämlichen Nährsalze wie da« Fleisch. — Vergangenen Montag wurde die Sammlung von den ersten Klassen der hiesigen Schule besichtigt. Interesse erregten vor Allem die Gruppen der Stachel- und Porenpilze. — Dresden, 3. Septbr. Heute Abend reiste Se. Majestät der König, einer Einladung de« deutschen Kaiser« zu den Kaisermanövern des I. Armeecorp« folgend, nach Königsberg i. Pr. Se. Majestät be nutzte den Abend« 7 Uhr 40 Min. von DreSden- Neustadt abgehenden Schnellzug, fuhr aber zunächst nur bis Berlin und übernachtete in der dortigen Königl. Sächsischen Gesandtschaft. Morgen Vormittag 9 Uhr 2 Min. erfolgt die Weiterreise von Berlin nach Königsberg, woselbst die Ankunft Abends 7 Uhr 37 Min. stattfindet. Der Monarch wird mit Sr. Majestät dem Kaiser am 5. September der großen Parade und Tags darauf dem CorpSmanöver de« 1. Armeecorp« beiwohnen. Am 6. September Abends 8 Uhr 19 Min. gedenkt Se. Majestät der König Königsberg wieder zu verlassen und am 7. September Vormittag« 11 Uhr 1 Min. in Dresden einzutreffen. — Dresden. Ein Königswort, das Se. Majestät König Albert am Sedantage im Verlaufe des JubiläumSschauiurnenS des hiesigen Allgemeinen Turnverein« ausgesprochen hak, wird in unserer sächsischen Turnerwelt unvergeßlich fortleben als ehren vollste Anerkennung und zugleich als höchster Ansporn zur Wahrung und Pflege des kräftigen vaterländischen Sinnes, der unsere Turner beseelt. Als Se. Majestät von dem Vorsitzenden des Allgemeinen Turnvereins, Herrn I)r. Weidenbach, im Hinblick auf die ungemein strapaziösen Anforderungen gefragt wurde, wodurch die Turner ihrem gütigen Landesherrn für den auf opferungsvollen Besuch danken könnten, erwiderte der König: „Dadurch, daß Ihr so bleibt, wie Ihr jetzt seid!" Am Abend verkündete der Vor sitzende auf der Festkneipe unter lautloser Aufmerk samkeit von 1500 Theilnehmern dieses schöne Königs wort, aus dem er für die Turncrschaft die edelste Aufgabe hcrleitete, allezeit die berufendste Trägerin der idealen patriotischen Gesinnung zu sein und zu bleiben. — Leipzig. Der letzte Meßsonntag, der sog. erste Bauernsonntag, war von einer so ungeheueren großen Menschenmenge besucht, wie dies selten noch Leipzig gesehen bat. Die Früherlegung der Michaelis messe hat also auch, was den Besuch der Detail- und Schaubudenmesse anlangt, keinen Nachtheil gebracht. Bemerkenswerth ist, daß die Messe so ungemein stark besucht war, obgleich sich gegen 20,000 Personen zur Sedanseier nach dem Schützenhofe begeben hatten. — Chemnitz, 4. Septbr. Mit heute endigte bei der 3. Division Nr. 32, welche im Gebiete der AmtShauptmannschaft Flöha die Herb st Übungen abhält, da« Brigadeexerzieren, morgen ist Rasttag und am Donnerstag beginnen die Brigademanöver, welche bi« mit 10. September dauern (der 9. September als Sonntag ist natürlich Rasttag). Der au« den Jnfanterieregimentern Nr. 104 und Nr. 133 bestehen den 5. Jnfanteriebrigade wird das Karabinierregiment, die I. Abtheilung de« 2. Feldartillerieregiments Nr. 28, die 5. Compagnie de« Pionierbataillons und die Unterosfizierschule Marienberg zugetheilt, während mit der au« dem Schützenregiment und den drei Jäger bataillonen bestehenden 6. Jnfanteriebrigade Nr. 64 die 2. und 3. Abtheilung de« 2. Feldartillerieregiment« Nr. 28, die 6. Compagnie de« Pionierbataillons, die DivisionStelegraphenabtheilung und da« 2. Ulanen regiment Nr. 18 manöveriren wird. An die Brigade manöver schließen sich sofort die Divisionsmanöver, welche vom 11. bis mit Ib. September dauern und ebenfalls im Gebiete der AmtShauptmannschaft Flöha abgehalten werden. — Ein Kaufmann in Chemnitz hatte sich zur Reise einen Sommeranzug aus Hellem Stoff bestellt, die Annahme jedoch verweigert, weil der Rock nicht paßte. Der Schneider nahm deshalb sofort eine Aenderung vor, die jedoch die Zustimmung des Be steller« nicht erlangte, weshalb dieser die Annahme de« Anzuge« entschieden ablehnte. Härmst nicht ein verstanden, klagte der Schneider, und nachdem der vernommene Sachverständige in der That den Rock al» zu eng erkannte, änderte der Kläger seinen An spruch dahin, daß der Beklagte verpflichtet sei, doch Hose und Weste, welche al« brauchbar bezeichnet seien, abzunehmen. Da« Gericht hat jedoch den Kläger ab gewiesen, weil c« sich um einen Anzug au« Hellem Sommerstoff handelt, ter nur einheitlich getragen werden kann, Hose und Weste allein sind nicht zu gebrauchen, und de«halb schließt die Fehlerhaftigkeit de« Recke« die Unbrauchbarkeit de« ganzen Anzuge» in sich. — Plauen, 2. September. Bei der heutigen Fahnenweihe de« Militärvereins zu Haselbrunn, zu welcher eine ungeheuere Menschenmasse zusammenge strömt war, hat sich ein große« Unglück ereignet. Der Geistliche hatte schon die Weiherede gehalten und der Bezirk-Vorsteher