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Vermischte Nachrichten. — Solle» Kinder im Alter von drei bi« sechs Jahren die Haare kurz oder lang tragen? ES ist eine irrige Ansicht, daß das oftmalige Schneiden !de» Haupthaares für rie Gesundheit des Kopfes und des Haare- vortheilhaft sei. Den schlagendsten Be- iwei« von der Unhaltbarkeit dieser Anschauung liefern neue Naturvölker, welche nicht« so sehr verabscheuen, al« Haarschneidcn, und bei denen e« nichtsdestoweniger sang die Nachtigall ihr unvergleichliche« Lied der Liebesahnung, Liebeslust und Leid und drinnen lagen sich ein Paar edle, reine Menschenkinder wonnetrunken in den Armen und ihre Herzen kosteten das süße Ahnen der ersten Liebe, ihre beseligende Lust und ach! — ihren bitteren Leidenskelch. Durch das offene Fenster sandten die Rosen und Nelken ihren balsamischen Duft herauf und der Athem der Geliebten berauschte den Jüngling und die Jung frau — der lange, innige Kuß ihres Erwählten. Alles bauchte Liebe, Liebe!" »ES wird Zeit, Geliebter! Geh, geh! Bald graut der Tag, bald sendet die Sonne ihre Strahlen zwischen den Bäumen und den Felsen der Abtei her nieder !" „Noch einen Kuß, mein Herz, mein Annerl — und Muth, Muth!" „Möge Dir der Morgen Trost und Beruhigung bringen!" Nachdem der Legionär vorsichtig auSgelugt und nichts Verdächtiges entdeckt, schwang er sich wieder aus dein Fenster herab auf die Mauer. „Gute Nacht!" hauchte Anna. „Annerl! So muß ich scheiden?" war die leise, geflüsterte Antwort. Dann beugte sich ein Lockenkopf aus dem Fenster nieder und der Geächtete drückte einen letzten heißen Kuß aus die warmen Rosenlippen seines Mädchen». Dann war er mit einem gewandten Sprunge wieder im Garten und von da über die Mauer auf der Straße. Behutsam schritt er dem HauSthor zu das sich leise knarrend öffnete und hinter dem Hineinschlüpfen den schloß. Menschen hatten die Liebenden nicht beobachtet, kein Lauscher konnte sie verrathen; nur die Sterne waren stumme Zeugen ihres Stelldicheins gewesen und der verschwiegene Mond hielt ihnen die Leuchte. Die Morgensonne war kaum hinter den Zinnen der Abtei und den Wipfeln der Bäume cmporge- stiegen und sandte ihre ersten Strahlen aus die grünen Auen und die sich ewig unaufhaltsam dahinwälzenden Wogen des majestätischen DonaustromeS, als es im Melker Posthause schon lebendig wurde und rege Ge schäftigkeit und das Geräusch de« Tages die nächtliche l Stille verdrängten. Die Postknechte putzten und strie gelten ihre Pferde, warfen ihnen Futter in die Krippen und ritten sie dann an die Donau zur Tränke. Franz, sonst stets der erste am Platze und der rührigste von Allen, erschien heute zuletzt im Stalle I mit angeschwollener Wange und verbundenem Kopfe. I „Hoho, Franzl! WaS ist mit Dir g'schehen? I Hat Dich die Vampry g'bissen oder die Drude ge- I ritten?" fragten seine Kameraden, als sie des Ver- I späteren mit dem angeschwollenen Kopfe und den krank- I haft veränderten GesichtSzügcn ansichtig wurden. — I „Meiner Treu!" rief der alte Stephan: „Du bist ! gar nicht wieder zu erkennen! WaS ist Dir begeg net?" „Weiß ich'S?" versetzte der junge Postillon mit fast kläglicher Stimme, „erst bekam ich ein furcht- l bares Zucken und Reißen im Kopfe, dann ein Brennen und dann schwoll mit einem Male die Backe dick an I — und es war mir, als sollt' mir der Schädel zer- I springen. Auch hör' ich auf der Seite gar nichts ! und fürcht' ich, eS wird mir auch noch das Äug' an- I greifen." „Das geht nicht mit rechten Dingen zu!" meinte I Oswald, der zweite Stallknecht. „Du bist verhext, I Dich hat eine Hexe beschrieen! Da« ist keine natür- I liche Krankheit! Du solltest heute gar kein Pferd I anrühren. UebrigenS weiß ich Dir ein Mittel: I Draußen vorm Thor, wo eS nach dem Wachtberge »geht, am Saume