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(ich der zu zahlenden Anlagen zu holen, sowie das nach 8 28 de« Abgabenregu- lativ« eine Reklamation den Anlagcnpflichtigen nicht von der Verpflichtung, an den festgesetzten Terminen den vollen Anlagcnbctrag zu entrichten, befreit, indem die Ausgleichung betreff« de« etwa Zuvielgczahlten »ach Beendigung de« Rekla mation-verfahren« erfolgt. Schließlich wird noch darauf hingcwiesen, daß am 15. diese» Monat« der I. Termin der diesjährigen städtischen Anlagen, zu dessen Bezahlung eine drei wöchige Frist nachgelassen ist, fällig gewesen ist, und daß nach Ablauf dieser Frist ohne vorherige perf-niich« Erinnerung gegen säumige Zahler die Zwangsvollstreckung verfügt wervcn wird. Eibenstock, den Ib. Februar 1893. Der Rath der Stadt. I»r Körner. Beger. Hagesgeschichte. — Deutschland. Unter de» au« der Unsicher heit über da« Schicksal der Militärvorlage auf wirbelnden Gerüchten erhält sich mit besonderer Hart näckigkeit die Meldung, die nationalliberale Partei werde demnächst eine öffentliche Kundgebung erlassen, die da» Gelingen der Militärrcform dringend und mit zwingenden patriotischen Gründen befürworte oder fordere. An dieser Nachricht ist nur soviel richtig, daß am Mittwoch in Berlin eine Versammlung .pa triotischer Männer" zur Herbeisührung einer Ver ständigung über die Militärvorlagc einberufcn wurde, deren Anregung unter ankeren auch von Herren aus ging, die ter naiionalliberalen Auffassung der poli tischen Lage nahestehen, obgleich kein einziger aktiver Abgeordneter darunter sich befindet. Daß die par lamentarischen Aussichten für die Vorlage neuerdings sich nicht gebessert haben, wird kaum geleugnet wer den können, sodaß man die Wahrscheinlichkeit einer Auflösung reS Reichstag» in immer weiteren Kreisen zugiebt. Mau glaubt, die verbündeten Regierungen würden den Kompromißvorschlägen des Herrn von Bennigsen zuslimmen (jährlich 40,000 Rekruten mehr «inzustellen statt der geforderten 00,000) und wenn dieser Vorschlag im Reichstage nicht acccptirt würde, an die Wähler appelliren. Doch fehlt eS auch nicht an beachtenSwerthen Stimmen, die trotz alledem noch immer daran festhalten, daß eS zu diesem äußersten Mittel nicht kommen und daß sich ungefähr auf der Linie de» Bennigscn'schen VcrmittlungSvorschlagcS doch noch eine Mehrheit finden werde. — In dem Berichte über die letzte Sitzung der Mili- rärkommission des Reichstage» sind verschiedene An träge betreff» gesetzlicher Festlegung der zwei jährigen Dienstzeit miigethcilt worden. Indem der „Hann. Kour." den von Herrn v. Bennigsen her rührenden Antrag al» die einzige tcnkbarc Vermittel ung zwischen den vorhandenen Gegensätzen bezeichnet, bemerkt er, daß diesen Weg zu beschreiten anch die Regierung sich nicht werke weigern können. — Diese Mittheilung wirk dadurch bcachtenSwerthcr, daß die „Nordd. Allg. Zkg." sie ohne Einschränkung wiedergiebt. — Unter Bezugnahme auf den in Bildung be griffenen westfälischen Kohlen-Ring theilt der Abg. v.Kardorff in der „Post" mit, in parlamentarischen Kreisen fänden augenblicklich Besprechungen statt wegen de« Verbots aller Syndikate und Ringe, die sich aus Rohstoffe und unmittelbare Leben»berürsniß-Ar- tikel beziehen. — Oesterreich. JmBrüxer Braunkohlen revier ist ein Streik ausgebrochen, an welchem sich am 14. d. schon 3000 Bergarbeiter von I I Schächten betheiligten. Es ist Gefahr weiterer Ausdehnung des Streiks auf das Dux-Teplitzer Kohlenrevier vorhanden. Die Arbeiter verlangen einen achtstündigen Arbeitstag und 25prozentige Lohnerhöhung. — Italien. In Caltagirone (Sizilien) sam melten sich am 13. d. Mts. zahlreiche mit Hacken und Spihhauen bewaffnete Arbeiter vor dem Rathhause an und forderten Brod und Arbeit. Der Sindaco ergriff die Flucht. Die Lärmmacher demo- lirten darauf die RathhauSthüren und die Straßen laternen und öffneten die Thore de» Gefängnisses, au» dem sämmtliche Sträflinge entflohen. Die Trup pen und die Polizei wurden später mit einem Stein hagel empfangen. 