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Amts- und Anzeigeblatt für den MM- 6e;irk des Amtsgerichts Eibenstock sertionSpreiS: die kleinfp. «' und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanvebohn in Eibenstock. — 41. Aasr„a»«. " VS. Sonnabend, den 7. Juli Abonnement Viertels, i M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Untcrhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. L8»4. Trotz der polizeilichen Wachsamkeit und aller von der Behörde getroffenen Maßnahmen ist es bisher nicht gelungen, der Brandstifter, welche die Einwohnerschaft unserer Stadt fortwährend in Aufregung versetzen und durch ihr gemein gefährliches Treiben die öffentliche Sicherheit gefährden, hab haft zu werden. Der unterzeichnete Stadtrath nimmt daher hierdurch Ver anlassung, an die gut gesinnte Bürgerschaft der Stadt das dringende Ersuchen zu richten, auch ihrerseits mit alten zu Gebote stehenden Mttetn dahin zu streben, daß diesem fluchwürdigen Hreiben endlich einmal Ginstatt gethan wird. Wir bringen hierbei erneut in Erinnerung, daß nach der Verordnung vom 26. Oktober 1833 auf die Entdeckung vor sätzlicher Brandstifter je nach der Verdienstlichkeit und Wich tigkeit der Entdeckung eine Belohnung bis zu soo Mark ausgesetzt ist. Eibenstock, den 6. Ink 1894. Der Rath der Stadt. I. V.: Landrock. Hans. Bekanntmachung. Am 1 Zull dS Js. ist der 2. Termin der Ortsschankgewerbcsteuer, sowie die Hundesteuer für solche Hunke, die im 2. Halbjahre in Eibenstock steuerpflichlm sink, fällig gewesen. Es wird zur Entrichtung dieser Steuern biS »MU 15. Juli ds. Js. mit dem Bemerken hierdurch aufgeforkert, daß noch Ablauf dieser Frist etwaige Rückstände zwangsweise eingezogen werden. Eibenstock, den 2. Juli 1894. Der Rath der Stadt. I. V.: Landrock. Begcr. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der Berichterstatter des .Jllustr. Wiener Extrakt.", welcher an der Fahrt der in Hamburg versammelten Schrift st ellernach Friedrich s'r uh theilgenommen hat, fügt seinem Bericht eine Charakteristik de« Fürsten Bismarck ein, die, gerade weil sie von einem Oesterreicher herrührt, werth ist, reproduzirt zu werden. ES heißt da u. A.: Der historische Mann mit dem großen, Alles durch dringenden Blicke stand vor Aller Augen wie eine Granitsäule, welche nur kleine Spuren des hohen Alters zeigt. Aufrecht und gerade erschien er ini historischen Schlapphut mit dem langen Rock und dem großen Stock, als wollte und sollte er noch manchen Stürmen ver Zeit trotzen; sein Blick ist noch immer der Feuerblick des Jünglings, nur geklärt und gemildert durch die Weisheit und Erfahrung des Alters. Er sprach langsam und fast stockend begann er, aber nach einer Minute schon belebte sich sein ganze« Wesen, das Auge blitzte und der Mund lächelte, während er — in jedem Worte der ganze Bismarck — seine feinpolirten Sätze — jeder Satz ein geflügelte« Wort, oder zum mindesten werth, eS zu werden — hervorbrachte. Er sprach vollkommen improvisirt, an jeden Zwischenruf anknüpfend, mit souveräner Freiheit und Klarheit, förmlich wie durch ein Leuchtfeuer alle Verhältnisse, die er berührte, er hellend. Wa« er über Oesterreich sprach, darf al« eine geradezu denkwürdige Kundgebung des großen Staatsmannes betrachtet werden. Von besonderem Reiz waren die kleinen genrehasten Züge, die man an ihm beobachten konnte, während er