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gierung hat den teuisckcn Behörden für die von dem Kanonenboot .Illi«" bewirkte Rettung der 150 Schiff brüchigen vom .Kau Tschung" ihren Dank ausge sprochen. Die Geschwader der europäischen Mächte in Ostosicn dürsten in den nächsten Tagen noch be trächtliche Verstärkungen erhalten. Locale «nv sächsische Nachrichten. — Johanngeorgenstadt, 4. August. Gestern Vorm. wurde der dem hies.,Erzgebirgsverein" gehörige AuSsichtSthurm auf der sogenannten Kaiser Jo- sef«-Höhe niedergerissen bez. abgetragen. Die letzten Stürme und Regengüsse hatten derartig auf das morsche Bauwerk eingewirkt, daß die beiden nach Osten gerichteten Hauptstämme Brüche bekommen hatten. 4 Männer, welche an einem mit großer Schwierigkeit oben am Thurme befestigten Seile zogen, genügten, um den vorher so stattlichen Bau nieder.zureißcn, der krachend sich in selbst zusammenfiel. Bekanntlich wurde der Thurm im Sommer 1888 er baut. Die Hoffnungen betreffs der Aussicht, welche man von diesem 18 in hohen Bauwerke aus haben würde, waren seinerzeit größer als die Wirklichkeit zeigte. Der AuerSberg mit seinem Abfall nach Ost und West, welcher den 890 m hohen .Kaiser Josef" um 148 ni und somit auch den AuSsichtSthurm noch uw 130 in überragte, verdeckte die Aussicht nach Norden vollständig. Für den Blick nach Süden, Südwcsten und Südosten war ter Thurm nicht nothwendig, da man diese herrliche Aussicht auch schon von unten aus hatte. Nur nach Osten und Südosten half der Thurm über die zunächstliegenden Höhen des Erzgebirges Hinwegblicken, sodaß man den Scheibenberg, Pöhlberg, Greifenstein, Spiegclwald, die Morgenleithe rc. sehen konnte. Nach Norden und Westen zu bot der Thurm ein herrliches Wald bild, aus welchem der Ort Steinbach mit seinen grünen Wiesen insclartig bervorlugte. Der Thurm kostete seinerzeit ca. 1400 Mk. ES besteht nicht die Absicht, einen neuen Thurm an dieser Stelle zu er bauen, da eben der Punkt für ein größere«, dauer hafteres und somit kostspieligeres Bauwerk nicht wichtig genug ist. Mit der Beseitigung diese« Thur mes ist eine der hauptsächlichsten Schöpfungen des hiesigen Erzgebirgsvereins aus den ersten Jahren seines Bestehen« verschwunden und sind die durch den Thurm, sowie durch den sich hierzu nöthig machenden Ankauf eine« Grundstücks rc. entstandenen Schulden im Juni 188b die Ursache des Austritts des hiesigen Erzgebirgsvereins aus dem Gesammt- verbande gewesen, welcher allerdings zunächst nur ein vorübergehender sein sollte, aber wegen der einige Wochen darauf erfolgten Gründung eines neuen Zweigvcreins hier ein dauernder geblieben ist. — Johanngeorgenstadt, 4. August. Heute früh wurde der Leichnam des seit ca. 10 Wochen vermißten Dresseurs August Wagner von hier im Walde bei Steinbach aufgefunden. Die Leiche war infolge der weit vorgeschrittenen Verwesung nur noch an den Kleidern in der Hauptsache zu erkennen. Wagner war zeitweise geistesgestört und hat sich in einem solchen Anfalle auch durch Erhängen entleibt. — Dresden. Am 9. August sind eS vierzig Jahre, daß, weit entfernt von seinem Lande, Sachsens König Friedrich August II. starb. Er hatte zu München die vom Zollverein am 1b. Juli im dortigen GlaSpalaste veranstaltete Industrie-Ausstellung besucht und war von da nach Possenhofen gefahren, um der Herzogin Louise in Baiern einen Besuch abzustatten. Auf der Weiterreise nach Throl wurden bei Imst die Pferde seines Wagens scheu, der Wagen fiel um und der König wurde so unglücklich herausgeschlcudert, daß ihn eines der Pferde mit dem Hufe an den Hintcrkopf schlug. Ehe noch ärztliche Hilfe zur Stelle war, verlor er da» Bewußtsein und starb nach wenigen Stunden in einem Zimmer de» Gasthauses zum Brcnnbichl, wo jetzt eine Gedenktafel befestigt ist. An der Stelle aber, wo der unglückliche König seine tödtliche Verletzung erhielt, steht seit dem Jahre I8bb eine Kapelle. Die Kleider, die Friedrich August an jenem Tage trug, bewahrt das Johanneum in Dresden. — Leipzig, 