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Amts- und Anzeigeblutt für den «r,chci«t . . . . I Abonnement »LL'L stMk -es Amtsgerichts Eibenstock WWL sertionSprei«: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile 10 Pf und dessen Amgekung. P-stanstalten Verantwortlicher Redakteur: C. Hanvebohn in Eibenstock. - — > > . > . — ———— 41. Jahrgang. — — 63. Donnerstag, den 31. Mai L8S4 Bekanntmachung. Nachdem die Herren Kaufmann Vu8tav Lmil Uttel zum stellvertretenden Oberzugführer, Kaufmann William 2ie§1er zum Zugführer der Spritze I, Kaufmann viustav OüntLer zum Zugführer der Spritze II, Kaufmann Lari Liodarä Ls^braoL zum Seklionsführer der Absperr- und Wachmannschaft, Sektion II, ernannt und für den Schlosser Herrn Max Kandier Herr Schmiedemcister IL»rI als Spritzenineister der Spritze I der städtischen Pflichtfeuer- Wehr gewählt worden sind, wird Solche- hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß die Vorgenannten heute in ihre Aemter cingewiesen worden sind. Eibenstock, den 29. Mai 1894. Der Rath der Stadt. »i«. Körner. Hans. Russische Attentatsgerüchte. Die russischen Zeitungen unterliegen in allen die inneren russischen Angelegenheiten betreffenden Artikeln einer sehr scharfen Censur und sie dürfen daher nicht alle- veröffentlichen, was zu ihrer Kennt- niß gelangt. So hat man denn auch von den neuer dings in Petersburg und mehreren anderen Städten des Zarenreichs vorgekommenen Massenverhaftungen, die mit der Aufdeckung einer neuen nihilistischen Ver schwörung zusammenhängen sollen, erst durch Bericht erstatter der großen Londoner Blätter Kunde erhalten. Gerade durch das VertuschungSsystcm, das die russische Regierung liebt, gewinnen die unkontrollirbaren Ge rüchte erst ein volles Gewicht. Nicht weniger als 120 Personen, darunter viele aus den höheren Ständen, sollen gegenwärtig in die Peter-PaulS-Fcstung eingelicfert worden sein; darunter befinden sich auch Personen in Amt und Würden; mit Bestimmtheit verlautet, auch ein Neffe des Prokurators vom heiligen Synod, Pobedonoszew, sei unter den Ver hafteten. Man spricht von einem Anschläge gegen das Leben des Zaren, und daß sich diesmal Beanite unter den Verschwörern befinden, giebt der Sache eine außer ordentlich ernste Seite. Man ist sogar der Meinung, daß ein neuerlicher Erlaß des Zaren damit in un mittelbarem Zusammenhänge steht. Dieser Erlaß ent zieht den Ministern, Gouverneuren und sonstigen hohen Beamten die Macht, Subaltern-Beamte zu ernennen oder zu entlassen und stellt unter unmittelbarer Kon trolle des Zaren den Spezial-Kontroll-AuSschuß wieder her, der unter Kaiser Nikolaus bestand. In schärferer Weise halte der Zar seinen höchst gestellten Beamten sein Mißtrauen nicht auSdrücken können, und eS ist glaublich, daß das gesammte Ministerium sich mit dem Entschlüsse getragen habe, um seine Entlassung zu bitten. Aber der Zar hat schon bei einer früheren Gelegenheit sich sehr ungnädig darüber geäußert, daß ein Minister um seine Ent lassung eingekommen war, dem etwas nicht nach Wunsch gegangen war. Der Zar hat ihn bedeutet, in Rußland dürfe ein Minister nicht gehen, wenn e» ihm beliebe, sondern sein Verbleiben im Amte werde vom Zaren bestimmt. So kommt eS, daß in Ruß land selbst gekränkte Minister gegen ihren Willen im Amte bleiben müssen und wenn jetzt das Gesammt- ministerium um Entlassung einkäme, so sähe das nach russischen Begriffen einem Komplott verzweifelt ähnlich. Wenn nun auch das Ministerium seine Absicht aufgegebcn hat, so ist doch nicht ausgeschlossen, daß ein theilweiser Personenwechsel in den höchsten Aem- tern statlfindet; aber natürlich nur nach dem Gut dünken des Zaren und im Sinne