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rrännte ehrliche Holländer mag einen Antheil von dem Gewinne diese- schändlichen Handel» ziehen." „So dulden wir e» doch nicht!" warf Ni- empört «in. „Was können wir gegen die Masse wilder Kerle thun?" fragte der junge Mann verzweiflungsvoll. „Ich ergab mich schon in mein Schicksal, aber Eure hochgewachsene Gestalt, Euer dreistes, kühnes Wesen erfüllte mich mit neuer, froher Hoffnung in meiner Trostlosigkeit. Wisset Ihr Rath und Hilfe, so eilet damit; sinnt nach, wenn wir nur unser Leben reiten, mag e» auch Beulen geben und Blut kosten." „WaS noch sinnen und bedenken?" entgegnete NiS entschlossen, indem er aufstand, da- größte Tischmesser ergriff und unter seinem WamS verbarg. „Der Augen blick scheint der rechte zu sein, haltet Euch nur dicht an meiner linken Seite." Der Bleiche hielt sich krampfhaft fest an JpsenS Aermel, welcher sofort mit festen Schritten hinter den Zankenden weg der Stubenthür zuschritt. Schon hatte er die Klinke in der Hand, al« ein kleiner, buck liger Matrose, der dicht an der Stubenthür aus einem Schemel saß und sich ebenfalls den Streitenden zu gewandt hatte, bei dem Geräusch plötzlich den Kopf wandte. So wie er die Flüchtlinge erblickte, warf er seinen kurzen Pfeifcnstummel zur Erde, sprang mit seiner Kugelgestalt vor die Thür und sein Geschrei: „Verrath! Die Rekruten brechen durch! Hilfe, Ihr Fischadler!" zog alle Gesichter herum und brachte in die nächste Reihe der Seeleute eine plötzliche Sturm bewegung. NiS' Umsicht ersah sogleich die wachsende Gefahr, ein Blick durch den Raum und er entdeckte nahe hinter sich an der Wand ein Fenster, dessen Flügel wegen des Tabakqualmes aufgesperrt standen. Entschlossen packte er seinen Unglücksgefährten, schleppte ihn rasch zum Fenster und warf ihn unsanft über den Bord der Fensterbank auf die Straße hinaus, dann wandte er sich schnell gegen die Angreifer, welche schon die Arme nach ihm ausstreckten und er sich von ihrer Kraft berührt fühlte. Einige Messerstiche, welche trafen und durch das Unerwartete doppelt schreckten, stäubten die nächsten Verfolger auseinander und als jetzt der riesige Kapitän Ian Krhe die Fäuste nach ibm auSstreckte, stürzte NiS auf ihn los, warf den Ueberraschten hintenüber auf seine Schiffer, die wie beim Fallen eines Hauptmastes unter der großen Msse zu Boden kollerten, dann einen Augenblick frei, schwang sich NiS gewandt auf die Fensterbank und sprang auf die Straße hinaus. Draußen war er; aber vergebens schaute er sich nach seinem geretteten Genossen um, dessen Führung ibm bei der Unkenntniß der Gegend so erwünscht war; der Feigling hatte sich undankbar längst aus dem Staube gemacht. Die Verfolger schlugen nach wiedcrgewonnener Besinnung den ersten Weg ein, der ihnen offen stand. Zu demselben Fenster hinaus wälzte sich Feind auf Feind und nur in der schnellsten Flucht aufs Geradewohl in die Nacht hinein sah Jpsen die einzige Möglichkeit, um sich zu retten; bald war er aus einer engen Gasse auf eine breite Straße gekommen, aber dicht hinter sich hörte er die Sprünge und lauten Stimmen der gleichgewandten Kaper. Der Weg führte geradeaus an einem breiten Kanal hin und der Mond beleuchtete mit TageShelle die unab sehbare Fläche. Schon gab sich NiS für verloren und ballte die Fäuste zur Wehr, da sah er im Hinlaufen auf der anderen Seite des Kanals eine Treppe, die in der Steinwand zum Wasser hinabführte und zum Anlegen der Treckschüte bestimmt war, sah jenseits die Pforte eine» großen Gebäudes offen und Leute mit Licht auf der Vorhalle im Abschiednehmen begriffen. Mit einem Sprunge war er im Wasser, schwamm über den Kanal, sprang die Stiege hinauf und