30 Personen wurden verwundet, gegen 60 in Haft genommen. Sämmtliche Läden und Schulen mußten geschlossen werden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 15. Februar. Herr Privatier Karl Ferdinand Fichtner hier feierte heute sein 50jährige« Bürgerjubiläum, aus welchem Anlaß ihm eine Deputation der städtischen Collegien die Glückwünsche Namen« der Stadtgemeinde über brachte. — Eibenstock, 15. Februar. Die Tage karne valistischer Fröhlichkeit sind nun vorüber und obwohl in diesem Jahre eigentlich nur e i n Maskenball Hier selbst wirklich stattsand, so hat e» doch an Vergnüg ungen gleicher Art keineswegs gefehlt. Nächst dem von uns bereit» erwähnten Costümball der Gesellschaft „Freundschaft" wurde am gestrigen Abend auch in der „Union" ein solcher abgehalten, welcher sich durch zahlreichen Besuch und elegant und originell kostümirle Theilnehmer vortheilhaft auSzeichnete. E« darf wohl al« ein Zeichen allgemeinen Amüsement» betrachtet wervcn, daß der größte Theil der Erschienenen erst in früher, oder besser gesagt später Morgenstunde ihr Heim aufsuchten. — Der am Montag stattgehabte Maskenball im „Pfeifen-Club" hatte eine sehr große Anzahl Betheiligter anfzuweiscn. Auch hier hatte sich Alt und Jung zu fröhlicher Neckerei zusammengefunden und dem Humor reichliche und freudige Opfer ge bracht. Unter dem Gewoge der großen MaSkenschaar bemerkte man, wie die» auch in der „Union" und „Freundschaft" der Fall war, daß auch Barfüßler sich eingeschlichen hatten. Die Wirkung dieser Neuheit wurve noch intensiver, wenn man die für Manchen so übel berüchtigte Nase auch noch elceirisch erglühen sah. Ein an Köpfen ziemlich starker Zigeuner-Aufzug vervollständigte vaS malerische Bild und verlieh dem fröhlichen Treiben der Menge wieder neuen Reiz. Auch hier entwickelten die Theilnehmer große Aus dauer, denn als die letzten Ballgäste nach Hause schlichen, hatte die liebe Sonne bereit» mit ihrer Tagclarbeit den Anfang gemacht. — Eibenstock, 15. Februar. Der für nächsten Dienstag vom hiesigen „Handwerker-Verein" veran staltete Experimental - Vortrag des Herrn Elektro techniker A. EgtS au» Oldenburg verspricht besonder interessant zu werden. Da» Thema: Sprech maschinen und Fernsprechapparate enthält folgendes Programm: Wa« ist Schall? Druckwirk ung der Lustwellen. Wirkung auf die Membrane. Elektrische Ströme, ihre Fortleitung und Geschwindig keit. Elektromagnetismus. Magnet-elektrische Ströme. Wechselwirkung zwischen Elektricität und Magnetis mus. Durch Schwingungen Ströme. Durch Ströme Magnetismus. Durch Magnetismus Schwingungen. Durch Schwingungen Lautwirkungen, dem Ohr ver nehmlich. Ohr und Telephon. Einrichtung der Telephone. Reis und Bell. Geringe Lautwirkung der Telephone und die Ursache derselben. Lautwirk ung verstärkt durch Anwendung der Mikrophone (Transmitter). Einrichtung derselben. Phonograph und Grammophon, ihre Einrichtung, Wirkung und Werth für Wissenschaft und Volkswirthschaft. Sprache, Gesang und Musik durch Grammophon reproduzirt. Bestätigung der Schallwcllentheorie durch vaS Gram mophon. Erzeugung der SchwingungSknrven. Her stellung und Vervielfältigung der Platten, Verbind ung von Mikrophon mit Grammophon. Rede, Ge sang und Musik mittelst Grammophon-TranSmitter reproduzirt und mit verstärkter Lautwirkung nach verschiedenen Stellen des Saales übertragen. Voll ständig