sprach; der Mann, der die europäischen Staatenverhältnisse neu geschmiedet und die politische Erziehung der deutschen Nation ein gutes Stück förderte, duldet auch die Un arten kleiner Kinder nicht, wenn er sie bemerkt. Während der Fürst sprach, hörte ein kleines, ganz vorn stehendes Mädchen andächtig zu und lutschte dabei an dem Daumen. Ohne den Faden zu ver lieren, beugte sich Fürst Bismarck zu der Kleinen, drückte ihr sanft das Händchen weg und sagte: .Finger aus dem Mund!" dann setzte er seine Rede fort. Als später beim allgemeinen Abschiednehmen auch ein hübscher Knabe einen Händedruck de« Fürsten erhaschen wollte, sagte dieser scherzhaft droh end: .Junge, schreibst Du auch? Du wirst doch nicht!" Seine Rede zeigt, daß Fürst Bi«marck und mehr noch seine Zuhörer eine glückliche Stunde halten, er ließ die Funken seine« großen Humor« sprühen, und da war wohl Niemand, der e« nicht al« eine besondere Gunst empfunden hätte, daß statt der im Programm vorgesehenen literarischen Matinee ihm diese Begegnung mit Deutschland« großem Alt- ReichSkanzler beschieden worden sei. — Berlin. Der Minister für Handel und Gewerbe hat die kaufmännischen Korporationen, Han delskammer» rc. ersucht, sich über diejenigen Abänder ungsvorschläge gutachtlich zu äußern, welche im Hin blick aus die durch das neue bürgerliche Gesetzbuch zu erwartenden Aenderungen der Rechtslage von ver schiedenen Seiten behufs Abänderung der Kon- kurSordnung in Vorschlag gebracht sind, und hat eine Zusammenstellung dieser bisher vorliegenden Ab änderungsvorschläge beigefügt. — Kiel, 5. Juli. Am Dienstag Nachmittag er folgte bei Fehmarn eine unbedeutende Kollision de« Panzerschiffes .Deutschland" mit dem Aviso .Wacht". Das Manövergeschwader fuhr, wie die .Kieler Zeitung" meldet, in halbschräger Linie, wobei die Aviso» links von den Panzerschiffen dampften. Beim Einschwenken traf das Panzerschiff .Deutsch land" den Aviso .Wacht" vor dem Bug und knickte den Rammstevcn de« Avisos, der in Begleitung des Aviso „Pfeil" nach Kiel dampfte, wo die unerhebliche Reparatur in 8 Tagen beendet sein wird. DaS Panzerschiff „Deutschland" wurde nicht beschädigt. — Frankreich. Der neue Präsident der französischen Republik wird die anarchistische Ge fahr schwerlich aus dem Auge verlieren, dafür sorgen schon die Drohbriefe, die, wie wir in Pariser Blättern lesen, täglich in großer Zahl einlaufen. Gestern em pfing der Präsident ein schwarz gesiegeltes dickleibige« Schreiben, da« die Unterschrift trug .Anarchistische« ExekutionS-Komitee" und in welchem in gewählter Sprache dem neuen Präsidenten das gleiche Schicksal wie dem „gerichteten" Carnot verheißen wird, falls er den „Vollstrecker de« Volksgerichts, Caserio, tödten zu lassen wage." Casimir-Pürier nimmt die große Zahl ähnlicher Zuschriften sehr gelassen auf, er ar beitet unermüdlicb, um den Kreis der neuen Pflichten möglichst bald zu übersehen, dreimal wird er in der Woche zu Audienzen für Jedermann zur Verfügung stehen, die Beziehungen zur Volksvertretung will er ohne Unterbrechung aufrecht erhalten und hat deshalb seinen Generalsekretär Paul Lafargue und den Direktor seines Zivilkabinets du Taignh beauftragt, zu seiner fortdauernden Information über die parlamentarischen Vorgänge in jeder Sitzung gegenwärtig zu fein. Der „Figaro" bestätigt die Nachricht, daß Casimir-Pürier den, Lyoner Bürgermeister bestimmt