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Olt al- BezukSschristsührer, Herr Ernst Ketzer al« BezirkSfahrwart, Herr Th. Fiedler al- BezirkSzahl- meister gewählt wurden. Wünschen wir dem neu gegründeten Bezirk ein kräftige- Blühen und Gedeihen! Heil, Sachsen Heil! — Johanngeorgenstadt, 24. August. Ein feierlicher Akt vollzog sich gestern Nachmittag im hiesigen RalhhauS - Saale. Den Feuerwehrmit gliedern Lohgebermeister Meyer, Handelsmann Flem ming, Schneidermstr. Siegelt, Musikdir. Benkert, Tischler Kunz, Schuhmacheimstr. Lorenz und Cigarren- macher Wagner, welche der hiesigen Feuerwehr nun bereit» 2b Jahre pflichtgetreu und ohne Unterbrechung gedient haben, wurde da» von Sr. Majestät dem König gestiftete Ehrenzeichen feierlichst durch Herrn OberregierungSrath Amt-Hauptmann Frhrn. v. Wir sing überreicht. Der Herr Amt-Hauptmann betonte in seiner erhebenden Ansprache, daß e» selten vor komme, daß so viele Mitglieder gleichzeitig in dieser Weise geehrt würden und daß diese- Borkommniß den Mitgliedern selbst, dem CorpS überhaupt und der Stadt zur Ehre gereiche, da ein solche- Ergcbniß davon zeugt, daß cS in Johanngeorgenstadt wackere Bürger giebt, welche in der Stunde der Gefahr sich aufzuopfcrn bereit sind. Der Herr Amt-Hauptmann schloß seine Rede mit einem begeistert aufgcnommenen Hoch auf seine Maj. den König. Rach der Ver- theilung der Diplome brachte Herr Flemming zugleich im Namen seiner Kameraden den Dank au-, worauf Herr Bürgermeister Brendler den Akt mit einem Hoch auf den Herrn Amt-Hauptmann schloß. — Dresden. Ein kaum glaublicher Vor gang ereignete sich Mittwoch Abend in der 10. Stunde auf der AugustuSstraße. Die hier in Diensten stehen den Hau-diener bezw. Feuerwächler Schneider und Romalla gingen um die gedachte Zeit miteinander durch die genannte Straße in der Richtung nach dem Königl. Schlosse zu. Plötzlich trat ihnen ein junges Bürschchen in den Weg und begoß sie mit einer ätzenden Flüssigkeit. Schneider bekam eine ganze Ladung in'S Gesicht, während sein Kollege, dem da» Attentat überhaupt gar nicht galt, nur einige Tropfen auf die Kleider und in da- Gesicht erhielt. Der Attentäter flüchtete hierauf, wurde jedoch verfolgt und eingeholt. Dabei kam er zum Fall und begoß sich hierbei au- Versehen ebenfalls mit der Flüssigkeit im Gesicht. Er wurde nach der Polizei gebracht und hier erkannte man in dem Attentäter in MannS- kleidcrn — eine Frauensperson, die 2b Jahre alte ledige Plätterin Johanne Robst von hier. Dieselbe gab an, daß sie mit dem gen. Schneider ein Verhült- niß gehabt und die That au- Rache und Eifersucht begangen habe. Sie habe ihn mit Schwefelsäure be gossen, um ihn zu entstellen. Während Romalla nur leicht verletzt ist, mußte Schneider sofort ins Kranken hau- gebracht werden. Er ist im Gesicht schwer ver brannt und wird vermuthlich auf beiden Augen er blinden. Auch die Robst hat schwere Brandwunden im Gesicht und wurde gleichfalls in'S Krankenhaus überführt. — Die Leipziger Michaelismesse, welche am Sonntag, den 26. d. M. begann, hat statt der bisherigen vier Wochen langen Dauer, und zwar zum ersten Mal, nur eine Dauer von 22 Tagen, da die sogenannte EngroS- oder Vorwoche in Wegfall kommt und der Meßverkehr im EngroS- und Detailhandel mit gleichem Tage beginnt, sowie auch endet, und da« war schon seit Jahren der allgemeine Wunsch. ES regt sich daher aber auch jetzt schon ein flottes Leben überall, sowohl in der Waarenzufuhr, als im Personenverkehr, denn jede der Fabriken will zur rechten Stunde am Platze sein, und ist e- nur zu wünschen, daß eS aber auch an Käufern nicht fehle. Mit der Abkürzung dieser Messe werden viele Fabri kanten, besonders die Lausitzer Leinenwaarenfabrikanten, sehr zufrieden sein, und das kaufende Publikum wird sich an die Meßdauer recht bald gewöhnen. Die Ersteren können zeitiger wieder an