drängte sich in die HauSkhür, die ein Diener eben schließen wollte. Die Leute drinnen taumelten vor seiner Heftigkeit erschrocken zurück. Der Diener ließ Licht und Leuchter fallen und ein bejahrter Holländer in buntblumigem Schlafrocke und runder Perrücke rief mit Sprachrohrstimme: „Jungens, an die Segel! Der Feind ist auf dem Deck!" „Nis, seine Verfolger nicht vergessend, riegelte mit Bedacht innerhalb die Pforte zu, dann trat er athem- lo« auf den ihm ausweichenden Hausherrn zu. „Fürchtet nicht«!" sagte er mit halber Stimme, die von kurzen Athemzügen unterbrochen wurde, und legte die Rechte betheuernd auf die Herzgegend. „Ich bringe kein Unheil, aber mich verfolgt da« Unglück. Ich suche Schutz vor einer Ueberzahl Verfolger und wenn Ihr Christenmenschen seid, so werdet Ihr mir solchen gewiß nicht versagen." „Furcht kennt der Seckapitän Barez überhaupt nicht," antwortete der alte Herr, der sich schnell von seinem ersten Schrecken erholt hatte. „Aber was soll cS mit dem späten Einlauf? Fremde gehören in da« WirthShau« zum Mogul und da- liegt einige hundert Schritte am Kanal aufwärts." „Ich bin hier fremd und verlassen!" stammelte Ni». „Gewährt mir nur für diese Nacht Schutz und ein Bund Stroh in irgend einem Winkel Eures Hause». Seelenverkäufer hatten mich in ihrer Gewalt, verfolgten mich und bedrohten mein Leben und meine Freiheit zur Schande jede» ehrlichen Niederländer«. Habt Ihr Kinder, Herr, so denkt Euch, wenn ein» derselben auch einmal in solche Klauen gericthe." „Der Teufel auch," rief der Alte, .da» will ich bleiben lassen. Solch Volk ist wie der McereSstrudel, wa» der einmal erwischt, zieht er hinunter mit Kiel und Mast, mit Mann und Mau». Ihr müßt derbe Sehnen haben und ein entschlossener Geselle sein, daß Ihr solchem Gesindel entrinnen konntet, wenn cS Euch einmal im Schlepptau gehabt," setzte er hinzu, indem er mit Wohlgefallen de» Jüngling» Gestalt zu mustern schien. „Nun, Tom-, verwahre die Thür! Klaa«, trockne den Wassermann ein bißchen, laß ihn die Schuhe ausziehen und bringe ihn hinaus, da soll er mir erzählen, wie sich da- Alles zugelragen hat." Die Diener gehorchten, indeß der Kapitän die breite Treppe voranstieg und sein Gesicht dabei einen wohlgefälligen Ausdruck trug, dem man die Neugierde anmerken konnte, welche guten alten Leuten eigen zu sein pflegt. IV. In ein wohlmöblirte» Zimmer wurde unser Däne geführt, dem an Staat wie an Bequemlichkeit nichts abging. Auf einem mit Landkarten belegten Tische dampfte behaglich die silberne Theemaschine, hinter demselben saß der Hausherr in einem bequemen Lehn sessel und NiS mußte sich auf einen Wink dicht neben ihm setzen. Er schenkte ihm von dem warmen duftigen Getränke ein und reichte ihm einige geröstete Semmel schnittchen dazu, dann begann er ein echt militärische» Examen, dessen Fortsetzung ihm der offenherzige Jüng ling indeß ersparte. Mit Arglosigkeit und Freimuth erzählte ihm Ni» seinen ganzen Lebenslauf und ver schwieg dem ehrwürdigen Scemanne auch nichts von seinem Verhältnisse zu der schönen Hima. Tie erste schuldlose Liebe scheint dem Liebenden immer eine heilige Mysterie und das kleinste verrathene Wort ein Frevel und eine Lästerung gegen sie. Als Nis den TodeStag seiner Mutter erwähnte, und ihm dabei die Stimme brach und die Augen Überflossen, nickte der Alte gerührt mit dem Haupte und sagte: „Brav! Dein Gesicht lügt nicht, Du führst offene Flagge und bist ein guter Junge. Wer die Eltern ehrt, dem wird es wohl ergehen." Als NiS den Tod des Schweden erzählte, schlug Herr Bare; so derb auf den Tisch, daß die Tonpfeife in Stücke sprang, und sagte: „Gut gemacht, tapferer Däne! Hätte es auch nicht gelitten, wenn so ein Kriegsknecht in meinem Hühnerstall gekräht." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Braunsberg. Ein heitere» Vorkomm- niß spielte sich auf dem letzten Biehmarkt Hierselbst ab. Eine Frau aus Frauenburg hatte ihre Kuh hierher gebracht und zum Verkauf gestellt. Bald fand sich auch ein Käufer, der ihr dafür 50 Thaler gab. Sie wollte sich darauf für ihre Wirlhschast eine bessere Kuh kaufen und erstand ein solches Thier für 60 Thaler. Nicht gering war aber ihr Schreck, als sie bei genauer Besichtigung des Viehs in der „besseren" ihre alte Kuh wiedererkannte. Die Sache nahm indeß ein gute« Ende, denn da rege Nachfrage nach Vieh auf dem Markt herrschte, konnte die Frau ihre Kuh zum zweiten Mal auch für 60 Thaler an den Mann bringen. — Einen MiethSkontrakt auf die Dauer von 106 Jahren hat irrthümlicher Weise ein Restaurateur in Groß-Lichterfelde mit einem dortigen Grundbesitzer abgeschlossen. Der Gastwirth, dem das bald beginnende 20. Jahrhundert beim Abschluß des Kontraktes vorgeschwebt haben muß, füllte die Pachtzeit aus vom l. Juli 1894 bis 1. Juli 2000. In Wahr heit sollte der Kontrakt aber nur bis zum Jahre 1900 gelten. Auch bei der Abstempelung wurde der Jrr- thum übersehen, und nur die Gebühren von 6 Jahren wurden erhoben. Durch veränderte Verhältnisse ist der Gastwirth jetzt gezwungen, von dem Kontrakt zurückzutreten. Der zum Beistand erwählte Rechts anwalt erklärte den Kontrakt auf 106 Jahre für bindend, die nachträgliche Zahlung der Gebühren für unabweisbar, und Wirth und Miether sind in arger Verlegenheit. — Der Gott des Reichthums in China. Einer der meist verehrten chinesischen Götter ist der Gott des Reichthums. Er wird dargestellt als ein streng aussehender alter Mann, in der rechten Hand einen großen Schuh von Goldleder haltend, in der linken einen starken Stock von Eisen. Seine Ver ehrung — er soll al« armer Handwerker auf Erden gewandelt sein, der durch Fleiß und Umsicht zu großem Reichthum gelangte — datirt vom Beginn der Tschu- Dynastie um das Jahr 1000 vor Christi, genauer seit der Regierungszeit des vierten Kaisers dieser Dynastie Tschau-Wang. Jede« gefährliche Mißgeschick, jedes Mißlingen einer Spekulation wird einem Ver sehen bei dem am 4. Tage de« ersten Monat« ge stierten Feste diese« Gotte« zugeschriebcn. Am Tage nach dem Feste werden die den, Gott zum Feste ge schenkten Früchte, der Wein u. s. w. wieder fortge nommen und zu einem Gastmahl verwandt, zu dem die Gutsbesitzer, Beamten, Kaufleute diejenigen Ver walter, Unterbeamten und Kommi» einladen, die sich während de» abgelaufenen Jahres in ihrer Stellung nicht« zu Schulden kommen ließen und auch während de» beginnenden Jahre« in ihren Stellen behalten werden sollen. — Weibliche Musterung. Bei der Ab lösung der Burgwache, welche dieser Tage da» in Wien garnisonirende ungarische Regiment Fejervarh gestellt hatte, hatte sich ein zahlreiche« Publikum an gesammelt, welches den Klängen der Banda lauschte. Unter den Zuschauern befand sich ein wohlsituirter Wiener Bürger mit seiner Tochter, einem jungen, hübschen Mädchen. Da« Fräulesn blickte mit dem lebhaftesten Interesse auf die Reihen der ungarischen MarSsöhne, wurde mit einem Male flammend roth, faßte ihre» Vater heftig beim Arm und erklärte ihm nach der offenen und beherzten Art der Wienerin klar und rund heraus, daß sie sich in jenen Infan teristen dort mit dem pechschwarzen Schnurrbart ver liebt habe, und daß sie ohne ihn nicht leben könne... Und noch am Abend desselben Tage» erschien der Bürger mit seinem verliebten Herzbinkerl in der Kaserne und bat den inspectionirenden Unteroffizier, daß ihm dieser jenen Mann zeige, der auf der Burg wache in der zweiten