einer strafferen Anziehung der Zügel, namentlich dem Beamtenthum gegenüber. Ueber die entdeckte nihilistische Verschwörung wer den englischen Blättern noch folgende Einzelheiten gemeldet: Auf einem mit Kohlen befrachteten Newa dampfer wurden fünfzig Kisten Dynamit und zahlreiche Bomben entdeckt. Bei einer in der Wohnung der Baronin Marikow vorgenomnienen Durchsuchung fand man eine Liste von sich zum Nihilismus bekennenden russischen Damen. Die Verhaftungen dauern noch sort. Bi« jetzt befinden sich in der Peter-PaulS-Fest- ung 120 verhaftete Verschwörer. Eine Studentin der Medizin, die zur Nachtzeit aus dem Bett geholt und halbnackt fortgeschleppt wurde, stürzte sich von einer Newabrücke in die Tiefe und fand in den Wellen den Tod. Sämmtliche Köche des kaiserlichen Hofe« wurden plötzlich entlassen, da man befürchtet, daß Giftatten- tate gegen die kaiserliche Familie versucht werden könnten. WaS die angebliche Verhaftung des Fürsten Krapotkin anlangt, so soll c« sich, wie jetzt gemeldet wird, nicht um den bekannten Anarchisten, sondern um einen nahen Verwandten desselben handeln. Nach einer anderen Darstellung nahmen die Verhaftungen ihren Anfang, weil die Hochzeit der Großfürstin Xenia be vorsteht ; stets vor großen Festlichkeiten im Zarenhau« finde eine verschärfte Polizei-Aufsicht statt, und werden unsichere Elemente in Polizeigewahrsam genommen. Dabei sei man dann diesmal der Verschwörung auf die Spur gelangt. Jedenfalls steht soviel fest, daß die umlaufenden Gerüchte diesmal einen thatsächlichen Kern haben, und der Thatbestand ist offenbar ein solcher, daß der Zar besonders das Beamtenthum unter seine persönliche Kontrolle zu nehmen für gut findet. Er ist offenbar nicht geneigt, dem freieren Geiste, der mit einem ge wissen Bildungsgrad nothwendig verbunden ist, und dessen ganzer Natur das in Rußland obwaltende System unvereinbar gegenübersteht, Zugeständnisse zu machen, sondern gegen ihn den Geist, der unter seinem Großvater Nikolaus in Rußland das Zepter führte, in die Schranken zu schicken, und alle Ansätze von politischer Selbständigkeit niederzuhalten. Ob hierzu die Kräfte eines Herrschers auSreichen? ES handelt sich allerdings nm Rußland, aber auch in Rußland geht der Geist der Neuzeit, wenn auch noch auf leisen Sohlen um, und er hat sich auch in den Schichten eingenistet, auf deren Schultern das gegenwärtige ab solute Regierungssystem ruht. Hagesgeschichte. — Deutschland. Bei den diesjährigen Kai- sermanövern werven der »Köln. Zig." zufolge die vierten Infanterie-Bataillone von zwei aus vier Kompagnien verstärkt werden, sodaß alle vier Ba taillone der Infanterie-Regimenter gleichmäßig und in voller Friedensstärke an den Manöver» theilnehmen werden. Die aktiven Mannschaften dieser vierten Bataillone werven auf die aufzustellenden vier Kom pagnien vertheilt und demnächst werden zur Erreichung der FriedenSetatSstärke Mannschaften de« Beurlaubten stande« eingezogen, die sich auch an der Kaiserparade betheiligen. — Nach Mittheilung der „Nordd. Allg. Ztg." hat die deutsche Regierung gleichzeitig mit der Mit- Ibeilung über die Einführung der Zuschlagszölle der spanischen Regierung eröffnet, daß sie sich nach Verlauf der gegenwärtigen Tagung der Corte» an den Handelsvertrag nicht weiter gebunden erachte, und wenn bis dahin eine Genehmigung desselben nicht erfolgt sei, den Versuch einer handelspolitischen Ver ständigung mit Spanien für gescheitert ansehen werde. — Berlin, 29. Mai. Anläßlich der morgen stattfindenden großen FrühjahrS-Parade der hiesigen Garnison trafen heule Abend '/,7 Uhr auf dem An halter Bahnhofe Ihre Königl. Hoheiten Prinz Jo hann Georg von Sachsen und Gemahlin