des Gehölzes, wohnt ein alter I Schäfer, der treibt insgeheim die schwarze Kunst und I weiß auch Mittel gegen das Bcschreien." R Der Franzl, der die Ursache seiner Verunstaltung "recht wohl kannte, mußte sich auf die Zunge beißen, Jsonst hätte er seinen abergläubischen Kameraden laut in» Gesicht gelacht. „Laßt mich mit Eurem Rathe in Ruh," sagte er, „ich halte nichts von all' den Al fanzereien und den Sagen vom Blocksberge, vom U Hcxentanze und der Besenfahrt durch die Lüste. Das »sind eitle Erfindungen müßiger Köpfe." „DaS meine ich auch, Franz!" sagte bedächtig ein Rdritter Kamerad, Schwalbe geheißen, „Aberglauben, nichts als Aberglauben! Aber — sozusagen — so vom bösen Blick gewisser Leute, das hat seine Richtig- ' keit — sozusagen und ich bleibe dabei -, und eS » wird ihm noch Acrgerc« begegnen — sozusagen — das ist nur ein Vorspiel — sozusagen — zu einem L viel größeren Unheil!" (Fortsetzung folgt.) die wenigsten Glatzköpfe giebt. Umgekehrt wiederum ist da« Haarschneiden bei unserem Militär sehr im Schwünge, aber wo findet man mehr kahle Hiiupter, al« unter unseren alten Kriegern? Freilich schiebt man die Schuld hieran auf die schwere Kopfbedeckung derselben, aber unsere Vorfahren im Alterthum und im Mittelalter trugen viel gewichtigere Helme und waren trotzdem vom Ausfallen der Haare größtentheil» verschont, eben weil sie da« Haar nicht kurz, sondern lang trugen. E« mangelt an Raum, über die Art und Weise des WachstbumS des Haares und dessen Ernährung näher einzugehen, nur da« Eine sei hier bemerkt, daß da« Haar, je öfter man eS schneidet, um so spröder wird und desto leichter ausfällt. ES ist daher eine ganz verfehlte Methode, den Kindern zum besseren WachSlhum des Haare« dasselbe zu scheercn. Man erreicht damit gerade das Gegentheil dessen, WaS man beabsichtigt. Nur im Falle de« Auftretens von Kopskrankheiten kann zur Scheere gegriffen werden, da bei solchen die Haare eineStheil« ohnehin auszufallen pflegen, anderniheil« die Behandlung dieser Krankheiten bei langem Haar nur schwer möglich ist. DaS ein zige Moment, das gegen das lange Haar sprechen könnte, ist die Ansammlung von Ungeziefer in solchem. Wer jedoch die Regeln der Reinlichkeit nie außer Acht läßt, kann sich und seine Kinder ohne große Mühe vor dieser Gefahr bewahren. Auch spricht der Um stand, daß das weibliche Geschlecht viel seltener am Mangel von Haaren zu leiden hat, für das Lang tragen derselben. — Die rauchlose Lokomotive. Nach dem rauchlosen Pulver ist nun auch die rauchlose Lokomo tive erfunden. Der Wiener Ingenieur Theodor Länger ist der Erfinder und seine Erfindung, der Langer'sche Rauchverzehrer, besteht im Wesen darin, daß oberhalb de« Rostes an der Lokomotive atmosphärische Luft in den Heizraum geführt wird, woselbst die vollständige Verbrennung der Rauchgase bewirkt wird. Ein Kreis schieber, dessen Spalten sich beim Oefsnen der Heiz- Ihür automatisch und fächerförmig ausbreiten und dessen allmähliche Schließung durch einen „Katarakt" ebenfalls selbstthätig erfolgt, gestattet der Luft den Eintritt in den Heizraum. Die Strahlen eines Dampf- schleierrohre« zwingen die Rauchgase, zur Heizthür zurückzuströmen, wo sie durcheinandergewirbclt sich mit der eingcsogenen Luft mengen und verbrennen, so voll ständig verbrennen, daß man schon erfolgreiche Ver suche unternehmen konnte, bei Benützung dieses Rauch verzehrers alle Funkensangapparate zu beseitigen. Der Kreisschieber bleibt je nach der Qualität der verwen deten Kohle längere oder kürzere Zeit geöffnet. Je geringwerthiger die Kohle, desto größer ist die Erspar- niß an Brennmaterial. Im Durchschnitte beläuft sich der hierdurch gewonnene Vortheil auf ein Zehntel des Kohlcnverbrauches, sovaß, wenn man die Feuerungs kosten einer Lokomotive im praktichen