selbstihätige Sprech- und Fernsprechanlage. Registrirte Telephongespräche. Das Ziel unserer Fern sprechanlagen. Der Vortrag wird begleitet von einer großen An zahl der interessantesten Experimente, ausgeführt mit Apparaten, wie sie bisher in dieser Art und in sol cher Leistungsfähigkeit anderweitig noch nicht gezeigt worden sind. Der Cottbuser Anzeiger vom 10. Februar 1892 spricht sich über den von Herrn Egt« daselbst gehal tenen Vortrag folgendermaßen aus: Im Döring'schen Gesellschaftshause hielt gestern Abend Herr Elektro techniker Egt» aus Oldenburg vor den zahlreich er schienenen Mitgliedern des Volksbildungsvereins den angekündigten Experimentalvortrag über „die neuesten Erfindungen auf dem Gebiete des Phonographen- und TelephonwcsenS". Der erläuternde Vortrag, welcher in allgemein faßlicher, von einem trockenen Humor durchwürzter Darlegung gegeben wurde, erstreckte sich auf alle die mannigfaltigen und interessanten, auf dem erwähnten Gebiet in den letzten Jahren hervor getretenen Erscheinungen, von denen wiederholt auch in der außerhalb der eigentlichen Fachkreise stehenden Presse berichtet worden ist. In der gestern gegebenen zusammensassenden Darstellung, die überdies auf eine Reihe wohlgelungener Experimente sich unmittelbar stützte, erschien das dem Vortrag zu Grunde gelegte Thema überaus reichhaltig und fesselnd auch für den gebildeten Laien, der sich mit den einschlägigen Fragen schon beschäftigte. Den Höhepunkt des Vortrags bil dete natürlich die Vorführung de» Grammophon- TranSmitter», jene« Apparates, welcher alle auf dem Ge biete des Fernsprechwesens und der Laulfixirung bis her erzielten Errungenschaften in sich vereinigt. Wäh rend der Benutzer des Telephons bekanntlich noch an den Gebrauch der Hörtrichter und der de» Pho nographen an denjenigen der Hörschläuche gebunden ist, ist man beim Grammophon-TranSmitter von beiden HilsSapparaten emanzipirt; derselbe stellt also einen entschiedenen Fortschritt gegen jene beiden dar. Der Herr Experimentaler übermittelte den Zuhörern mit telst seine» Apparates Musikstücke, Thierstimmen rc., welche vorher durch den Apparat ausgenommen wor den waren und jetzt, wie wenn da» Orchester eben erst seinen Marsch gespielt, oder der Hund eben-erst gebellt, die Katze eben erst gemiaut hätte, der gesumm ten Zuhörerschaft reproduzirt. Die Wirkung ist eine ganz erstaunliche und überraschende. Man wird sich sofort bewußt, daß man sich hier einer Erfindung oder eigentlich dem weiteren Ausbau einer Erfindung gegenübersieht, welche ohne Frage berufen ist, auch im praktischen Leben noch eine große Rolle zu spielen. E» ist wohl überflüssig, ausdrücklich hervorzuheben, daß Vortrag und Experimente von dem mit der ge spanntesten Aufmerksamkeit folgenden Publikum mit ehrendem Beifall ausgezeichnet wurden. — HundShübel. Au« dem Rechenschaftsbe richte der hiesigen seit 1838 bestehenden StaatSklöppel- schule vom Jahre 1892 sei Folgende« mitgetheilt: Am Unterrichte nahmen 25 Schülerinnen theil und wurden hauptsächlich schwarzseidene Barben und Hau ben sowie weiße Zwirnspitzen geklöppelt. Der Ge- sammtarbeitSverdienst betrug 309 Mk. 50 Pfg. und da« Gesammtsparguthaben 254 Mk. 81 Pfg. Die fleißigsten Schülerinnen verdienten sich 27 Mk.; da höchste Sparguthaben war 61 Mk. 2 Pfg. An Schul- gelvern gingen ein 51 Mk. 70 Pfg. Die Einnahmen beliefen sich im Ganzen, einschließlich der StaatSunter- stützung von 550 Mk. auf 706 Mk. 89 Pfg. und die Ausgaben auf 692 Mk. 10 Pfg., sodaß ein Kassen bestand von 14 Mk. 79 Pfg. für 1893 verbleibt. Nach langjähriger treuer Arbeit verstarb am 6. August die Lehrerin Frau Marie verw. Leistner, an ihre Stelle »rat am 1. Sept. Frl. Marie Meier