ihre Arbeit treten, was ihnen von großem Vortheil ist, und Letztere werden sich nicht mehr so säumig zeigen, erst den letzten Tag hier zu erscheinen, wie die« die Landbe wohner so gerne thun. Der Klage, daß eS an guten Meßlokalen fehle, ist dadurch abgeholfen, daß der Rath der Stadt Leipzig die gewaltig großen Räume de« alten Gewandhauses zu Meßlokalen umgestalten ließ, von denen vorige Messe schon viele zu Muster lagern benutzt wurden, und von den bisher weiter neugeschaffencn sind ii> den letzten Wochen die meisten noch vermiethet worden. Unter den Bewerbern um diese Meßräume befinden sich Firmen, welche schon seit mehreren Jahren gar nicht mehr zur Messe hier waren, und wenn auch viel neue Firmen sich ange meldet haben, so läßt dies auf eine gute Zukunft schließen; wird doch auch viel gethan, die Leipziger Messe wieder zu neuem Leben zu erheben. — Meißen. Auf der Elbe herrscht gegen wärtig eine geradezu unheimliche Ruhe. Stundenlang sieht man kein Fahrzeug vorüberkommen. Der flaue Geschäftsgang, über welchen jetzt allgemein geklagt wird, ist am fühlbarsten im Schifffahrtsverkehr. Aber trotzdem werden immer noch neue große Fahrzeuge mit 14—18,000 Zentnern Tragkraft gebaut, und erst kürzlich sind wieder drei neue Schleppdampfer fertig geworden, von denen einer bereit« in Betrieb ist; die beiden anderen kommen am 1. September in Betrieb. Die Inhaber von kleinen Fahrzeugen vegetiren nur noch durch den Kanalverkehr, von lohnendem Verdienst kann bei der heutigen Konkurrenz für sie kaum noch die Rede sein. Es dürfte überhaupt die Zeit nicht allzufern sein, wo die kleinen Fahrzeuge ganz von der Elbe verschwinden. Eine« so großen Mangels an Ladung, wie er zur Zeil vorhanden ist, wissen sich selbst die ältesten Schiffer kaum zu erinnern. — Meißen. Ein junge» Ehepaar au« Hannover kam dieser Tage in bester Stimmung in Meißen an. Die jungen Leute befanden sich auf der Hochzeitsreise und vergnügten sich in bester Weise. Selbstverständ lich enthielt da« Programm für Meißen, außer der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten, auch den Besuch mehrerer Weinschänken, da man den bekannten Meiße ner Wein auch au der Quelle kosten wollte. Hierbei traf da« Pärchen mit einem jungen Touristen zu sammen, dessen Wille e« ebenfalls war, den Meißener Traubensaft gründlich kennen zu lernen. Es wurde beim Klange der Gläser schnell Freundschaft geschlossen. Die Stimmung war bald eine sehr lustige und die üblichen Erkennungszeichen von der Einwirkung der Weingeister machten sich bemerkbar, e- wurde ge sungen, eS wurden Reden gehalten und Gedichte ge macht, ja der junge Tourist gerielh schließlich in eine solch' rosige Laune, daß er der jungen Frau, al- eben der Gatte sich einmal au- der Stube entfernt hatte, im überquellenden Gefühl der Weinseligkeit au- lauter Freundschaft einen — Kuß aus die Lippen drückte. Die junge Frau mochte wohl nun dieser Kühnheit gegenüber nach Ansicht des zum Unglück gerade jetzt hereintretenden Gatten nicht ein genügendes Maß von Entrüstung gezeigt haben, denn der Gatte näherte sich ihr mit unheildrohendem Gesicht. Er berichtigte seine Zeche, nahm seinen Hut und sagte mit heiserer Stimme: »Meine Dame, ich will Ihnen nicht im Wege sein. Leben Sie wohl und machen Sie sich recht vergnügt" und damit war er verschwunden. Die junge Frau eilte, al« sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte, sofort nach und erfuhr, daß ihr eifersüchtiger Gatte nach dem Bahnhof gegangen war. Sie eilte nun ebenfalls dahin und konnte noch mit demselben Zuge, wie ihr Mann, nach Dresden abdampfen. Bis dahin wird wohl die Tragikomödie eine versöhnliche Entwickel ung genommen haben. Der Frieden-störer im jungen Eheglück hatte sich schleunigst verduftet. — Frankenberg, 23. August. Unsere Stadt zeigt da- gleiche militärische Bild wie vor vier Jahren. Die