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schlossen, die Laternen befestigt und die Posten ver doppelt. Windgallen strichen jetzt über die Fluth, immer hohler wälzten sich die Wogen, und mit ter Nacht kam auch der wüthende Orkan, wie schon ihn der Kapitän vorauSgesagt. E» war da« erste Mal, daß Ni« Jpsen einen solchen Aufruhr der Elemente erlebte, alle seine bisherigen Seefahrten waren von günstigem Wetter begleitet gewesen, aber nicht« desto- weniger zeigte sich auch hier seine Unerschrockenheit; am Sterne war er stet« dem alten Barez zur Seite, trat selbst an die Spille, munterte die Verzagten auf, lobte die Thätigen und griff selbst an da« Tau, wenn e« Noth am Manne war. Schrecklich tobte der Orkan und einige der schwächeren Kauffahrer gingen ver loren. Da« starke Fregattschiff selbst hatte einen be schädigten Besammast, und al« da» ersehnte Morgen licht die wieder beruhigte Fluth vergoldete, wurde der Verlust in den schwimmenden Trümmern sichtbar, und die Perrücke de« Kapitän« drehte sich von einem Ohre zum andern, den Seelensturm kennzeichnend, der bei dem betrübenden Anblick in seinem Innern zu toben begann. Da rief e« vom Mastkorb herab: »Bier Segel link« vor dem Winde! Schießluken offen! Blut flagge!" Der Kapitän legte sogleich da« Fernrohr an da« Auge. „Da« sind Flibustier!" rief er nach einigen Mi nuten rasch und die ZorneSader auf seiner Stirn schwoll bedenklich an. „Die Meergeier wollen sich unser Unglück zu Nutze machen." Schallend tönte dann sein Sprachrohr vom Hinter deck: „Alle Mannschaften auf'S Oberdeck! Der Brum- iner in Ordnung, Leutnant! Segel aufgesetzt! Die Prinzenflagge auf den Topmast, daß sie Respekt be kommen und uns nicht für ihren Erbfeind, den Es- pagnol ansehen!" Sofort ertönten die Pfeifen der BootSmänner, die Offiziere riefen zu den Waffen und die Trommeln rasselten dumpf unter den Rasen hin, die überall von den kühnen Matrosen erklettert wurden. Alles Be fohlene wurde mit größter Schnelligkeit und Ordnung auSgesührt, aber die Heransegelnden schienen sich nicht irre machen zu lassen. DeS Kapitän Barez Augen halten sich nicht ge täuscht. Vier bewaffnete Schoner schossen mit aufgc- schwellten Segeln vor dem Winde heran, sie waren nicht groß, aber gut besetzt, und Verdecke und Bug spitze wimmelten von wilden Gestalten. Sofort flatterte die Losungsflagge an der BcsamSstange der Fregatte und zwei Signalschüsse riefen die Kauffahrer unter ihre Kanonen. Wie die Küchlein um die Gluckhenne sammelten sich diese um den „Kranich", auf welchem der Kapitän Steuer und Segel in Thätigkeit setzen ließ, um den Angreifenden den Wind abzugewinnen. „Morgan! Morgan!" erscholl jetzt das LosungS- geschrei von dem größten Kaperschiffe. „Tod oder Sieg!" antwortete der rauhe Ruf vom Bord der drei anderen Segler; zugleich verschwanden die rochen Flaggen der Mastbäume und schwarze Trauerflaggen mit einem schimmernden kolossalen Schädelbilde erschienen statt jener und züngelten furcht erregend herüber. Unter das holländische Schiffsvolk schien ein plötzlicher Schrecken zu fahren bei dem Schlachtrufe und dem schwarzen Signale. „Morgan ist eS, der schreckliche Räuberfürst!" flüsterte Barez seinem Leutnant Jpsen zu. „Porto- Bello, Maracaibo und Panama haben seine blutige Faust gefühlt. Siehst Du, wie die Marinier« feig dastehen, wie ihre Glieder schlottern, wie selbst der älteste Matrose bei dem Namen de« Unerbittlichen das Tau verliert. Wir müssen sie schnell beschäftigen, sonst sind wir verloren. „Wir haben den Wind", donnerte gleich darauf da« Sprachrohr de« Kapitäns. „Bramsegel eingerefft! Kanonen fertig! Soldaten, geladen das Gewehr! Peletonfeuer, wenn das Steuerbord daran liegt!" Ni« flog