au« Zschorlau. Zur Lokalinspektion gehören die Herren Fabrikant Paul Tröger al- Vorsitzender, Kircbschullehrer Lässig al» Schriftführer und Kassirer. Pfarrer Kräh und Bäckermeister Schneider. Dieselben führten im Jahre 1892 44 Revisionen auS. — Leipzig, 12. Februar. Al« ein weiteres Opfer de« Brandunglücks in der Schäfer'schen Restauration am Nenmarkt verschied infolge schwerer Verletzungen gestern Abend noch der 22jährige Buch handlungsgehilfe Hugo Bach von hier, der sich in jener Nacht ebenfalls in der genannten Schankwirth- schaft befunden hatte. Die beiden anderen Personen, eine Barbierswittwe und ein Dienstmädchen, die gleich falls erhebliche Brandwunden davontrngen, befinden sich auf dem Wege der Besserung. Heute Nachmittag sand vom Pathologischen Institute aus unter zahl reicher Antheilnahme die Beerdigung der Opfer de» Brandes statt, mit Ausnahme de« Korrespondenten Hahn, der nach seiner Heimath in Friedeberg in Bayern überführt worden ist. — Leipzig. Am Sonnabend sand eine gemein schaftliche Sitzung der von der Handelskammer und dem Hausbesitzerverein eingesetzten Kommissionen zur Hebung der Messen statt. Die Kommissionen einigten sich dahin, folgende Forderungen zur Erreichung de« von ihnen verfolgten Zweckes aufzustellen: 1) Ver kürzung der Messen auf drei Wochen, jedoch derge stalt, daß die EngroS-Woche wegfällt und der Detail verkauf bereits am ersten Sonntage beginnt. Die Messe wird am vierten Sonntage geschlossen. 2) Freie Rückfracht für die Meßgüter, GiltigkeitSdauer der TageSbillet« auf 10 Tage, sowie ein öfterer Eisenbahnverkehr zwischen Leipzig und dessen Umgeb ung. 3) Rege Agitation zur Heranziehung von Muster lagern. 4) Aushebung einer Rathsverordnung vom 14. März 1874, betreffend die Meßbelustigungen. 5) Einrichtung des Alten Gewandhauses zu Ber- kaufslagern und Comptoirs, Errichtung eines AuS- kunftSbureauS, Schaffung eines brauchbaren Mcß- adreßbucheS, Einrichtung von Hellen Meßräume» zu Musterlagern, Abschaffung der sogenannten Meß preise in den Hotel« und Restaurants, Einrichtung von Fachbörsen, Heranziehung von Kongressen u. s. f. — Schneeberg, 13. Februar. Unter Vorsitz des Herrn Bürgermeister Uv. von Wcydt fand gestern hier eine außerodentlich zahlreich besuchte, von den Konservativen und Deutsch - Sozialen einberusene Volksversammlung statt, in der Herr Fabrikant Ullrich au« Chemnitz über die jetzige Lage de« Mittelstandes und Handwerks sprach. Der 2'/rstündige Vortrag erregte, obgleich in manchen Punkten auch unter den Parteigenossen abweichende Meinungen vorhanden waren, soweit er namentlich volkSwirthschaftliche Fragen behandelte, da» lebhafteste Interesse. Der Redner erblickte vor Allem die Ursache für die so ungünstigen Verhältnisse des Mittelstände« der Jetztzeit in der großkapitalistischen Produktion, ferner in einer verfehlten wirthschaftlichen Gesetzgebung und in der eigenen Schuld de« Handwerks. Er berührte die so ungünstigen Kreditverhältnisse, unter denen der Mittelstand zu leiden hat, und ging nament lich auf die Auswüchse der Gewerbefreiheit ein, wobei er besonder« den unheilvollen Einfluß de» Juden- thumS auf unser wirthschaftlicheS Leben darlegte. Mit sehr energischen Worten trat er für den Befähigungs nachweis ein. In eingehender Weise behandelte her Redner ferner die ungünstige Lage der Landwirthschaft und betonte dann die dem Mittelstand besonder» feind liche vom Judenthum geleitete sozialdemokratische Be wegung. An der Diskussion betheiligten sich vier Sozialdemokraten. Ganz wie im Reichstage hörte man hier, wie die Frage nach der Einrichtung hetz sozialdemokratischen Zukunftsstaates thöricht sei, weil man nicht prophezeien könne. Der Befähigung»-