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der Kriegs-Akademie zu Berlin der 12. deutsche AdelStag unter dem Vorsitze de« Herzog« Ernst Günther von Schleswig-Holstein, de« Bruder« der Kaiserin, statt. Besonder« bemerken«werib wurde diese Versammlung der deutschen AdelSgenossenschast durch den Eintritt vieler hervorragender katholischer Edelleute, unter denen namentlich der westfälische Bauernkönig, Frhr. v. Schorlemer-Alst und der Vize präsident de« Reichstage«, Graf Ballestrem, zu nen nen sind. Die wichtigsten Gegenstände der Berath- ung waren der Entwurf eine- Fideikommißgesetze«, die Handwerker- und JnnungSfrage, die Inangriff nahme der Unterstützung der schlesischen Weber. Mehrfach griff der Herzog Ernst Günther in hervor ragender Weise in die Erörterung ein. Den Höhe punkt der Verhandlungen bezeichnete nach dem „V." eine glänzende Rede de« Freiherr» von Schorlemer. Unter Hervorhebung dessen, wa« die beiden christ lichen Konfessionen eint, trat der Zentrumsführer für da« Festhalten an vem apostolischen GlaubenSbekennt- niß, da« Königthum von Gotte« Gnaden, die Kräftig ung de« ReichSgedankenS, die Erhaltung und Stärk ung de« Heere« ein. Er warnte de» Adel davor, den Tanz um« goldene Kalb mitzumachen, und for derte ihn auf, nicht auf eine äußerlich glänzende Stellung, sondern auf eine selbstlose Hingabe an die Interessen der Gesammtheit Gewicht zu legen. — In einigen Blättern war davon die Rede, im BundeSrathe sei eine Parteiströmung dafür, den Aus schluß geistlicher Orden aus dem Deutschen Reich aufzuheben. Hierzu schreibt die „Post": „Gutem Vernehmen nach ist in den leitenden Kreisen der Reichsregierung hiervon nicht« bekannt." — In Frankreich wird fortwährend daran ge arbeitet, Pari« zu einer uneinnehmbaren Fest ung zu machen, besonder« auch die Aushungerung unmöglich zu machen. Ein eigener Ausschuß arbeitet seit Jahren daran, die Verpflegung im Kriegsfälle zu sichern. Es sind eiserne Bestände an Getreide, Mehl, geräuchertem u. s. w. Fleisch, sowie sonstigen Vorräthen eingerichtet. Aus den ersten Wink haben die Bahnen mit Unterstützung der Behörden Massen von Getreide, Schlachtvieh u. s. w. nach Paris zu bringen. Auch ist für deren Unterbringung vorgesehen. Gegen wärtig sind eine Anzahl Fachmänner beauftragt, Vorkehrungen zu treffen, um auf den ersten Wink die nöthige Anzahl KriegSmühlen einzurichten. Die innerhalb des Bereiches der Befestigungen »erfind lichen Mühlen vermögen nur die Hälfte de« Tages bedarfes hergustcllen. Merkwürdig aber bleibt es doch, daß trotz der dreifachen Reihe Festungen an der Ost grenze man dort trotzdem die Belagerung und Aus hungerung der Hauptstadt als etwas ansieht, das in naher Möglichkeit liegt. — Der Plan, durch gemeinsame internationale Maßnahmen die anarchistische Bewegung zu bekämpfen, fängt neuerdings wieder an, die Groß mächte ernstlich zu beschäftigen. Durch umfassende Er mittelungen gilt es als nahezu bewiesen, daß die zahl reichen Bomben-Attentate, die letzthin in Spanien, Italien und Frankreich stattsanden, auf die Parole irgend einer anarchistischen Centralleitung zurückzu führen sind. Ueberall wird dabei so planmäßig, nach so bestimmten Direktiven verfahren, daß cS sich un möglich um die Unthaten isolirt stehender Personen handeln kann. Demgemäß scheinen einige Regier ungen sich mit der Absicht zu tragen, eine organisirte Bekämpfung der anarchistischen Bewegung durch dip lomatische Vereinbarungen in« Leben zu rufen. Wie ein Berliner Blatt hört, dürfte die Initiative dazu von Italien ergriffen werden. Locale «ad sächsische Nachrichte«. — Eibenstock. Der Referendar beim König!. Amtsgerichte Eibenstock Arthur Richard Weißbach ist vom 15. März 1893 ab der Staatsanwaltschaft bei dem Königl. Landgerichte Dresden zur Fortsetz ung des Vorbereitungsdienstes zugcwiesen. — Dresden. Se. Majestät der König wird sich nächsten Sonntag Abend 7 Uhr 22 Minuten, Ihre Majestät die Königin Montag Abend zur selben Zeit nach Leipzig begeben und im dortigen Palais Wohnung