selbst zum Hinterdeck, die Befehle voll führen zu lassen und die Kisten mit Pistolen und Säbeln auf dem Verdeck zu öffnen. Dichter heran kamen jetzt die zwei stärksten Fahr zeuge, indessen die beiden kleineren sich sogleich rechlS und link« wandten, um die Kauffahrteischiffe, die sich theil« zur Vertheidigung, theils zur Flucht anschickten, anzugreisen. Da donnerten die Feuerschlünde der Fregatte mit einer vollen Ladung, die einen nicht unerheblichen Schaden unter den Feinden anrichtete und besonders die Takelage weidlich zerfetzte, aber da« Gebrüll der auf diese Weise Ueberraschten ertönte nur noch lauter. Mit Grundschüssen erwiderten die Stücke der Kaper und mit ihren großen Flinten, die zweilöthige Kugeln schossen, trafen sie manchen braven Niederländer, und in den geschloffenen Gliedern der Soldaten entstand manche Lücke. Wie die feindlichen Fahrzeuge au« den Dampfwolken hervor jetzt näher schwammen, ward ihr Anblick immer furchtbarer. Hochgewachsene fast riesenhafte Menschengestalten zeig ten sich, braungebrannte Gesichter, auSgekrocknet durch Hispaniola« sengende Mittagssonne, aber mit scharfen Zügen und brennenden großen Augen. Ihr Anzug, der in roth gefärbten Hemden und Leinenhosen be stand, ließ sie noch schrecklicher erscheinen, da« wirre Haar deckte ein grober Filzhut, am schwarzen Leib riemen hing Säbel und Messer. Die Füße waren mit Schwein-Haut umwickelt, indeß die nackten Waben und Arme riesige Muskeln sehen ließen. So erschien der Feind, an dem NiS seine erste KriegSthat versuchen sollte. Mit großer Dreistigkeit ließen sich die Seeräuber auf ein Geschlltzgefecht nicht ein, sondern wagten, viel leicht durch die Ansicht der Fregatte, der der Sturm in der vergangenen Nacht einen Mast gebrochen hatte, verleitet, den Angriff sofort in eine Enterung zu verwandeln. Als Ni« sah, wie ein großer hagerer Mann, der sich durch einen Federbusch am Hute au«- zeichnete, Enterhaken und Balken zurecht legen ließ, warf er sich sofort mit einigen braven Marinier« an die bedrohte Stelle des Bordes, um den Uebergang zu wehren. De» Kapitän« Stimme rief ihn aber zu sich. „Laß sie gewähren!" sprach der Alte mit Ruhe und unerschütterlichem Muthe. „Die Hälfte der Mannschaften an da« Backbord, um die kleineren Gallionen abzuwehren! Liegen die Haken, dann er zwingen wir uns selbst den Uebergang über die Brücke, um auf des Feinde« Grund und Boden den Kampf zu beginnen!" Da« Selbstvertrauen de« Kommandanten schien durch die ganze Mannschaft wie ein elektrischer Funke zu wirken, denn ein weithinschallcnde» Hurra ant wortete ihm. Kaum lag die Enterbrücke, an die sich die Flibustier herandrängten, so entstand plötzlich Leben unter den Holländern, die bisher geschlossen dagestandcn, und ununterbrochen gefeuert hatten, alle Flinten und Pistolen brannten lo«, ein Kartätschenschuß räumte gewaltig unter den Feinden auf, und noch ehe sie sich von diesem unverhofften Empfang erholt, stürzten die Mannschaften des „Kranichs" auf die Enterbalken, Barez und Jpsen an ihrer Spitze; die Gegner wurden von dem Uebergang nach einem kurzen Anprall zurück- und auf ihr eigene« Fahrzeug geworfen; Säbel und Kolben begannen ihr Werk und auf dem Deck der Bukanier entspann sich ein fürchterlicher Einzelkampf, der von beiden Seiten mit gleicher Erbitterung geführt wurde. Die Holländer waren an Mannschaften den Bu kaniern gewachsen, auch hatten sie die Ueberraschung de« Angriff« voraus, wodurch schon manche große Schlacht entschieden worden, wenn auch dagegen die Seeräuber an Gliederstärke und KampfeSgewohnheit bedeutende Vorzüge besaßen. Nis zeigte sich seine» Lehrers würdig; ein Schuß hatte ihm die Schläfe gestreift, aber er achtete da rinnende Blut nicht und dem Kapitän voran, sprang er al- der erste auf da« feinliche Deck, bahnte sich mit seinem kurzen Säbel einen Weg durch die Gegner, die vor den gewaltigen Streichen, des fast mit über menschlicher Kraft kämpfenden jungen Manne» zurück wichen oder getroffen hinsanken und suchte recht« vor zudringen nach der Stelle, wo er den wilden Morgan erblickte, der mit wilden Worten seine Leute zum Kampfe anfeuerte, während Kapitän Barez links den Platz gewann, von den Besten seiner Leute umringt, die ihn mit ihren Leibern deckten. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Wie die Garde marschirt, d. h. mit wel chem Schrittmaß, davon haben, wie oft auch die ver schiedenen Regimenter durch die Straßen Berlin« ziehen, und wie viele „Begleiter" sie stets dabei haben, doch die Wenigsten einen richtigen Begriff. Einen ungefähren Maßstab hierfür bieten nun die bei der letzten Parade mit der Fahnenkompagnie in Berlin gesehenen „langen, blauen Kinder" de« Kaiser», die Potsdamer Leibkompagnie des Ersten Garde-Regi- mcntS zu Fuß, deren Hauptmann PlllSkow 2,» Mtr. mißt. Diese Riesen schreiten nämlich derart au«, daß sie mit 98 Schritt 100 Meter zurücklegen. Und dabei ist das ihr gewöhnlicher Marschtritt. Wenn sie da gegen im Geschwindschritt marschiren, fördern sie 1000 Meter in kaum 6 bis 7 Minuten. Zwar können an diese Leistungen selbst die übrigen Garde- Regimenter nicht ganz hinanreichcn, sehr weit jedoch bleiben sie hinter denselben nicht zurück. Und nament lich die Garde-Jäger und -Schützen kommen ihnen sehr nahe, hauptsächlich durch oa« schnelle Tempo, in welchem sie marschiren. Sie erreichen mit diesem eine Geschwindigkeit von durchschnittlich 1000 Metern in acht Minuten und da« mit vollständig kriegsmäßiger Ausrüstung. Bei den größeren Felddienstübungen, welche stet« vor dem großen Herbstmanöver stattzu finden pflegen, haben auch die Garde-Jäger im Ver- hältniß zu anderen Truppentheilen die weitesten und schnellsten Märsche ausgeführt, derart, daß sie bei stet» zwei, drei, ja vier solcher Trainirmärsche während einer Woche einen Weg von über 30 Kilometer, mit unter den Kilometer in 7 Minuten zurücklegten. — Wie e« Schlafwagen und Restaura- tionSwagen auf verschiedenen Eisenbahnlinien giebt, so giebt e« in Dakota (Nordamerika) jetzt auch einen Kirchenwagen. Ein anglikanischer Bischof ist e», der den Kirchendienst auf der Bahn eingeführt hat, da seine Diözese zu ausgedehnt ist, um e« den Gläubigen zu ermöglichen, sich zu Tauf-, Trauung«- und sonstigen Zwecken nach einer wirklichen Kirche zu begeben. Dakota hat nämlich einen Umfang, der dem England« gleichkommt, während e« nur 600—700,000 Einwohner, meisten« Sioux-Indianer hat. Der Kirchenwagen hat eine Länge von 2b Metern und eine Breite von 4 Metern. Seine Außenwände sind bemalt und mit Firniß überzogen. Am Eingang« befinden sich biblische Aufschriften, die zum Gebet auffordern. Da« Innere ist vollständig wie eine protestantische Kapelle auSgestattet, d. h. mit Kanzel, Altar, Sitzplätzen u. s. w. Im Hintergründe befindet sich ein Raum, der dem Bischof al« Sakristei, al« Schlaf- und Speisezimmer dient und ein weiterer Raum, in dem der Kirchen- und Kammerdiener de« Bischof« verweilt. Der Gotte-dienst wird gewöhn lich nach vorheriger Anzeige auf den Bahnhöfen ab gehalten. — „Mir Beide". Der verstorbene Herzog von Koburg-Gotha, bekannt al» ein schlichter und rechter Waidmann, hatte gelegentlich den einfachen aber biederen Bauer F. au« dem am Fuße de« Jn- selbergcS gelegenen hessischen Dorfe Brotterode kennen gelernt und zeichnete ihn dadurch au», daß er ihn zu den Hofjagden in dem angrenzenden herzoglichen Reviere einlud. Auf einer