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Dienstherrschaften eiuzuzichen, diese aber das Recht haben, jene Beiträge den Dienstboten zur Halste vom Lohne zu kürzen. Rückständige Beiträge werden wie rückständige Gemeindeabgaben beigetrieben. 8 5- Auf Grund des in der Rathsregistratur geführten Journals über die An- uud Abmeldung der Dienstboten wird für die Kasse das erforderliche Heberegister geführt. Unterbleibt die Anmeldung eines Dienstboten, so haftet die Dienstherrschaft, unbeschadet der hierdurch verwirkten polizeilichen Ordnungsstrafen, für die Nach zahlung der voni Tage des Dienstantrittes fällig gewordenen Krankenkassenbeiträge und hat außerdem alle Aufwendungen zu erstatten, welche die Dienstbotenkranken kasse auf Grund dieses Statuts zur Unterstützung einer vor der Anmeldung er krankten Dienstperson gemacht hat. 8 6. Die Kasse wird unter Aufsicht des Stadtraths zu Eibenstock bei der Stadt kasse verwaltet. ES ist darüber alljährlich ein der Genehmigung der städtischen Eollegien unterliegender Voranschlag aufzustellen (ek. 8 8) und eine besondere Rechnung abzulegen, bezüglich deren Prüfung und Richtigsprechung das in dieser Beziehung für die städtischen Rechnungen überhaupt vorgeschriebene Verfahren gilt. 8 7- Vom Stadtrathc werden die für Dienstboten an das Stadtkrankenhaus zu bezahlenden Verpflegbciträgc festgesetzt, sowie die nöthigen Verträge über Hono- rirung des Kassenarztes und Lieferung der Medikamente abgeschlossen. Veränderungen in der Person des Kassenarztes sind durch das Amtsblatt des Stadtraths bekannt zu machen. 8 8. Für etwaige bei dem jährlichen Kassenabschlusse sich herausstellcnde Fehlbe träge kommt, insoweit hierzu ein Reservefonds nicht vorhanden ist, die Stadtkasse vorschußweise auf, wogegen etwaige Ueberschüsse zunächst zur Rückzahlung dieser etwaige» Vorschüsse und sodann zur Bildung eines Reservefonds, der bei der Sparkasse zu Eibenstock anzulegen ist, zu verwenden sind. Dieser Reservefonds ist wenigstens bis zu der Höhe anzusammeln, daß auf je eine Person der Durchschnittsuütgliedcrzahl der letzten drei Jahre 5 Mk. Be stand kommen. Auf dieser Höhe ist der Reservefonds zu erhalten und daher zu ergänzen, sobald er durch «othwendigc Zuschüsse zur Kasse geschmälert worden ist. Hat sich der Reservefonds drei Jahre lang ohne Ergänzung auf der vorge- geschriebenen Höhe gleichmäßig erhalten, so können durch den Stadtrath nach vorgängigem Gehör der Gemeindevertretung im Wege eines Statutennachtrages die Kassenbeiträgc angemessen herabgesetzt oder die Leistungen der Kasse entsprechend erhöht werden. Zeigt es sich aber, daß die Ausgaben die Einnahmen übersteigen, ist auf entsprechende Erhöhung der in 8 4 festgesetzte» Beiträge Bedacht zu nehmen. 8 9. Bei einer etwaigen Auflösung dieser Kasse haben die städtischen Eollegien über die Verwendung des nach Tilgung aller Ansprüche an die Kasse verbleibenden UeberschusseS Beschluß zu fassen. 8 1V. Dieses Statut tritt uach Bestätigung durch die Königliche Kreishauptmann schaft mit dem Tage der Bekanntmachung in Kraft. Mit dem gleichen Zeitpunkte verlieren das Regulativ, die Dicnstbotcnkranken- steuer betreffend, vom 1b. August 1861 und die Nachtragsbekanntmachung hierzu vom 12. August 1868 ihre Wirksamkeit. , Eibenstock, den 18. Juni 1894. (I-. 8.) Der Stadtrath. (i,. 