4. August. Gestern Nachmittag gegen Vr6 Uhr, als der Festzug des Leipziger Fischer- stechcnS am Orte seiner Bestimmung, dem Rohrteiche, angelangt war, creigncte sich auf der vom Viadukt nach Schönefeld führenden Allee im amtShauptmann- schastlichenBezirk ein schrecklicher Unglücksfall. Auf noch nicht aufgeklärte Weise, wahrscheinlich aber in Folge der zahlreichen Fähnchen, die auf den in der Nähe befindlichen mit Kinderspielsachen bedeckten Ständen im Winde wehten, scheute da« vor den Milchwagen des Rittergut» Mockau gespannte, heim wärts fahrende Pferd und ging durch — direkt in die zur angegebenen Zeit in der Allee noch sehr zahl reich verkehrenden Passanten. Ein Unbetheiligter ver setzte dem scheuen Thiere mit dem Stocke einen Schlag über den Kopf, so daß da» Pferd, weit entfernt, da durch zum Stehen gebracht zu werden, nur noch mehr scheute. Man kann sich den Schrecken der geängstig ten Spaziergänger und der zahlreich auf dem Wege befindlichen Kinder denken. Der Wirrwarr wstkde noch dadurch gesteigert, daß mehrere Kinderwagen umgerissen, bez. zur Seite geworfen wurden. Hilfs bereiten Händen gelang e» dann, da» Pferd zum Stehen zu bringe». Das sechs Wochen alte Kind des in der Carlstraße in Anger-Crottendorf wohn haften Buchbinder» Holzweißig erhielt so schwere Ver letzungen, daß e» daran später gestorben ist. Schwer verletzt wurde die siebzehnjährige in der Wurzener Straße in Sellerhausen wohnhafte Ida Graubner, die mit der Droschke nach Hause gefahren werden mußte. Ein zehnjähriger Knabe, dessen Name gestern nicht bekannt war, hat einen Beinbruch erlitten. ES sind noch andere Verletzungen vorgekommen, über welche jedoch Zuverlässige» nicht zu ermitteln war. Den Gcschirrführer trifft an dem Unfälle keine Schuld. Die Aufregung über den Vorfall war sehr groß. — Freiberg, 2. Aug. Die Erzgebirgische Gewerbe- und Industrie-Ausstellung darf sich nach sech-wöchentlichem Bestehen rühmen, noch nicht« von ihrer Anziehungskraft für die Stadt selbst und ihre weiteste Umgebung verloren zu haben; viel mehr scheint c», al« solle der Strom der Besuchen den und Schauenden von einer Woche zur anderen stärker anschwellen. Die Ferien führen aus allen Gegenden unseres engeren und weiteren Vaterlandes Schaaren Derer herbei, die bisher durch ihre Berufs arbeit verhindert waren, ihren Blick auf der Gewerbe- und Jndustriethätigkeit unser«» Erzgebirges ruhen zu lassen, wie sie selten schön und reichhaltig in dieser Ausstellung repräscntirt wird. Und es ist in hohem Maße ehrenvoll und erfreulich für da« Unternehmen, daß jeder seiner Besucher zum begeisterten Lobrcdner desselben wird, die Kunde von seiner Schönheit und Fülle in die Heimath zurückträgt und so das Inter esse für den Besuch der Ausstellung in immer weitere Kreise verpflanzt. Bleibt wie bisher auch der Himmel dem groß angelegten Unternehmen hold, so dürfen die Ausstellungsunternehmer sich auch der frohen Hoffnung hingeben, daß ihr Werk auch einen günstigen pekuniären Abschluß haben wird. — Mittweida. Durch den hiesigen Stadlrath ist am 3. August die freiwillige Feuerwehr wegen sozialistischer Umtriebe und wegen unbotmäßigen Verhaltens gegenüber der Behörde aufgelöst worden. — Die von den sccialdemokratischen Blättern öfters gebrauchte Bemerkung, „daß cs in der deut schen Turnerschaft bröckelt", wird jetzt durch die vom Geschäftsführer der deutschen Turnerschaft, I)r. Goetz-Lindcnau, veröffentlichte Erhebung des Be standes am I. Januar 1894 auf's Neue recht schlagend widerlegt. Hiernach hat sich die Zahl der Turnvereine innerhalb der deutschen Turnerschaft von 4722 im Vorjahre auf 5023 vermehrt, mithin sind 301 Vereine neu hinzugetreten. Diese Turn vereine vertheilen sich auf 4270 Orte (gegen 3992 Vereinsorte im Vorjahre), mithin haben sich die zur deutschen Turnerschaft gehörigen Turnvereine wieder in 278 Orten neu eingeführt. Die Zahl der Ein wohner in diesen 4270BereinSorten beträgt 27,130,834. Die Zahl der Vereinkangehörigen über 14 Jahre ist von 469,055 