hier ein, begrüßt von den Damen und Herren der sächsischen Gesandtschaft und dem Militärbevollmächtigten. Im Schlosse erfolgte die Begrüßung Ihrer Königl. Hoheiten durch die Majestäten. Abend« */,I0 Uhr kam aus Bahnhof Friedrichstraße Se. Maj. König Albert von Sachsen hier an. Se. Maj. der Kaiser war mit einer großen Anzahl Offiziere am Bahnhofe erschienen. Die Begrüßung der Monarchen war eine sehr herz liche. Beide Majestäten fuhren sodann in einem offenen V.erspänner nach dem Schlosse. Der ganze Weg vom Bahnhof bis zum Schlosse war von einer dichtgedrängten Menschenmenge besetzt, die die Mo narchen mit lebhaften Hurrahrufen begrüßte. ES herrscht großer Jubel. Se. Maj. König Albert sieht sehr frisch aus. — Mainz, 26. Mai. Die der Spionage verdächtigen Franzosen, die Ingenieure George Bon- tinet und Emile Bazelle aus RhcimS sind gestern Abend durch den Amts- und Untersuchungs-Richter Hattemer, der die Untersuchung geleitet hatte, wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die Untersuchung hatte belastende Momente gegen die Beschuldigten nicht ergeben, obwohl sie sich sehr unvorsichtig be nommen hatten. Es muß mindestens als ein großer Grad von Leichtsinn und Unbesonnenheit bezeichnet werden, wenn sich Ausländer mit einem Amateur- pholographen-Apparat aus das militärische Gebiet einer preußischen Festung begeben. Locale «ad sächsische Nachrichten. — Schön hei de, 28. Mai. Herr Lehrer Schalter, welcher seit dem Jahre 1883 an der hie sigen Schule amtirt, wurde als erster Lehrer in Rot schau bei Reichenbach i. V. gewählt. Die Einweisung desselben in sein neue« Amt erfolgt be>eitS am 4. Juni d. I. Herr Schallcr hat sich durch sein langjähriges Wirken an der hiesigen Schule anerkennenSwerthe Verdienste erworben, weshalb sein Abgang allgemein bedauert wird. — Sosa, 30. Mai. Gestern Nacht ist die Hrn. Oskar Unger Hierselbst gehörige Mahlmühle im Unlerdorf ein Raub der Flammen geworden. Da« Feuer entstand gegen 1 Uhr Nachts aller Wahrschein lichkeit nach durch Brandigwerden des MühlwerkeS. Der Calamitose erleidet insofern großen Verlust, da die Mehl- und Getreidevorräthe nur gering versichert sein sollen. — Schönheit, ex Hamm er, 28. Mai. Unter sehr zahlreicher Betheiligung und unter Amheilnayme de« Herrn AmtShauptmanns OberregierungSralhS Frhrn. von Wirsing, des Herrn BezirkS-Comman- deurS Oberstlieutenant Pretzsch, de« Herrn Bezirks- Offizier« Premierlieutenant Klette, de« Herrn Direk tor« der Militär-Feuer-VersicherungS Gesellschaft Hof mann au« Zwickau sowie unseres GemcinderathS- Collegium« fand gestern im Henvel'fchen Gasthofe hier die diesjährige Frühjahr« - Bezirksversammlung der Militärvereine der Amtihauptmannschaft Schwarzen berg statt. E« war die erste Bezirks-Versammlung der Militärvereine, welche hier abgehalten wurde, und wußte unser Militärverein diese Ehre dadurch zu schätzen, daß er Alle» aufbot, um diese» Fest zu einem glänzenden zu gestalten. Der Gasthof und besonder» auch der Versammlungs-Saal waren festlich au-ge- stattet. Vor dem Podium war die Büste Sr. Majestät de« König« Albert ausgestellt, die Wände waren von Bildern Ihrer Majestäten de« deutschen Kaiser« und de« Königs von Sachsen sowie von Wahlsprüchcn, welche die edlen Bestrebungen der Militärvereine kennzeichnen, geschmückt. Nach dem Musikvortrage: Die« ist der Tag oc« Herrn und dem GesangSvor- trage: Gott grüße dich, begrüßte der Vorsteher de« hiesigen Militärverein«, Herr Gemeindeältester und Tischlermstr. Emil Poller die Erschienenen mit folgenden Worten: Hochgeehrte Anwesende, liebe Kameraden! Im Namen de- hiesigen Militärverein« heiße ich Sie hiermit Alle recht herzlich willkommen, inSbe-