8.) Die Stadtverordneten, vr. Iwan Theodor Körner, Bürgermeister. Wilhelm Dörffkl, d. Z. Vorsteher. ' Vorstehendes Statut für die Dienstbotenkrankenkassc zu Eibenstock wird an- durch bestätigt und hierüber gegenwärtiges ausgefertigt. Dresden, am 7. Juli 1894. Ministerium des Innern. (I-.8.) v. Metzsch. Hagesgeschichte. — Deutschland. Das Panzerschiff „Weißenburg" liegt seit 15. v. M. im Swine münder Hafen und zwar neben den Dockbrücken beim Leuchtthurm im Osternothhafen an der Wolliner Seite, woselbst der Vulkan einen Riesenkrahn besitzt, mittelst dessen in der vorigen Woche die letzten beiden schweren Geschütze, welche per Eisenbahn von den Kruppschen Werken aus Essen eingetroffen waren, in die Panzcrthürme gehoben worden sind. Die Geschosse, welche für die sechs schweren, von den Thürmen garr- dirten Geschütze bestimmt sind, haben einen Durchmesser von 28 und eine Länge von 90 em. Gestern war Probe mit der Drehung der jetzt vollendeten Thürme, welche durch" Dampfkraft betrieben wird. Es wurde festgestellt, daß die volle Umdrehung der Thürme sich in genau 2 Minuten vollzieht. Als Bemannung sind vorläufig nur 3 Deckosfiziere und 2 Maschinisten an Bord. Wird das Schiff in Dienst gestellt, so erhält dasselbe 500 Mann Besatzung im Frieden und 1000 Mann im Kriegszustände. Nachdem der Bau der „Weißenburg" ganz vollendet ist, wird es dem Probe fahrtskommando für große Schiffe, welches von Kapi tän zur See Rittmcyer befehligt wird, zugetheilt werden. Die „Weißenburg" ist auch bezüglich ihrer Maschinen so weit fertig, daß sie jeden Augenblick, wenn eS sein müßte, in See gehen könnte, aber die Probefahrten werden nicht vor vier Wochen stattfinden. Denn cs wird noch eine wesentliche Veränderung im Maschinen raum und auf den einzelnen Stationen im Unterdeck und Zwischendeck vorgenommen. Diese Veränderungen sind das Ergcbniß der Erfahrungen, welche bei dem Unglück auf dem Schwestcrschiff „Brandenburg" ge macht sind. So ist auch in der Konstruktion der Dampfleitungsrohre eine Abänderung ausgeführt. Außerdem werden hier noch wasserdichte Schotten eingerichtet, so daß durch Schließung von drei Thüren der Dampf auf allen Stationen sich absperren läßt. Auch wird der Maschinenraum mit Nothausgängen versehen, die auf der „Brandenburg" gefehlt haben. — Der Ernte-Urlaub in der Armee wird trotz der zweijährigen Dienstzeit nicht in Wegfall kommen. Seitens eines General-KommandoS ist bereits angeordnet worden, daß auch in diesem Sommer bei den Infanterie-Regimentern ein Ernte-Urlaub be willigt und bei den einzelnen Kompagnien 36—40 Mann aus die Dauer von 14 Tagen, event. in Ab- theilungcn, beurlaubt werden. — In den Blättern wird darauf aufmerksam ge macht, daß nach dem jüngst veröffentlichten Bericht über den Reichshaushalt 1893,94 die Auszahlung von Unterstützungen an die Angehörigen ein ge zogener UebungSmannschaften hinter dem Vor anschlag zurückgeblieben ist. Hiernach scheint es aller dings, daß das Gesetz vom 10. Mai 1892 vielfach nicht genügend bekannt ist. Nach den Bestimmungen dieses Gesetzes erhält Jeder die Unterstützung, ohne daß er etwa seine Bedürftigkeit nachweisen müßte, aber nur aus Verlangen. Offenbar versäumen e» Viele, ihren Anspruch rechtzeitig anzumclden. — Frankreich. Der Pariser Polizeibehörde ging von der Londoner Polizei angeblich nochmals die Meldung zu, daß mehrere sich im Auslande auf haltende Anarchisten Attentate vorbereiten die in Paris auSgeführt werden sollen. Hieraufhin hat die französische Regierung beschlossen, innerhalb 24 Stunden alle fremden Anarchisten auszuweisen. locale ««d sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 27. Juli. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag wurde hier abermals eine Brandstiftung entdeckt und zwar in der Hinteren Scheune des Hrn. Stadtrath Eugen Dörffel, welche sich auf dem Holzplatz der Schneidemühle befindet. Das Feuer wurde von Arbeitern der Bretmühle wahr genommen, ist aber, ehe man hinzukam, von selbst wieder verlöscht. — Eibenstock. Am Mittwoch Nachmittag gegen 4 Uhr ist die Leiche der Elise Selma Neubert end lich gefunden worden. Nachdem dieselbe genau 9 Tage im Wasser sich befunden, ist der Körper der Ertrunke nen von selbst in die Höhe gekommen und von dem anwesenden Vater geborgen worden. Die Beerdigung fand TogS darauf von der Leichenhalle aus statt. — Eibenstock. Die Vorstandsstelle des hiesigen Königlichen ForstrentamteS ist dem zeitherigen Secretair im Königlichen Finanz-Ministerium, Herrn Gerlach, vom 15. August 1894 ab übertragen worden. — Dresden. Mittwoch Vormittag 10 Uhr traf Se. Majestät der König in Begleitung des Hof marschalls Grafen von Vitzthum und des Majors v. Criegern zum Besuche der Rosenausstellung in Görlitz ein und wurde von dem Bürgermeister Heine und dem Stadtrach TscknerSki ani Bahnhof empfangen. In der Ausstellung hatte sich das Komitee zur Be grüßung ausgestellt. Der Vorsitzende, Justizrach Bethe, hielt eine kurze Begrüßungsansprache. Se. Majestät äußerte sich sehr erfreut über die Ausstellung, nahm dann ein kleines Frühstück ein und fuhr Mittags 12 Uhr mit Sonderzug von Görlitz wieder ab, traf nach 2 Uhr in Niedersedlitz ein und kehrte von dort zu Wagen in'S Lustschloß Pillnitz zurück. — Mittwoch Nachmittag 5 Uhr 5 Min. ist Se. Majestät der König in Begleitung des Flügeladjutanten Major« v. Criegern mit dem fahrplanmäßigen Zuge ab Bahnstation Pirna nach Mariaschein abgereist, um sich von dort zum Besuche Ihrer Majestät der Königin per Wagen nach Eichwald zu begeben. Se. Majestät beabsichtigte am Freitag Vormittag in Dresden wieder einzutreffen. — Zwickau. Wie dem „Zw. W." von einem Mitsahrenden des am vergangenen Sonnabend 5 Uhr 28 Min. von Zwickau abgegangencn SonderzugeS mitgetheilt wird, ist auf den letzteren während der Fahrt geschossen worben. Kurz nach Werdau hielt der Zug (und zwar, so viel bekannt, auf Ziehen der Nothleine); eS wurde die Meldung gemacht, daß eine Kugel durch das eine Fenster eines CoupüS ein- und auf dem andern wieder hinauSgegangen sei. Die in dem betr. Coupü befindlichen Personen sind glück licher Weise mit dem Schrecken davongekommen. — Zittau. Der sonst so friedliche Kurort Oybin b. Zittau wurde am Dienstag gegen Abend durch die Kunde von einem Raubmord in große Aufregung versetzt, welcher Nachmittag» gegen 5 Uhr auf dem Wege vom Töpfer nach dem Scharfensteine, in dem oberen Theile der Felsengasse, an der zur Zeil dort sich zur Kur aufhaltendcn Kaufmanns-Ehe frau Rauchfuß aus Dresden und deren Söhnen im Alter von 18 und 12 Jahren verübt worden ist. Dieselben gingen an der erwähnten Stelle promeniren, als ihnen ein Strolch mit geladenem Revolver ent gegentrat und die Baarschaft forderte, gleichzeitig der Frau Rauchfuß die Uhr mit Kette von der Brust reißend. Der 18jährige Sohn sprang seiner Mutter zu Hilfe und wehrte den Räuber mit