im Vorjahre auf 490,455 Mann ge stiegen, also um 20,757 Mann oder 4,? Proc. Auf 55,2 Ortscinwohner kommt ein Turnvercinsmitglicd. Die Zahl der an den Turnübungen theilnehmenden Turner beträgt 257,910, demnach reichlich 52 Proc. aller Vereinsangehörigen. Die Zahl der Zöglinge, also der 14—17 bezw. 18 Jahre alten VeremSange- hörigen bat sich von 70,578 auf 75,483 erhöht, also um 4905 Mann oder 9 Proc. Turnplätze besitzen jetzt 710 Vereine gegen 666 im Vorjahre, vereins eigene Turnhallen besitzen 362 gegen 340 Vereine im Vorjahre. Eine ernste Mahnung an alle Vereine und deren theilnahmSlose Mitglieder richtet der Ge schäftsführer bei dem Hinweise auf die Thatsache, daß in Kreis Illd und XIV eine Abnahme von vereinseigenen Turnhallen um 2 bezw. eine Turn balle stattgefunden hat, indem dieselben den freien Turnvereinen in die Hände gefallen sind. Solche Ueberrumpclungen durch socialdemokratische Turner mögen allen nationalgesinnten Turnvereinsmitgliedern eine Lehre und Warnung sein! — Postsendungen an Soldaten im Ma növerfelde. Beim Hcrannahen der militärischen Herbstübungen wird darauf aufmerksam gemacht, daß eS sich empfiehlt, Postsendungen für die an den Heb ungen theilnehmenden Offiziere und Mannschaften nicht nach den in kurzen Zeiträumen wechselnden Marschquartieren, sondern stet« nur nach dem Garni- sonortc zu richten. Für die richtige und schleunige Weitersendung dieser Briefe u. s. w. wird dann post seitig gesorgt. Ferner ist eS dringend nothwendig, in den Aufschriften der Sendungen an Unteroffiziere und Mannschaften außer dem Familiennamen, dem nach Umständen auch Vornamen und Ordnungsnummer zuzusetzen sind, den Dienstgrad und Truppcntheil (Regiment, Bataillon, Kompagnie, Schwadron, Batterie, Kolonne u. s. w.) genau anzugeben. Ebenso bedarf e» auch bei Sendungen an Offiziere und Einjährig- Freiwillige der genauen Angabe de« Truppentheile«, da die Regimenter, Bataillone u. s. w. oft auSeinander- gezogen werden. Mangelhafte Aufschriften der Manöver postsendungen können leicht eine Verzögerung in der Beförderung und Bestellung derselben zur Folge haben. Für die Nach- oder Rücksendung der Briefe und Post anweisungen, sowie der gegen ermäßigte« Porto be förderten Soldatenpackete ohne Werthangabe bi« zum Gewichte vcn 3 ßs- einschließlich wird kein Porto' erhoben. — Zwischen dem 8. und 12. August ist ein ganz besonders starke« Auftreten von Sternschnuppen zu erwarten. Nach einer allen englischen Kirchen chronik sind die« die feucrigen Thränen de« heiligen Laurentius. In Wahrheit hat man e« aber mit einem Meteoritenschwarm zu thun, welcher in der Bahn de« Kometen von 1852 wandelt und selbst au« Kometen-Partikeln besteht. Passirt nun die Erde diese Wolke von Meteorstaub, so dringen die einzelnen Körper in unsere Akhmosphäre ein, wo sie der Luft widerstand zum Glühen und Verbrennen bringt. — In Greiz i. Vogtl. brannten am Freitag Abend da« bekannte große VergnügungS-Etabliffement „Grimm'S Lokal", Ecke der Carvlinennraße, nebst drei weiteren an dieser Straße liegenden Wohnhäusern vollständig ab. Da« Feuer brach in der Küche de« Grimm'schen Lokales aus. Gerade an demselben Abend fand dort Militär-Concert von der Regiment«- Kapelle des Zwickauer 133. Regiments statt, wodurch dasselbe natürlich im zweiten Theile völlig gestört wurde. Dealer. Die Eröffnungsvorstellung „Zwei glückliche Tage" von der Gesellschaft des Hrn. Dir. Schinid a. Plauen ging in gewohnter vortrefflicher Weise von Statten. Das Schmid'sche Ensemble ist auch diesmal wieder aus Kräften ersten Ranges zusammengesetzt und ist es nur im Interesse unserer Theaterfreunde, wenn die Vorstellungen sich eines recht zahlreichen Besuches erfreuten, damit uns Herr Direktor Schmid nicht wieder 2 Jahre warten läßt. — Gestern gefielen uns ganz besonders die Damen Berger- Wilewska, Holländer, Malcvignc und Hassath. Herr Ernst Schmid als Joses Freisinger war ganz an seinem Platze. Die Rolle des Ingenieur Witte wurde von Herrn Victor Bergen vom Stadttheater