zugesagt habe, im Herbste nach Lyon kommen zu wollen. — Die Untersuchung gegen Caserio dürfte in den nächsten Tagen abgeschloffen werden, da man kaum mehr erwartet, daß der verstockte Mordgeselle weitere Angaben über seinen anarchistischen Umgang machen werde. Gestern entgegnete er dem Untersuch ungsrichter Benoist mit frechem Lächeln: .Wie können Sie fragen, ob ich meine That bedauere, ich halte sie für kein Verbrechen und werde sie niemals bereuen." Caserio bleibt bei der Erklärung, er habe keine Mit schuldigen. Donnerstag wurde der Soldat Leblanc, der über da« anarchistische Komplott so detaillirte Angaben machte, mit dem Mörder Larnot« konfron- tirt. Dabei wird sich wohl Herausstellen, ob die An gaben des Soldaten auf Wahrheit beruhten. — In Italien bleibt man fortgesetzt am rühr igsten gegen die Anarchisten. Allerdings wächst die Pflicht der Staatsbehörde zum energischen Einschreiten durch die verbrecherifche Aktion der Umstürzler. Nack Melvung de« Triester .Piccolo" ist in Pisa zur Stunde des Begräbnisse» Bandis in Livorno der Direktor der Pferdebahngesellschaft durch einen Anar chisten erdolcht worden. Welchen Umfang die anar chistische Mordpropaganda in den Städten Ober italiens angenommen hat, läßt ein Brief des Chef redakteur« der „Nazione" an den Pariser .Figaro" erkennen. Herr Marcotti schreibt: „Im Jahre 1893 erdolchten 9 oder 10 Anarchisten einen armen Kol porteur, den sie im Verdachte hatten, daß er der Polizei Spitzeldienste leiste. Der Ermordete zeigte bei dem gerichtlichen Befund mehr als 40 Dolch wunden, so entsetzlich hatten ihn die Mörder zuge richtet. Den Prozeß wagte man gar nicht in Livorno anhängig zu machen, denn man hätte sich auf die Geschworenen nicht verlassen können, so sehr ist die Mehrheit der Bevölkerung in Furcht gesetzt durch die Umsturzagitation. Die Verhandlung, die bald nach dem Morde in Florenz stattfand, hat ergeben, daß in Livorno allein gegen 3000 sogenannte „überzeugte Anarchisten" leben, die aus ihrer Zugehörigkeit zu der Partei gar kein Hehl machen. — In der italienischen Kammer gelangte eine Vorlage zur Vertheilung, nach der die Maßregel ter Anweisung eines zwangsweisen Aufent haltes gegen Angeklagte Platz greifen kann, die eines Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Sicherheit oder eines Vergehens, begangen durch Mißbrauch mit Explosivstoffen beschuldigt waren, gegen die indeß die Gerichte wegen mangelnder Be weise das Verfahren einstellen mußten. Dieser Ge setzentwurf fand ebenso wie der vorgelegte betr. die Anstiftung und Vertheidigung von Verbrechen in der Kommission eine günstige Aufnahme. Die bezüglichen Berichte wurden der Kammer vorgelegt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 6. Juli. Gestern Abend 6 Uhr wurde auf dem Beden des Bäckermeister Adolph Schmidt'schen Hause- in der Rehme eine Brand stiftung entdeckt. — Nur dem Umstande, daß die Frau de« Besitzer« au« der Bodenkammer Tau- benfutter holen wollte, ist es zu danken, daß da« Feuer in seinem Entstehen wahrgenommen wurde und durch Hilfe der Nachbarn unterdrückt werden konnte. Ein nennenSwerther Schaden ist dadurch nicht entstanden, jedoch hätte bei der alten Bauart und der feuergefährlichen Lage de« Hause« leicht ein größere» Brandunglück entstehen können. — Eibenstock. Die hiesigen Mitglieder de« „Deutschen Schulverein«" verweisen wir auf die Be-