Betriebe mit 600 fl. monatlich veranschlagt, der 600 fl. kostende Apparat in längsten« einem Jahre amortisirt erscheint. Die Bedienung deS Rauchverzehrers verursacht dem Maschinenpcrsonal nicht die geringste Mühe, denn er arbeitet automatisch. Der Apparat kann in zwei Tagen an allen Maschinen ohne Unterschied de« Systems angebracht werden. — DerAlligator alSHauSthier. Für die Alligatoren Louisianas und Floridas, schreibt der „Louisville Anzeiger", komint eine freudenreiche Zeit. Wenn man Jemand erzählt, daß in diesen Ländern eigene Alligatoreuzuchlvereine angelegt werden, so kommt man sicher in den Verdacht, ein Abkömmling des berühmten Frhrn. v. Münchhausen zu sein. Ganz ungerechter Weise, denn die Sache verhält sich wirk lich so. Seit ungefähr zwei Jahrzehnten haben näm lich ungezählte Schaaren von Jägern auf die Alli gatoren mit solchem Erfolge Jagd gemacht, daß gegen wärtig gelegentlich einer Untersuchung der Flüsse und Seen Louisiana» nur sehr wenige junge Thiere ge funden wurden. In früheren Zeilen kamen Exemplare von mehr als 12 in Länge zur Strecke; heute sind 4—5 in lange Tiere schon selten. Allerdings hob sich uiit dem Zurückgehen der Alligatoren der Fischbestand, aber andererseits nahm auch die Menge der Wasser ratten in einer geradezu erschreckenden Weise überhand. Und was das Wichtigste ist, die Alligatorenhaut bildete den Rohstoff für eine reich entwickelte und sehr lukra tive Jndustic. Schuhwerk, Reisetaschen, Portemonnaies u. s. w. au« Krokodilleder waren im Handel sehr ge sucht, mit dem Aussterben der Alligatoren drohte dieser Industrie die Vernichtung. Da« ist den Leinen in Louisiana und Florida sehr unangenehm und sie kommen plötzlich zu völlig veränderten Ansichten über den Charakter der Alligatoren. In ihren Augen giebt es jetzt kaum harmlosere Geschöpfe als diese. ES ist aller dings nicht zu leugnen, daß diese Amphibien manch mal auch Menschen ang'-eifen; aber e« geschah die« doch höchst selten. Im allgemeinen begnügen sich die Alligatoren mit einem Schweinchen oder einem Schäf- lein und dergleichen Gethier, und daß sie die Wasser ratten mit Vorliebe verspeisen, wird ihnen noch be sonder« hoch angerechnet — kurz, die Alligatoren er freuen sich gegenwärtig einer ausgezeichneten Werth- fchätzung in ganz Louisiana und Florida; sie müssen dem Lande um jeden Preis erhalten bleiben. Des halb hat man für sie nicht nur eine Schonungszeit festgesetzt, sondern man hat sogar, wie erwähnt, eigene Alligatorenzüchtereien angelegt. So hat da- Krokodil alle Aussicht, ein ehrsame« Haustier und damit der Freund der Menschen zu werden. — Al» die Deutschen Pari« belagerten, so erzählt der „Deutschen Romanztg." ein Offizier aus seinen Kriegserinnerungen — wurden von ihnen Feldschanzen, Wolfsgruben, Astverhaue und Draht gitter angelegt, um den Unternehmungen des Feinde« dadurch längeren Widerstand entgegensetzen zu können. Einst bei einem Ausfall der Franzosen führte ein feindlicher Offizier seine Mannschaften nach rechts, indem er fortwährend rief: „L ckroite, L clroite!" (nach recht«). Ein biederer Schlesier, der diesen Rus hörte, wandte sich zu seinem Nebenmann, indem er auf den Drahtverhau deutete, der in ihrer unmittel baren Nähe lag, und sagte: „Siehste, Korle, da hat da« Aastel doch das Drahte! gesehen. — Ihr erster Gedanke. „DaS Heirathen muß doch für Euch Männer ein wahre« Glück sein, sonst wären z. B. nicht alle europäischen Fürsten verheirathet". — „Mit Ausnahme eine« einzigen!" — „Nun ja, ich möchte aber auch nicht sehen, wie bei dem der Staub auf dem Thronsessel herumliegt". — Immer Geschäftsmann. „Sieh' nur, Malvine, wie großartig dieser eine Stern dort links am Firmament aus der Million seiner Konkurrenten herausfunkelt!" — Zeitbildchen. „Sagen Sic, Herr Wirth, ist denn bei