der Jagden zieht der Fürst den Bauer beim Standwechsel leutselig in» Gespräch und beschließt e«, an seinem Stande angekommen, mit den Worten: „Nun, mein lieber F., ich sehe Sie wohl nachher bei der Jagdtafel in Reinhardtsbrunn?" F. kratzt sich hinter den Ohren und antwortet: „Ja, Herr Herzog, wenn mir Beide es alleine wären, da hält' ich nix darwedder, aber die Anderen (mit dem Daumen über die Schulter nach rückwärts zeigend) sind mir zu fürnehm!" — Vor mehreren Monaten wurden einem Herrn in Frankfurt a. M. 100 Mk. gestohlen. Er war; sehr überrascht, als ihm vor einigen Tagen fol gender Brief zuging: „Sehr geehrter Herr! Ich habe Ihnen Ihr Geld gestohlen. Nun krieg' ich'S aber auf einmal mit Gewissensbissen zu thun und schicke Ihnen Deshalb anliegend einen Zwanzigmarkschein. Sobald ich wieder Gewissensbisse kriege, schicke ich Ihnen wieder etwas!" — Sein Kredit. Ihr Papa (zu dem Schwie gersohn in 8pe): „Wissen Sie, mein Herr, ich habe die Entdeckung gemacht, daß Sie absolut kein Geld und einen schlechten Kredit besitzen." — Schwiegersohn in 8pe: „Da muß ich doch aber sehr bitten, lieber Papa! Seitdem die Leute wissen, daß ich mit Ihrer Fräulein Tochter verlobt bin, sind mir von allen Seiten Gelder angeboten worden." — Boshaft. „Nein, wie die Zeit vergeht! Jetzt bin ich bereits schon zehn Jahre verheirathet! Meine Frau und ich repräsentiren ein Alter von 70 Jahren. Rath' einmal, lieber Freund, wie wir uns in diese 70 Jahre theilen?" — Nun, Deine Frau ist die Sieben und Du bist die Null!" — Falsch ausgedrückt. A. zu B.: „Ich habe gehört, daß Deine Schwiegermutter gefährlich krank ist." — B.: „Krank ist sie wohl, doch gefähr lich ist sie nur, wenn sie gesund ist." — Zarter Wink. „Ich war ein guter Freund Ihres verstorbenen Mannes, haben Sie nicht etwa«, was Sie mir als Andenken an ihn überlassen könnten?" — Untröstliche Wittwe: „Was meinen Sie denn zu mir?" — Bei der Rekrutcneinstellung. Sergeant: „WaS sind Sie sonst. Einjähriger?" — Einjähriger: „Doktor der Philosophie!" — Sergeant: „Na, lassen Sie deswegen den Muth nicht sinken!" Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 28. August bis I. September 1894. Geboren: 237) Dem Bürstenfabrikarbeiter Friedrich Erd mann Röder hier I T. 238) Dem Bürstenfabrikarbeiter Fried rich Robert Dörfel hier I T. 239) Dem Biirstensabrikarbciter Maximilian Ewald Männel in Neuheide 1 S. 240) Dem Zimmermann Friedrich Alwin Marlin hier l S. 241) Dem Maurer Ernst Einil Tröger hier I S. 242) Dem Handarbeiter Friedrich August Seidel hier 1 T. 243) Dem Eisengießer Friedrich Eduard Lenk hier I S. 244) Dem Steinmetz Franz Robert Vogel hier 1 T. Aufgeboten: 53) Der Schuhmacher August Wilhelm Her mann Leuschner hier mit der Wirthschasterin Lina Marie Tittes hier. Eheschließungen: 51) Der Bürstensabrikarbeiter Karl Bruno Teumer hier mit der Bürstenfabrikarbeiterin Anna Auguste Häcker hier. Gestorben: Vircat. «hemnitzer Marktpreis« vom 1. September 1894. Weizen, fremde Sorten 8Rk. 90 Pf. bis < weiß u. bunt — - — - - - sächsischer, gelb 6 - 75 , , - - neu 6 - 60 - < Roggen, hiesiger 5 - 75 - < - sächsischer 5 - 75 . . <sächs.,preuß.,ncu 6 > 05 , < - russischer 6 > 10 - - Braugerste fremde,sächs.7 > — - - Futtergerste 5 - — - - Hafer,sächs.,preuß.,alt6 - 75 - , - rujsischer, alt 8 - 75 » - - schles., sächs., neu 8 - 50 - - Kocherbsen 7 - 95 » » Mahl-u. Futtererbsen 8 - 80 , - Heu, altes 5 - 50 - - - neues S » 50 « » Stroh 2 - 80 - - Kartoffeln 2 » 30 - - Butter 2 , — , » 7Mk.30Pf.pr.50«ilo 6 - 90 - - 8 - 75 - - 8 > 25 - - 8 - 25 - » 6 - 30 - - 8 - 20 - - 8 - 75 > - 6 . 30 - - 7 . 50 - - 7 - 50 « - 8 , 85 - » 9 - 20 - » 7 - 40 - - , 4 « — » « s. 30 - - 2 - 60 - - 2 - 40 - - 1 -