nehmen. Der Aufenthalt der aller höchsten Herrschaften daselbst dauert bis Freitag Mittag. Während diese« Aufenthalte« wird Se. Ma jestät mehreren Vorlesungen in der Universität bei wohnen und verschiedene industrielle Etablissement«, Kunstinstitute rc. besichtigen. Ihre Majestät die Königin hat den Besuch einiger WohlthätigkeitSanstalten in Aussicht genommen. Montag Mittag '/,1 Uhr findet auf dem AugustuSplatze eine Aufstellung der Garnison und Abend« halb 10 Uhr vor dem Königl. Palai« ein Fackelzug de« Leipziger Feuerwchrverbande« statt. Für Mittwoch Abend ist der Besuch de« neuen Theater« und für Donnerstag Abend ein solcher de« Gewand- hauSconcerte« geplant. Sc. Majestät der König wird voraussichtlich am Freitag, Ihre Majestät die Königin dagegen bereit» am Donnerstag nach Dresden zurück kehren. Dresden, lieber die Frechheit mancher Bettler wird immer wieder geklagt. Vorgestern Nachmittag kam ein solcher Fechtbruder, ein großer, starker Mann, in ein Seifengeschäft der Pirnaische» Vorstadt und bat um eine Gabe. Die Verkäuferin, welche allein im Laden war, gab ihm einen Zwei pfenniger, er wie« denselben aber zurück und verlangte ein Stück Seife. Die Dame schlug ihm die« ab, und nunmehr nahm sich der freche Patron ohne Weitere« ein Stück von der Ladentafel weg und wollte fortlaufen. Die resolute Verkäuferin erfaßte edoch seine Mütze, worauf er die Seife wieder weg- varf und unter Zurücklassung seiner Kopfbedeckung chleunigst davonlief. — Leipzig. Bier Schulknaben bestahlen hiesige Geschäftsinhaber auf raffinirte Weise. Ab wechselnd gingen immer zwei der Jungen in einen Laven, in dem augenblicklich Niemand anwesend war; der Eine legte sich bei der Laventafel aus den Fußboden, während der Andere stehen blieb, von dem aus dem Nebcnraume tretenden Verkäufer eine Kleinigkeit ver langte und dann den Laden wieder verließ. Kaum war dann der Verkäufer wieder aus dem Laden ge treten, so erhob sich der bekr. Knabe und bestahl die Ladenkaffe. Bei einem dieser Diebstähle wurden die Burschen abgefaßt. — Der Ausschuß deS Diözcsanverbandes zur Fürsorge für die aus Strafanstalten Entlassenen der Ephorie Schneeberg hielt in voriger Woche im „Erzgeb. Hof" in Zelle eine Sitzung ab, der auch Herr Amtshaupimann Frhr. bon Wirsing und Herr 8»i>. Ine. tli. Noth beiwohnten. Nach Berichterstatt ung und Richtigsprechung der JahreSrechnung wurde beschlossen, aucd für 1893 den Jahresbeitrag zu er heben, sowie Formulare drucken zu lassen, durch die eine Erleichterung der Berichterstattung seitens der Kirchenvorstände bewirkt werken soll. Der Vorsitzende, Herr v. Trebra-Lindenau in Neustädte!, wurde wieder gewählt. Im Laufe der Ansprache ward unter Be achtung des Umstandes, daß ein großer Thcil der Entlassenen schon wiederholt bestraft waren, darauf hingewiesen, wie ein allgemeines großes Interesse für eine dauernde Versorgung oder Unterbringung der artiger Leute bestände. Unter den Entlassenen des letzten Jahres befanden sich solche, die 17, 18, 19, 27, 29, 34 und 50 Mal, einer sogar bereits 114 Mal, bestraft waren. — Eine widerliche Skandalgeschichte spielte sich in diesen Tage in Riesa ab. Der Guts besitzer P. aus Glaubitz war vom dortigen Königl. Amtsgerichte wegen Körperverletzung zu vier Wochen Gcfängniß verurtheilt worden. Dieser zuweilen vom Delirium tremens erfaßte Mann, dessen Familie durch ihn unsäglich unter seiner Rohheit zu leiden hat, erklärte sich mit dieser Strafe durchaus nicht ein verstanden. Er begab sich in das dem Amtsgerichte gegenüberliegende Gasthaus (Kronprinz), tobte hier entsetzlich und stieß die gröbsten Fluchwörter aus. Seine Kinder hatte er mitgebracht; sie sollten den Herrn Amtsrichter bitten, ihm die Strafe zu erlassen. Sie mußten aus Befehl ihres tyrannischen Vaters i > genanntem Gastlokale niederknieen und zur Probe beten. Hierauf begab sich P. mit den Kindern nach dem Amtsgerichte, wo die Ceremonie sich abspielen sollte. Da er natürlich an der Ausführung derselben gehindert wurde, erfaßte ihn eine entsetzliche