Reihe von rechts al« Erster postirt gewesen war. Die Bitte konnte nicht so leicht erfüllt werden, da man die auf die Burgwache ziehende Mannschaft au« zwei in der Kaserne diS- locirten Bataillonen auszuwählen pflegt. Schließlich wurde die auf die Wache kommandirt gewesene Mann schaft in den Hof gerufen und in Reih und Glied aufgestellt. Der brave Bürger hielt nun, wie das „N. W. Tagebl." berichtet, mit seinem Töchterchen eine Musterung über die aufgerückten Reihen. Die interessante Revue war rasch zu Ende, denn das verliebte kleine Fräulein deutete schon nach flüchtigem Rundblick unter Erröthen auf den erwählten In fanteristen, der von seiner Eroberung bis zu diesem Momente keine Ahnung hatte. Da auch dem schmucken Soldaten das Mädchen ausnehmend wohl gefiel, wurde in raschem Tempo Verlobung gefeiert. — Bismarcks Augen. An Bismarck ist offenbar ein Beichtvater verloren gegangen. Wenig stens hat der Posthalter von K. im Schwabenlande nach dem er den Kanzler in Kissingen gesehen hatte, bei seiner Rückkunft seinen Landleuten erzählt: „Ond i sag äch, an Äug' Hot er, wenn mer en des nei guckt, no fallet oim älle alt Sende wieder ei. — Er versteht'S besser! „BesterHerr Roth schild — einen Thaler wenn ich bitten darf, eS geht mer zu traurig." — „Lieber Mann! Das ist keine Art zu betteln! Man bittet höchstens um ein paar Pfennige." — „Nu! Wenn Sie'S verstehn, sain Sie der Schnorrer, wer' ich sain der reiche Manu!" — Gute Jagd. „In Eu'rem Jagdrevier giebl'S wohl öfter eine Veränderung?" — „Na, die Jäger wechseln, aber — der Haj' bleibt immer derselbe!" — Unterschied. „Sie fahren zweiter Klasse?" — „Wegen meines Ranges! . . Und Sie?" — „Dritter Klasse — wegen meiner Rangen!" Jedem das Seine. Wenn du eine Saite streichst, fängt sie an zu schwingen. Wenn du eine Glocke ziehst, sängt sie an zu klingen. Wenn du einem Menschen glaubst, fängt er an zu prahlen. Wenn Du eine Tante lobst, sängt sie an zu zahlen. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 19. bis 25. August 1894. Geboren: 230) Dem Eisenhüttenwerksschlosser Ernst Adolf Richard Bauer hier 1 S. 231) Dem Tischler Friedrich Robert Unger hier I T. 232) Dem Klempner Friedrich Emil Sippach hier I S. 233) Dem Speditionsgeschäfts-Gehilsen Karl Albert Tuchscherer hier l T. 234) Dem ansässigen Papicrsabrikarbeiter Friedrich Wilhelm Fickel hier I S. 235) Dem Wollwaaren- Drucker Gustav Adolf Köhler hier l T. 236) Dem ansässigen Tischler Friedrich Wilhelm Genscher hier I T. Aufgeboten: 52) Der ansässige Bäckermeister Hermann Albin Dietrich hier mit der Maria Klara Schaarschmidt hier. Eheschließungen: Vavat. Gestorben: 154) Die Näherin Friederike Wilhelmine verw. Tuchscherer geb. Kunstmann hier, 45 I. alt. 155) Auguste Emilie Löscher geb. Fickel hier, 46 I. alt. 158) Marie Louise Köhler geb. Hoffmann in Schönheiderhammer, 50 I. alt. 157) Die unverehel. Knüpferin Auguste Minna Klug hier, 32 I. alt. Ehemattzer Marktpreis« vom 25. August 1894. « 5 S 2 L 2 5 k 6 « 7 5 6 « « Weizen, fremde Sorten 6M. 90 Pf. bis 7Mk.30Pf.pr.50KiIo, > weiß u. bunt — - sächsischer, gelb 6 Weizen Roggen, hiesiger . sächsischer > sächs., preuß-, neu < russischer Braugerste Futtergerste Pafer, sächs., preuß-, alt - russischer, alt < schles., sächs., neu Kocherbsen Mahl- u. Futtererbsen Heu, altes - neues Stroh Kartoffeln Butter « —— « « . M — 1 « . 75 - . 6 . 90 - - , 75 . . 6 - 25 - - > 75 < < 6 - 25 . . - 05 < - 6 . 30 - - - 10 . - 6 - 20 < . - 25 - - 8 - 1 « « —— , « 5 - 30 - - . 75 . , 7 . 50 » » . 75 . . 7 - 20 . . , 50 . . 6 . 65 - - . 95 . , 9 . 20 . . , 80 . - 7 . 40 » » . 50 - - « — « « - 50 - - 4 . — « r . 80 - . g - 30 . - - 50 - - 2 . SO - . » — « « 2 - 40 - - l -