dem Stocke ab; dieser gab jedoch gegen den jungen Mann 2 Schüsse ab, woraus dieser entseelt zu Boden stürzte. Auch auf die Frau Rauchfuß entlud der Strolch seine Waffe und verwundete die Unglückliche schwer an Brust und Kopf. Der Leichnam sowie die Schwer verwundete wurden vorerst nach dem Töpfer-Restaurant gebracht, wo erst am Abend die Verwundete wieder zum Bewußtsein gelangte nachdem ihr der ebenfalls anwesende Oberstabsarzt l)r. Körner die erste ärztliche Hilfe gebracht hatte. Noch in der Nackt wurde die unglückliche Frau Rauchfuß nach dem Zittauer Kranken haus übergeführt. Ueber den Mörder fehlt noch jede Spur. Ueber den blutigen Ueberfall in Oybin wird ander- weit von dort geschrieben: Die zu ihrer Erholung in Oybin weilende Frau des Kaufmanns Rauchfuß aus Dresden unternahm am Dienstag Nachmittag mit ihren beiden 17 resp. 12 Jahre alten Söhnen Georg und Kurt, einem Frl. Blankenstein aus Dres den und dem 12jährigen Sohn des GrenzausseherS Pöhle aus Oybin vom Töpfer-Restaurant aus einen Ausflug nach Scharfenstein und der Felsengasse. Die kleine Gesellschaft befand sich gegen 6 Uhr Nachmittag» am „kleinen Kegel" als plötzlich hinter einem Felsen vorsprung ein strolchartig aussehender Mann hervortrat und mit erhobenem Revolver und dem Ruse „DaS Geld oder das Leben" die Ausflügler stellte. Als der 17 jährige Georg Rauchfuß auf den Räuber loSsprang, schoß dieser zweimal und verletzte den muthigen jungen Menschen lebensgefährlich. Nunmehr trat Frau R. in der Angst um den Sohn dem Mörder entgegen, riß ihn zu Boden und versuchte es, die Waffe dem Verbrecher zu entwinden. Während nun der kleine Kurt Rauchfuß, seiner Mutter zu Hilfe springend, mit einem Stock auf den am Boden liegenden Mörder einschlug, drückte dieser die Waffe zum zweiten Male ab und verletzte Frau B. schwer am Arm und der Brust. — Der Räuber sprang nun wieder auf unk verfolgte den fliehenden Knaben und Fräulein Blanken stein, ohne sie einzuholen. Als auf die Hilferufe der Ueberfallenen von Töpfers Restaurant her eine Anzahl Männer herbeieilte, floh der Mordbube nach Lücken dorf zu, indem er unterwegs die Waffe von Neuem lud, und entkam leider. Frau Rauchfuß und der 17 jährige Georg, ein Gymnasiast, wurden nach dem Restaurant zurückgebracht, wo der junge Mann schon nach kurzer Zeit verstarb, während sich Frau R. außer Lebensgefahr befindet. Beim Ringen hat der Mörder Frau R. die goldene Uhrkette abgerissen und mitge nommen; es wird vermulhet, daß der Bursche aus Böhmen stammt. Aus Zittau sind gestern zwei Kom pagnien Infanterie zur Suche nach dem Mörder ad- kommandirt worden. — Glauchau. Eine fatale Ueberraschung erfuhr am Montag früh ein junger Mann, der nach dem Ausstehen Rock und Weste nebst Uhr und Schuhen vermißte, Gegenstände, welche er nach seiner Ueber- zeugung in der vergangenen Nacht mit nach Hause gebracht haben mußte. Hatte man Anfang» ange nommen, daß nur ein Diebstahl vorliegen könne, so stellte sich doch bald heraus, daß der junge Mann, im Begriff, nach Hause zu gehen, jedenfalls schlaf trunken (!?), die Kleidungsstücke auSgezogen und an einen Zaun gehängt hatte. Hier entdeckte sie ein Passant der Straße, der den ungewöhnlichen Fund in einem nahegelegenen Restaurant in Verwahrung gab Dort erhielt der nun nicht wenig erstaunte und zugleich erfreute Verlustträger auch sein Sigen- thum zurück. — Meerane. Einen überraschenden Geld-