Wuth und er leistete bei seiner Festnahme den grimmig sten Widerstand. Er geberdete sich wie unsinnig, verlangte von einem Arzte untersucht zu werden. Derselbe wurde sofort gerufen, mußte aber wieder sortgehen, da P. einen anderen wünschte. In seiner Zelle schlug er Alles in die kleinsten Stücke. Die Anwohner des Amtsgerichtes hören jetzt jederzeit mit Schrecken daS grause Gebrüll aus der Zelle des rohen Menschen. — Die Osterzeit naht und mit ihr der Zeit punkt, zu welchem Tausende von jungen Leuten der Schule entlassen werden und die in die Lehre treten. AuS diesem Anlasse erinnern wir daran, daß cS sich sowohl im Interesse der Eltern, als auch der Lehr herren empfiehlt, den Lehrvertrag schriftlich zu schließen, da beide vertragschließende Theile nur dann die in den §8 130 und 132 der ReichSgcwerbeordnung ge dachten Rechte und Ansprüche, als z. B. die zwangs weise Zurückführung eines der Lehre entlaufenen Lehr ling« oder die Gewährung einer Entschädigung für den Fall einseitiger Aufhebung de« Lehrvertrages, feiten« de« Lehrherrn oder des Lehrlings nur dann geltend machen können, wenn der Lehrvertrag schrift lich geschlossen ist. Besondere Formalitäten sind für den giltigen Abschluß schriftlicher Lehrverträge nicht vorgeschrieben und bedarf e« auch einer behördlichen Beglaubigung derselben nicht. Hierbei bemerken wir, daß auch bei dem Vorhandensein eines schriftlichen Vertrage», wenn eine längere Frist nicht vereinbart ist, während der ersten vier Wochen der Lehrzeit da« Lehrverhältniß durch einseitigen Rücktritt aufgelöst werben kann. Eine Vereinbarung, wonach diese Probe zeit länger al« 3 Monate betragen soll, ist jedoch nichtig. Wird von dem Vater oder Vormund für den Lehrling dem Lehrherrn die schriftliche Erklärung abgegeben, daß der Lehrling zu einem anderen Ge werbe oder anveren Berufe übergehen werde, so gilt da« Lehrverhältniß, wenn der Lehrling nicht früher entlasten wird, nach Ablauf von 4 Wochen als auf gelöst. Den Grund der Auflösung hat der Lehrherr in dem Arbeit»buche zu vermerken. In diesem Falle darf binnen 9 Monaten nach Auflösung der Lehrling in demselben Gewerbe von einem anderen Arbeits geber ohne Zustimmung des früheren Lehrherrn nicht beschäftigt werden. (Ki«-csa«dt.) Manche« arme Kind, da« ohne Eltern und ohne alle« Vermögen verlassen dasteht, viele Eltern, die kaum da« nölhigste Brod für ihre Kinder schaffen können, blicken mit Kummer und Sorgen auf die kommenden Ostern, wo e« gilt, einen Koufirmandcn- Anzug zu kaufen. Der Verein gegen Armcnnoth in Eibenstock möchte so gern allen Bedrängten in seinem Bezirke und so auch jenen Armen Helsen, e« reichen dazu aber leider seine laufenden Einnahmen nicht aus. Ans vergangener Zeit — für unsere Jett. 4. März. (Nachdruck verdat«,.) Bor 125 Jahren, am 4. März 1768, ist der Dichter Jo- Hann Friedrich Kind geboren. Derselbe studirte die Rechte, wurde grade vor 100 Jahren Rechtsanwalt in Dresden, wid mete sich jedoch seit 1814 ausschließlich der schriftstellerischen Thätigkeit. Er starb als gothaischer Hosrath vor «0 Jahren in Dresden. Während seine Novellen, Erzählungen und dra matischen Dichtungen heute bereits fast unbekannt sind, sind seine Operntexte, unter denen namentlich daß „Nachtlager von Granada" und der „Freischütz" zu nennen sind, durch die Kom ponisten (Kreuzer und Weber) vor Vergessenheit bewahrt wor den. Die Texte zeichnen sich auch vor ähnlichen Werken jener Zeit durch guten Inhalt und hübsche Form aus. 5. März. Ein Gescheheniß, das um 1400 Jahre zurückliegt, muß von großer Bedeutung sein, wenn es an dieser Stelle Erwähnung finden ioll. Das ist denn auch mit der historischen Thatsache der Fall, daß Thcodorich der Große, der König der Ostgothen, am 8. März 483 seinen Einzug in Ravenna hielt. Mit diesem Tage beginnt die Herrschaft der Ostgothen in Italien und da mit eine Zeit der Ruhe für die Bevölkerung, die um so höher zu schätzen, als die damalige Zeit bekanntlich eine sehr aufge regte, fortwährend von Kriegen erfüllte war. Zwar