Straßen sind, wenn den Schützen Frei stunden vergönnt sind, belebt von Militär aller Grade. An zwei Orten (Rathhaus und Körnerstraße) sind Wachposten au-gestcllt; Weckruf am frühen Morgen und Retraite am Abend vervollständigen da- typische Bild einer Garnisonstadl. Die Schaulust von Alt und Jung wird besonders rege, wenn die Compagnien sich inmitten der Stadt zum Appell, Musterung und AuSmarsch sammeln. Heute hat da- Exerzieren in der Nähe von Frankenberg begonnen; die Vorbereit ungen für da- Hauptmanöver der 3. sächsischen Di vision Nr. 32 werden sich täglich in unserer nächsten Umgebung fortsetzen. Der Wunsch der Truppen ist, daß alle die Uebungen nunmehr bei gutem Wetter stattfindcn möchten! Da die Landwirthe noch nicht in der Lage waren, die Fluren vom Getreide zu räumen, so hat da- Regiment gestern und heute eine Anzahl Mannschaften gestellt, welche helfen, den leider durch den beständigen Regen gar wesentlich beeinträch tigten Erntesegen einzubringen, damit die zum Exer zieren benöthigten Fluren frei werden. — Schneeberg. Die hiesige Stadtvertretung hat sich bereit erklärt, ein Postgebäude aus städt ischen Mitteln zu erbauen und dasselbe der Postver waltung miethweise zu überlassen. Als Bauplatz ist die alte Posthalterei am Fürstenplatze in Aussicht ge nommen worden. — Da- Ministerium de- Innern hat die vom Stadtgemeindcrathe in Schwarzenberg beschlossene Trennung der zeither verschmolzen gewesenen beiden städtischen Collcgien genehmigt; die Trennung tritt mit dem 1. Oktober in Kraft. — Ebersbach. Der unter dem Verdachte des Vatermordes stehende Sohn Hoffmann- ist am Diens tag Nachmittag nach Bautzen gebracht worden. Von dem zweiten Sohne Hoffmanns einem Gärtnereibesitzer in Schwarzenberg, ist der Staatsanwaltschaft mitge- theilt worden, daß er vor zwei Monaten einen Gärtner burschen habe entlassen müssen, welcher betont habe, daß er sich hierfür rächen werde. Hoffmann nimmt deshalb an, daß den Mord dieser Bursche, welcher gewußt hat, daß sein alter Vater hier lebt, verübt haben könne. Wie sich jetzt herausgestcllt hat, ist auch an den Billetschalter des hiesigen Bahnhofes am Montag früh ein Mann gekommen, welcher die eine Hand nicht aus dem zugeknöpften Rocke hervor nahm. Diese Person fuhr früh '/<6 Uhr nach Warnsdorf. — Falkenstein. Am Donnerstag Nachmittag kurz nach 6 Uhr ertönten in unserer Stadt Sturm geläute und die Signale unserer Freiwilligen Feuer wehr. Auf dem Dachboden de- der Turngemeinde gehörigen Turnlokals unterhalb teS Hotels zum Falken war Feuer entstanden, welche« sich mit großer Schnelligkeit über den ganzen Dachstuhl verbreitete und denselben sammt den aus dem Bodenraum auf- bewahrten Brettervorräthen und sonstigen Geräth- schaften binnen kurzer Zeit in Asche legte. Die Turngeräthe im Parterreraum konnten von der schnell am Brandplatze eingetroffenen Feuerwehr geborgen werden. Der Turngemeinde erwächst insofern ein empfindlicher Schaden, als dieselbe nur einen Theil ihrer Geräthschaften versichert hatte. Eine Familie, Schieferdecker Neubert, ist obdachlos geworden. Da» Brandobjekt ist bi» an die Parterrefeuster vom Feuer zerstört. Ueber die Entstehung-Ursache verlautet noch nichts Näheres. — Adorf. Am Donnerstag Vormittag sind von einem Grenzbeamten schon wieder zwei starke Ochsen, welche bei Ebmath Schmugglern weggenommen worden sind, bei der Ober-Grenzkontrolle eingeliefert worden. — Aus dem Vogtland wird gemeldet: Der Werth unserer Handstickmaschinen kommt immer mehr in Verfall. Während in der früheren Glanzperiode eine neue gute Handstickmaschine 3fach ab Fabrik mit 3000—3400 Akk. bezahlt werden mußte, sind dieselben gegenwärtig derart im Preise gesunken, daß man eS kaum glauben kann, daß eine so werthvolle Maschine innerhalb weniger Jahre so werthloS werden könne. So sind z. B. noch in diesem Frühjahr von