Ihnen in aller Frühe immer so 'n Radau?" — „O nein, erst seit Einführung der Sonntagsruhe!" — Zur Affenfrage. „Vater, ist e» denn wahr, daß der Mensch vom Affen abstammt?" — „Nein, mein Kind, jeder Mensch kommt als Mensch auf die Welt; ein Affe wird Mancher erst später!" Die Thatsache, daß die Fischbestände in zahlreich fließenden Gewässern zufolge des andauernden Wassermangels der letzten Jahre ganz erheblich gelitten haben, ja vielfach, namentlich in solchen Wasserläusen, die durch Abwässer von anliegenden industriellen Anlage» verunreinigt werden, gänzlich vernichtet wurden, hat de» Sächsischen Fischerei-Verein zu der Erkennt- niß geführt, daß die Kleinteichwirthschast mehr als zeither ange regt und gefördert werden müsse. Zu den: Zwecke hat er der Schönfeld'schen Verlagsbuchhandlung, Dresden, Lindengasse, ein kleines populär geschriebenes und nut 24 Abbildungen aus gestattetes Schriftchcn zum Vertriebe übergebe» unter dem Titel: Anleitung zum Bau und zur Bewirthschast- ung von kleineren Teichanlagen bearbeitet unter Mit wirkung von Rudolf Georg Linke vom Sächsischen Fische rei-Verein. Dieses Schriftchen, welches zu dem äußerst billigen Preis von 80 Pf. durch jede Buchhandlung bezogen werden kann, bietet Jedem, der über einen reinen Quell oder kleineres oder größeres fließendes Wasser verfügt die Möglichkeit, sich darüber zu belehren und Einrichtung zu treffen, wie dieses Wasser mit Hilfe der Fischzucht und ohne Aufwendung größerer Anlage- kavitale ertragreich gemacht und seihst in trockne» Jahren nutz bar erhalten werden kann. Es giebt ferner Anleitung über das Abfischen, den Transport, die weitere Aufbewahrung und Ernährung der Fische, sowie über die Anlaaekosten und Ren tabilität von Kleinteichwirthschafteii. Gerade in einem industriellen Lande wie Sachsen und zu einer Zeit, wo eine Bodenrente durch Landwirthschasllichen Be trieb kaum noch zu erzielen ist, möge jeder Fischwasserbesitzer prüfen und erwägen, ob er das zeither todtliegende Kapital, welches er in einem scheinbar unbedeutenden Wasserlaufe besitzt, nicht nutzbarer machen kann, indem er eine Kleinteichwirthschast einrichtet. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 20. bis 26. Mai 1894. Geboren: 122) Dem Pinselmacher Gustav Ludwig Möckel hier 1 T. 123) Dem Streckenarbeiter Franz Eduard Preuß in Neuheide I T. 124) Dem Eisenschmelzer Ernst Wilhelm Heinz in Schönheiderhammer 1 S. 125) Dem Bürstenpolirer Friedrich Max Röder in Schönheiderhammer I T. 126) Dem Bäcker Franz Eduard Möckel hier 1 T. 127) Dem ans. Bürsten fabrikarbeiter Ludwig Alban Leistner hier 1 T. 128) Dem Bürstenfabrikarbeiter Ernst Albin Klötzer hier 1 T. 129) Dem Schneider Georg Wurdak hier I S. ISO) Dem Wollwaaren- drucker Ferdinand Adolf Gnüchtel in Schönheiderhammer I S. 131) Der unverehel. Bürsteneinzicherin Anna Marie Seidel hier 1 S. 132) Dem ans. Oeconom Friedrich Hermann Möckel hier 1 T. Aufgeboten: 35) Der Fleischer Max Hermann Meyer in Niederdors bei Stollberg mit der Wirthschastsgehilfin Elise Auguste Männel hier. Eheschließungen: Vacat Gestorben: 101) Der Kaufmann Robert Hugo Klötzer hier, 39 I. 102) Christiane Louise verw. Weigel geb. Korb hier, 73 I. 103) Rosa Amalie Röder geb. Leistner in Schön heiderhammer, 30 I. ikhemnitzer Marktpreise vom 26. Mai 1894. s 7 Mk. 40 Ps.pr. 50K-.lv, 6 - 20 - - - - 6 » 20 » » - - 6 - 10 - - - - 5 - 25 » - - - 8-20---» 7-45-«-- 9 - 20 > - » - 7-50-»»- 6-50»--- 1 - 90 » - - - r - 80 - - 1 - b 75 « 95 2 20 70 80 50 70 20 05 70 90 « 5 5 Heu Stroh Kartoffeln Butter 5 7 6 7 Mahl-ü. Futtererbsen 7 S Weizen, fremde Sorten 7 Mk. 25 Ps. - weiß u. bunt — - — » - sächs. gelb Weizen Roggen, preußischer - sächsischer - russischer Braugerste Futtergerste yaser sächsischer - preußischer - d.Reg.besch. Kocherbsen