befleckte Tbeodorich seinen Sieg über den gleich ihm mächtig gewesenen König Odoaker dadurch, daß er den gesangenem König, den, er die Mitherrschast in Italien zugesagt hatte, bei einem Gast mahl wenige Tage nach dem Einzuge niederstieß, allein darnach beherrschte er das ostgothische Reich mit Weisheit und Kraft und machte sich die Besiegten dadurch zu Freunden, daß er ihre Sitten und Einrichtungen achtete und ihnen für die damalige Zeit große Freiheit ließ. Jener Einzug in Ravenna ist inso fern von größter Bedeutung, als er den Untergang der alten Welt und den Anfang der durch das Germanenthum einge leiteten Zeit des Mittelalters bedeutet. 6. März. Am 8. März 1828 wurde von Kaiser Ferdinand II. da» sogenannte Restitutionsedikt erlassen. Danach mußten alle seit dem Passauer Vertrage von den protestantischen Fürsten ein gezogenen geistlichen Güter den Katholiken zurllckgcgeben wer den und nur die Bekenner der Augsdurgischen Konfession soll ten sreie Religionsübung haben, alle anderen „Sekten" sollte» aushören; diese sollten auch durch die Reichsstände unterdrückt werden können. Mittelbar trug dieses Restitutionsedikt zur Entsetzung Wallensteins bei : dieser nämlich, dem wesentlich die Ausführung der kaiserlichen Bestimmung übertragen worden war, ging mit großer Rücksichtslosigkeit vor und er brachte es so weit, daß sich ein Jahr später sogar die katholischen Reichs stände beschwerten und die Folge davon die Entlassung Walleu steins war. In der Geschichte wird da» Edikt als eine Un gerechtigkeit des Kaisers angesehen. Vermischte Nachrichten. — Ein armer Reicher. Die Wiener „R. Fr. Pr." widmet dem verstorbenen Berliner Groß- Bankier Blcichröder einen längeren Artikel, dem wir Folgendes entnehmen: Trat man Herrn Blcichröder näher, so erkannte man, daß der Mann, der vielleicht über 80 oder 100 Mill. Mark gebot, im Grunde genommen höchst bedaucrnswerth war. Herr von Blcichröder war nämlich seit zwanzig Jahren nahezu erblindet; nur ein schwacher Lichtschein war ihm ge blieben, und um dieses Gebrechen zu verhüllen, trug er dunkle Gläser, hinter welchen man aber dennoch die kranken Augen leicht erkennen konnte. Tastend schob er sich bis zu seinem Sessel vor, auf dem Schreib tische umhertaslend suchte er die Cigarre, welche er dem Besucher bot, er konnte nur mit einem Begleiter auSgehen, und der Bankier, welcher sich alle Genüsse der Erde hätte verschaffen können, war durch seine« Gesundheitszustand zu einer sclavischen Diät gcnöthigt. Da der Schlaf ihn floh, stand er bereit« um 4 Uhr Morgens auf, und schon um diese Stunde mußte sich ein Sekretär bei ihm cinfinden, der ihm vorlas, dem er diktirte und mit dem er arbeitete. Sommer und Winker machte er um 6 Uhr seinen ersten Spazier gang und die Berliner kannten genau den alten Mann, der im Winter, noch bevor eS Tag geworden war, von einem Diener begleitet, der eine brennende La terne trug, im Thiergarten umherwandelte. Herr ». Bleichröoer reiste sehr viel und man behauptete, die« geschehe nicht bloß wegen seiner Geschäfte, sondern auch deshalb, weil die monotone Bewegung de» Wag gon« ihn am raschesten in den Schlaf einlullte. — Zwei größere Berliner Bankinstitute beabsichtigen, an ihren Kasten-Schaltern Apparate für Augenblicks-Photographien andringen zu lasten. Bei der Bank in London hat man diese Erfindung schon lange auSgenutzt und die Bank von Frankreich hat vor Kurzem einen solchen Apparat aufstellen lasten. Ein Druck auf einen Knops genügt für den Kassirer, um ein Bild von einer ihm verdächtig erscheinenden Person zu erhalten, ohne daß die letztere etwa« davon bemerkt. Zur Ermittelung der Betrüger, welche mit gestohlenen oder gefälschten Anweisungen oder Wechseln die Banken brandschatzten, können solche Augenblicks- Photographien gute Dienste leisten. — Zur Berufswahl. Meier: Wa» soll denn Ihr Sohn einmal werden? — Müller: Ich wollte biet von daN resp. geget Kna Cas Tas Vor nahm Uns Schn» und I Schö Straß Zstwe« Bor« steigert terestei steigert r» 3> sind vo mit A L»«»«