Maschinenfabriken für gut erhaltene 3fache Handma schinen 700 bis 800 Mk. bezahlt worden, und haben dieselben solche Maschinen meist gegen Schiffchenma- scbinen mit in Tausch bez. Zahlung genommen. Gegen wärtig nehmen die Maschinenfabriken Handmaschinen nicht mehr oder nur zum Eisenwerthe an. Kürzlich wurde für eine Stickmaschine 100 Mark geboten. Bei einer vor einigen Tagen angesetzten Versteigerung von mehreren Handmaschinen sind für das Stück nur 300 Mark geboten worden. Unter diesen Umständen sind schlechte Aussichten vorhanden, daß die Handstickerei jemals wieder aufkommen wird. Aus vergangener Zeit — für unsere Zett. 27. August. lNachdruit verbottn.) Vor 20 Jahren, au: 27. August 1874, sprachen sich die deutschen Bischöfe gegen die Sedanseier aus. Wie bekannt, hat man auch in offiziellen Kreisen in den letzten Jahren von dieser Feier abgesehen, allein in breiten Volkskrcisen findet diese Feier dennoch statt und sie wird sich zu ihrem 25jährigcn Jubiläum gewiß wieder zu einer allgemeinen gestalten. 28. August. Am 28. August 1879, allo vor 15 Jahren, nahmen die Engländer unter Lord Chelmsford den König der ZuluS, Eetewavo, gefangen. Damit war der Krieg im Kaplande, wenn jene militärischen Operationen gegen die Schwarzen überhaupt den Namen Krieg verdienen, zu Ende und England Herr der Situation in der Kolonie: was indeß nicht aus schließt, daß es an weiteren Unruhen in jenen Gegenden nicht gefehlt hat. Der König wurde in Kapstadt internirt, später aber von den Engländern kluger Weise unter ihrer Oberhoheit in seine Würde wieder eingesetzt. Seit jenem Kolonialkriege erschienen auf den: europäischen Festlande und auch in Deutsch land die Schwarzen, anfangs als sehenswllrdige Rarität, dann als Künstler und Akrobaten, schließlich als Bediente und Kellner. Nis Jpsen. Erzählung ans dem Seemannsleben von Gustav Lange. (5. Fortsetzung.» Ni«' Gefickt überzog eine dunkle Röthe und die Zornesader auf seiner Stirn schwoll gewaltig an bei den Worten des Unbekannten. Mit Abscheu fragte er ihn schnell: „Wer sind denn diese Menschen eigentlich und womit bedroht man uns?" „Und das ahnt Ihr noch nicht?" staunte der junge Mann. „Seid Ihr denn so ganz fremd, daß Ihr diesen Schlag Menscken nicht sofort an den Federn erkanntet? Was werden die gelacht haben, als solch ein starke- Mannsbild gutwillig wie ein Stier am Seile in den Stall gebracht wurde." „Verdammt sei solch Lacken!" fuhr NiS in die Höhe. „Zeigt mir den Lacher und er soll nur noch einmal sein Gesicht verzerren und beim Himmel, ihm soll die Luft vergehen." „Ruhig!" bat der Bleiche. „Noch zanken die sich dort um einige Stüber und beachten uns nicht. Die Zeit ist deshalb kostbar und nun höret, was ich Euch sage und zittert wie ich." „Mit dem Zittern hat eS Zeit, aber redet nur," entgegnete Nis Jpsen und aus seinen sonst so gut- müthigen Augen sprühte ein seltsame» Feuer von Muth und Entschlossenheit. „Unter Seelenverkäufer und Fleischmäkler sind wir gerathen," flüsterte der Andere; „unter eine Rotte von Menschen, denen nicht» heilig ist und die sich nicht scheuen, Handel mit ihren Mitmenschen zu treiben, die durch List oder Gewalt in ihre Hände gefallen sind. In der Nacht werden sie uns geknebelt auf ihr Schiff bringen und in einen engen Raum zusammenpferchen und un« einpökeln wie die Heringe, dann jenseits de« Meeres in einem fremden Erdtheile werden sie un« verschachern in ein giftige» Bergwerk oder auf eine heiße Zuckcrplantage zu ewigem Sklaven leben. Tausende von jungen, fremden Leuten sind schon von den höllischen Jägern so im Garne gefangen worden wie wir und selten einer hat wohl jemals sein Vaterland wiedergesehen.' „Und da» duldet man?" fragte Ni« Jpsen heftig. „Wer sicht eS?" fragte der Andere. „Wo kein Kläger, ist auch kein Richter, die Nacht birgt die Schclmenarbeit der Bösewichter und mancher söge-