in Stettin sehr gut dargestellt. Herr Bergen ist gegenwärtig zur Sommerfrische in Eibenstock und hat nur aus besonderer Gesälligkeit die Parthie in „Zwei glückliche Tage" übernommen. Wir haben hoffentlich bald wieder ein mal Gelegenheit, Herrn Bergen in einer seiner Hauptrollen zu sehen. Auch die Herren Hartmann und Roentz waren ausge zeichnete Vertreter ihrer Rollen und trugen nicht wenig zum guten Gelingen des Ganzen bei. Beinahe hätten wir unfern alten Papa Schmid vergessen. Derselbe spielte seinen „Onkel Lüttchen" so herzerquickend, daß wir ihm das größte Lob aus sprechen müssen. Heute Montag findet die 2. Abonnementvorstellung statt. Zur Aufführung gelangt wiederuni eine der feinsten Lustspiel- Novitäten: „Der Unterstaais-Sekretair" von Adolf Wilbrandt. Die Hauptrollen liegen in den Händen der Damen Berger- Wilcwska. Holländer und Schirmer, sowie der Herren Ernst Schmid, Mills, Günther und Roentz. Es steht uns somit eben falls ein interessanter Theaterabend bevor. — Für Mittwoch ist ein Gastspiel der Grobherzoglich, sächs. Hosschauspielerin Frl. Frida Schmid vom Hostheater in Weimar bestimmt. Die geschätzte Künstlerin ist uns von früher her noch bestens be kannt und werden sich die Theaterfreunde sreuen, Frl. Schmid hier wieder begrüßen zu können. Zur Aufführung gelangt die große Operettenposse „Der Goldonkel". Aus vergangener Zeit — kür unsere Jett. 6. August. (Nachdruck verboten.) Mit dein t>. August ISIS beginnt jene traurige Periode deutscher Geschichte vor 75 Jahren, in welcher anstatt der den Völkern versprochenen Freiheit bescheidensten Umfanges, welche sie sich mit Gut und Blut thcuer genug erkänipft hatten, krasse Reaktion und Polizeiherrschast de» Dank der Fürsten niarkirten. Am genannten Tage wurde der Minister-Kongreß zu Karlsbad eröffnet, aus welchen, außer Oesterreich und Preußen noch acht Mittelstaaten Deutschlands vertreten waren. Es genügt zu sagen, daß aus diesem Congreß der berüchtigte österreichische Minister Metternich dominirte und daß dieser Mann als den Gegenstand der Bcrathungen die Gefahren bezeichnete, welche dem deutschen Bunde im Ganzen und einzelnen Bundesstaaten durch die „revolutionären Umtriebe und demagogischen Ver bindungen" drohten. Die Conserenzen waren natürlich geheim und führten zu den bekannten September-Beschlüssen, durch welche ein Arndt, Jahn u. A. geknebelt werden konnten. 7. August. Am 7. August 1814 hielt König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, umgeben von den Prinzen und den Feldherren seines Heeres, an der Spitze der siegreichen Garden seinen Ein zug in Berlin. Der Zug ging durch das Brandenburger Thor, aus welchem die Quadriga, der vierpferdige Siegeswagen, welchen Napoleon als Beute nach Paris mitgenommen hatte, bereits wieder seinen Platz hatte. Groß war der Jubel beim Einzug des Königs; dieser Jubel galt ebensosehr als Ausdruck der Theilnahme für die schwere Zeit, welche der König und seine Familie durchgemacht hatten, als auch als Ausdruck des Dankgefühls für das glückliche Ende des gewal tigen Befreiungskrieges. Das Testament des Onkels. Novelle von A. v. Sent en. (Schluß.) Die beiden Weiß'« hatten schon öfter lächelnd nach der Thür geblickt, jetzt wurde sie vom Kellner geöffnet und herein trat Frau Ullrich, hochroth vor Erregung, dahinter folgte Anna, die schüchtern die Augen zu Boden schlug, und dann kam Professor Bock; er reichte Anna den Arm und an den Tisch tretend sagte er mit freudig bewegter Stimme: „Er lauben die Herrschaften, daß ich Ihnen meine Braut vorstelle!" Ein allgemeiner Beglückwünschungssturm erhob sich; Hertha umarmte Anna herzlich; August brachte ein Hoch au«; nur Tante Bertha reichte mit kühler, hochmüthiger Miene dem Brautpaare die Hand, und flüsterte im Niedersitzen der älteren Spiegel, die heute ihre Nachbarin war, da die Jugend zusammensaß, etwa« von plebejischen Manieren de» Bräutigam« zu und daß sie die Ullrich nickt begreife, ihre Tochter einer Badebckanntschast zu verloben; in ihrer Gesell-