da» königliche Fahnengeschenk übergeben, al« da« Podium zusammenbrach, auf welchem die Ehrengäste mit Hrn. Oberregierungsrath v. Polenz, die Fahnenpathinnen, die Ehrenjungsrauen und der Männergesangverein zu Hasclbrunn Platz genommen hatten. Unter da« Podium hatten sich mehrere Knaben verkrochen. Von diesen wurde einer im Alter von 9 Jahren getödtet, der Andere im Aller von 11 Jahren erlitt einen Beinbruch. Die auf dem Podium befindlichen Personen kamen mit dem Schrecken davon. — Zittau, 2. Septbr. Nachdem am vergange nen Mittwoch Nachmittag am westlichen Abhange de« Töpfer» bei Oybin eine holzlesende Frau einen schlafen den Strolch entdeckt hatte, der leider entkam, wurde am Donnerstag seitens der bewaffneten Oybiner Schützengesellschaft und der Gendarmen eine Razzia zunächst in den höhlenreichen Winterlöchern und dann den des Töpfers selbst vorgenommen. In der oben erwähnten Höhle fand man Reste dcS MooSlager«, auf dem jener Strolch geschlummert, einen Posten neuer Nägel, die irgendwo gestohlen sein mögen, und Spuren davon, daß die betreffende Höhle gegen das zu erwartende Herbstwetter Schutz erhalten sollte. Außer dieser Höhle entdeckte man in unmittelbarer Nähe einen ganz in Felswände gebetteten, versteckten und schwer zugänglichen Schlupfwinkel, in welchem drei Feuerstätten, rußgeschwärzte Felsen rc. bewiesen, daß hier vor nicht langer Zeit Gesindel sich eine Weile aufhielt. Die Fußspuren wiesen auf einen spitzen böhmischen Männerschuh hin. Hier wie auf der ganzen abgesuchten Strecke de« Töpfers fand man indessen keine verdächtige Person. Immerhin ist die Feststellung, daß bis in die letzten Tage im Bereiche des Töpfers gefährliche Elemente hausten, insofern belangreich, als nun das Forst- und Polizeipersonal den betreffenden Höhlen fortan ein besonderes scharfes Augenmerk widmen werden. — Oberwiesenthal. Am 31. August Mittags ^1 Uhr wurde in einem Gehölz bei Böhmisch-Ham- mer, etwa 100 Schritt von der sächsischen Grenze entfernt, der Seifensieder Ernst Richard Schöne auö Potschappel todt aufgefunden, dem vermuthlich mit einem Stein die Hirnschale zertrümmert worden ist. Nach ärztlichem Gutachten hat der Leichnam etwa 24 Stunden gelegen, mithin wäre die scheußliche That bereits am 30. August verübt worden. Wie von glaubhafter Seite mitgetheilt wird, ist der genannte Schöne mit noch einem Kollegen, dem Brennmeister Paul Dame au« Falkenroda (Preußen), am 28. Au gust auf der Verpflegstation und Herberge in Anna- berg zugereist, die er am 29. August Vormittag- Wieder verlassen hat. Am Donnerstag sind nun zwei Unbekannte, deren Personalbeschreibungen mit dem ermordeten Schöne und dem Dame übercinstimmen, im Restaurant „Zum lustigen Matrosen" in Neu geschrei, ca. 20 Minuten vom Thatorte entfernt, ver kehrt. Schöne ist dort etwas angetrunken gewesen und hat die Zeche seine« Reisegefährten mit beglichen. Der schreckliche Verdacht de« Morde« richtet sich gegen den Reisegefährten Schöne'«, und e« wird angenom men, daß der letztere noch über 40 Mark verfügt hat, die ihm nach dem Morde geraubt worden sind. Da leere Portemonnaie des Schöne wurde in der Nähe aufgefunden. Aus vergangener Zeit — für mrsere Aeit. Am 5. September 1733 ist Christoph Martin Wieland, der deutsche Klassiker, zu Oberholzheim bei Biberach, als Sohn eines Geistlichen geboren. In strenggläubiger Fröm migkeit erzogen, waren seine ersten Werke im Geiste Klopstocks gehalten, jedoch schlug seine religiös-empfindsame Weise in das Gegentheil, sogar in Frivolität um, als er im Verkehr mit dem Grafen Stadion seiner« Weltbildung und Lebensgenuß kennen lernte. Später klärte sich sein Schaffen, besonders im geschichtlich-philosophischen Roman, zu eleganten, feinen, ironisch satirischen Kunstwerken ab. Am berühmtesten und mit Recht heute noch als hochpoetisches Werk geschätzt ist sein „Oberon", aber auch die „Abderiten" und „Musarion" und andere seiner Werke werden noch heute nicht blos gelobt, sondern auch ge lesen. Wieland wurde der „gesellschaftliche Schriftsteller der Nation" genannt, weil er es war, der durch die Leichtigkeit und Anmuth seines Stil» der deutschen Dichtkunst Eingang in die höheren, gebildeten Kreise verschaffte, wohin früher nur fran zösische Literatur gedrungen. t>. September. Am 6. September 39«, vor 1300 Jahren, kam es zur Schlacht bei Aguileja, im heutigen Görger Kreise Illyrien« gelegen, damals die erste Festung dcS römischen Reiches, heute ein Flecken von kaum 1400 Fischern. Theodosius der Große besiegte hier mit Hilfe der Westgoten den weströmischen Feld herrn Arbogast und vereinigte dadurch da« ganze römische Reich wieder unter seinen, alleinigen Haupt. Daß wieder em römisches Reich unter einem Kaiser war, dankte es den „Bar baren", nämlich den Germanen.